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China und Indien
Wie zwei Nachbarn um den Indischen Ozean konkurrieren

Die Präsenz chinesischer Kriegsschiffe im Indischen Ozean hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Sicherheit einer wichtigen Schifffahrtsroute für chinesische Öltanker. Indien ist von dieser Entwicklung zunehmend beunruhigt.

Von Bernd Musch-Borowska | 27.02.2021
Der chinesische Flugzeugträger Shandong
Der chinesische Flugzeugträger Shandong: Indien fühlt sich von seinem Nachbarn zunehmend bedroht (dpa / XinHua / Li Gang)
Eine Militärübung der chinesischen Kriegsflotte im Indischen Ozean: Das chinesische Staatsfernsehen CCTV veröffentlichte in den vergangenen Jahren immer wieder Filmmaterial, auf dem Kriegsschiffe der Volksbefreiungsarmee PLA bei Einsätzen in den Gewässern zwischen dem Arabischen Meer und dem Golf von Bengalen zu sehen waren. Den Angaben zufolge wurden dabei auch Kanonenübungen mit scharfer Munition durchgeführt und die Einsatzbereitschaft der Mannschaften im Alarmfall durchgespielt.
Die Präsenz chinesischer Kriegsschiffe im Indischen Ozean hat in den vergangenen Jahren offenbar zugenommen. Indien, das die Gewässer zwischen dem Horn von Afrika auf der einen Seite und der Andamanen-See auf der anderen Seite, bis zur Einfahrt in die Straße von Malakka, als den eigenen Hinterhof betrachtet, ist beunruhigt. Admiral Sunil Lanba, der frühere Stabschef der indischen Navy, bei einer im Internet verbreiteten Diskussionsrunde des Instituts für Chinesische Studien in Delhi, im Oktober vergangenen Jahres:
"Es befinden sich ständig sechs bis acht chinesische Kriegsschiffe im Indischen Ozean. Davon drei im Rahmen eines Einsatzes gegen Piraten, unter anderem vor dem Horn von Afrika und drei oder vier auf Erkundungsfahrten, zur Spionage in der Andamanen-See oder im Rahmen von Vermessungen am Meeresboden. Manchmal sind es noch mehr. Im Sommer 2017 waren einmal 14 bis 16 Schiffe der chinesischen Navy gleichzeitig im Indischen Ozean."

China hat die weltweit größte Flotte

Zahlenmäßig hat die Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee inzwischen die größte Flotte der Welt. Nur im Bereich der Schiffstonnage, also der Größe der Schiffe und der Feuerkraft, ist die US-Navy weltweit an erster Stelle und nach Schätzungen des "Centers for International Maritime Security", doppelt so stark wie die chinesische.
Wie aus dem jüngsten Militär- und Sicherheitsbericht des US-Verteidigungsministeriums hervorgeht, verfügt die Volksrepublik China über mehr als 350 Kriegsschiffe, darunter Patrouillenboote, Fregatten und Zerstörer sowie mehr als 50 U-Boote. Davon mindestens vier mit Raketen bestückte U-Boote mit Nuklearantrieb.
Dieser Hintergrund ist Teil der Sendereihe "Maritime Machtspiele".
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Auch zwei Flugzeugträger gehören inzwischen zur chinesischen Kriegsflotte. 2012 kaufte die Regierung in Peking den einstigen ukrainischen Flugzeugträger, die Liaoning. Fünf Jahre später, in 2017, wurde dann der erste in China gebaute Flugzeugträger fertig gestellt. 2019 wurde die Shandong in Betrieb genommen. Rund 70.000 Tonnen schwer, mehr als 300 Meter lang. Platz für knapp 2.000 Mann Besatzung und für 24 Kampfflugzeuge.
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Rüstungsproduktion: "China baut seine militärische Macht aus"
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Auf dem Deck der Liaoning kündigte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im April 2018 vor der angetretenen Besatzung die Neuausrichtung der maritimen Streitkräfte an:
"Der Aufbau einer starken Marine ist seit Generationen der sehnlichste Wunsch der chinesischen Nation. Und er ist die Grundlage für die Realisierung des chinesischen Traums einer nationalen Erneuerung. Der Aufbau starker maritimer Streitkräfte war noch niemals so wichtig wie heute."
Die Marine der Volksbefreiungsarmee, die vor der Küstenwache und der maritimen Miliz an der Spitze der Seestreitkräfte steht, solle auf Weltklasseniveau ausgebaut werden, so Xi Jinping.
"Wir dürfen nicht nachlassen, die Marine der Volksbefreiungsarmee zu modernisieren. Wir müssen den Innovationsprozess vorantreiben und mutig daran arbeiten, die Marine der Volksbefreiungsarmee auf Weltklasseniveau zu bringen."

Chinas Aufbau einer Seemacht

Der Ausbau einer Seemacht sei eine wichtige Garantie für den Wohlstand und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. China als Seemacht mit mehr als 18.000 Kilometern Küste und drei Millionen Quadratkilometern Meeresfläche sei zudem einem immer heftigeren Kampf um die Rechte des Seeverkehrs ausgesetzt, heißt es im Redetext, der auf der Internetseite der chinesischen Volksbefreiungsarmee veröffentlicht wurde. Bis zum Jahr 2035 wolle China die Modernisierung seiner Streitkräfte abschließen und das Ziel einer Weltklasseseemacht verwirklichen.
Die offiziellen Zahlenangaben umfassen dabei offenbar international umstrittene Meeresgebiete und Küstenabschnitte, unter anderem die der Republik Taiwan, die wegen der von Peking aus betriebenen Ein-China-Politik von den meisten Mitgliedsländern der Vereinten Nationen nicht anerkannt wird, auch von Deutschland nicht.
Kompetenzzentrum in Konstanz: China verstehen lernen
Chinas Bedeutung als Wirtschaftspartner wächst und wächst. In Konstanz hat man darauf reagiert: mit einem China-Kompetenzzentrum an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung. Auch schwierige Themen wie die Menschenrechte stehen auf der Agenda.
Xi Jinping sei seinem Traum von einer maritimen Weltmacht ein ganzes Stück nähergekommen, so der China-Experte Andrew Erickson vom US Naval War College in Rhode Island. China werde seine Flugzeugträger strategisch nutzen, auch im Indischen Ozean, sagte Erickson in einer Videodiskussion des China Maritime Studies Institute (CMSI).
"Es reicht schon, wenn China seinen ersten, kleinen Flugzeugträger in andere Gewässer entsendet, um Flagge zu zeigen und Eindruck zu machen. Das hat eine große symbolische und psychologische Wirkung."
Indien sei schon immer besorgt gewesen bezüglich fremder Kriegsschiffe im Indischen Ozean, so der China-Experte Harsh V. Pant von der Observer Research Foundation (ORF), einem politischen Think-Tank in Delhi. Doch die seit etwa zwei Jahrzehnten zunehmende Präsenz der chinesischen Flotte habe sich das Szenario für Indien komplett verändert.
"Indien hat sich militärisch immer auf seine nördlichen Grenzen konzentriert. Die Gefahr von Pakistan und von China war immer kontinental geprägt. Jetzt wird die Herausforderung maritim und Indien muss die Schlagkraft seiner Navy verstärken."

Indien ist militärisch deutlich unterlegen

Militärisch ist die indische Marine der chinesischen deutlich unterlegen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Delhi verfügt Indien über 150 Kriegsschiffe und U-Boote sowie einen Flugzeugträger. Indien setze deshalb auf die enge Kooperation mit seinen Verbündeten, diplomatisch und auch militärisch, so Harsh V. Pant. Und gehöre zu den größten Unterstützern der Idee eines indo-pazifischen Raums, der sich auch Deutschland angeschlossen hat. Ein wirtschaftliches und politisches Bündnis der Anrainerstaaten des Indischen Ozeans, zusammen mit den südost- und ostasiatischen Staaten, bis über den Pazifischen Ozean hinweg nach Amerika.
"Indien versucht, den Indischen Ozean in das größere politische Blickfeld zu rücken. Die Idee des Indo-Pazifiks gibt Indien einen größeren Spielraum gegenüber China. Früher wurden der Indische Ozean und der Pazifische Ozean getrennt betrachtet, aber jetzt steht Indien im Zentrum der maritimen Machtbalance zwischen Asien und dem Westen, wodurch der Druck auf China verstärkt werden kann."
Chinas Militärstrategie, die von der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur XINHUA veröffentlicht wurde, umfasst unter anderem das Konzept der so wörtlich "aktiven Verteidigung". Die Streitkräfte werden demnach in den Dienst der strategischen Ziele des Staates gestellt, mit einer weit gefassten Interpretation, was nationale Sicherheit bedeutet. Es gehe darum, Krisen zu verhindern, heißt es dort, und Kriege zu vermeiden oder zu gewinnen.
Die Gründe für Chinas wachsende Präsenz im Indischen Ozean seien vielfältig, so die Einschätzung der China-Expertin Oriana Mastro vom American Enterprise Institute, einem US-Think Tank in Washington. Die Interessen Chinas im Indischen Ozean seien völlig anders gelagert, als etwa die im Südchinesischen Meer, das die Volksrepublik zu ihrem primären Einflussbereich zähle, so Mastro in einer im Internet publizierten Anhörung im US-Repräsentantenhaus im Juni vergangenen Jahres.
"Unter Xi Jinping hat China seine maritimen Ambitionen über das Südchinesische Meer hinaus ausgeweitet. In einem Weißbuch im Jahr 2019 hat China erstmals von der Transformation seiner Seestreitkräfte gesprochen. Von einer Navy zur Verteidigung der sogenannten nahen Gewässer hin zu einer Navy zum Schutz der fernen Gewässer. Dem Schutz der maritimen Interessen wurde damit der gleiche Stellenwert beigemessen, wie der territorialen Integrität des Landes. Im Indischen Ozean will China vor allem seine Seehandelswege schützen sowie seine wirtschaftlichen und politischen Interessen."

Für China ist die Route sehr wichtig

China ist heute mehr als noch vor 20 Jahren von Ölimporten aus den Golfstaaten angewiesen. Die Routen der Öltanker für den Rohölbedarf der wachsenden chinesischen Wirtschaft verlaufen durch zahlreiche Seegebiete: vom Persischen Golf über das Arabische Meer bis zur Südspitze Indiens, vorbei an Sri Lanka und weiter durch den Golf von Bengalen, entlang der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen über die Straße von Malakka nach Singapur, von wo aus es ins Südchinesische Meer geht. Bis hinauf zum chinesischen Festland.
Die Sicherheit chinesischer Öltanker und Containerschiffe entlang dieser für Chinas Wirtschaft lebensnotwendigen Schifffahrtsroute steht im Mittelpunkt der chinesischen Aktivitäten im Indischen Ozean. Zur Absicherung seiner Handelswege hat die Volksrepublik China eine ganze Reihe von Häfen im Indischen Ozean akquiriert, die wie Perlen auf einer Perlenkette in den Gewässern zwischen dem Horn von Afrika und der Straße von Malakka platziert sind.
Grafik zeigt die sogenannte "String of Pearls", das maritime Pendant zur chinesischen Seidenstraße
Die sogenannte „String of Pearls“ ist das maritime Pendant zur chinesischen Seidenstraße (Deutschlandradio )
Die sogenannte "String of Pearls", das maritime Pendant zur chinesischen Seidenstraße, umfasst einen großen Hafen in Dschibuti, im Golf von Aden, einen weiteren in Gwadar, an der Südküste von Pakistan, außerdem Hambantota, das umstrittene Großhafenprojekt in Sri Lanka, und Kyaukpyu in Myanmar.
Die Volksrepublik sichert also nicht nur auf hoher See ihre Handelsrouten ab, sondern auch wirtschaftlich – indem sie mit Milliardeninvestitionen und großzügigen Krediten Anrainerstaaten zu politischen und wirtschaftlichen Partnern gemacht hat. Diese Investitionen seien allerdings völlig intransparent, kritisiert Abhijit Singh, Experte für maritime Sicherheitspolitik, ebenfalls tätig am indischen Think-Tank Observer Research Foundation (ORF) in Delhi.
"Niemand weiß genau, wofür das Geld in diesen Ländern verwendet wird, was da überhaupt gebaut wird, ob zivile Häfen oder militärische. Und China geht dabei sehr klug vor, ohne großes Aufsehen. Es sieht alles ganz ruhig aus im Indischen Ozean, aber unter der Wasseroberfläche brodelt es gewaltig."

Indien setzt zunehmend auf wirtschaftliche Partnerschaften

Um der Expansion des Rivalen China etwas entgegenzusetzen, hat Indien in den vergangenen Jahren nicht nur seine wirtschaftlichen Partnerschaften vorangetrieben und seine militärischen Streitkräfte aufgerüstet, sondern auch seine diplomatischen Bemühungen verstärkt. Angesichts seiner zentralen Lage und einer Küstenlinie von mehr als 7.500 Kilometern Länge am Indischen Ozean sei Indien an einer engen Zusammenarbeit mit den anderen Anrainerstaaten besonders interessiert, betont Verteidigungsminister Rajnath Singh. Nur so könne die Zukunft für die Indian Ocean Region (IOR) gesichert werden, sagte Singh Anfang Februar bei einer Klausursitzung der Verteidigungsminister der Länder am Indischen Ozean im südindischen Bangalore. Und er bot den Nachbarländern modernste Waffensysteme an:
"Indien ist bereit, seinen Nachbarn rund um den Indischen Ozean verschiedene Raketensysteme zu liefern, Hubschrauber, Transportflugzeuge, Kriegsschiffe und Patrouillenboote, sowie Artillerie-Systeme, Panzer, Radargeräte und andere elektronische Waffensysteme."
Die veränderte Sicherheitslage im Indischen Ozean beunruhigt auch die USA. Chinas zunehmende Präsenz könnte US-Interessen durchaus gefährlich werden, meint die China-Expertin des US-Think-Tanks American Enterprise Institute, Oriana Mastro, während einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus per Video.
Soldaten an Bord einer vietnamesischen Küstenwache beobachten ein chinesisches Patroullienboot  (2014).
Pekings Imperialismus: Der Konflikt im Südchinesischen Meer
Das Südchinesische Meer ist Schauplatz zunehmender internationaler Spannungen: China beansprucht den größten Teil der Region für sich, was in den Anrainerstaaten umstritten ist. Bei dem Konflikt geht es um Fischgründe, Öl- und Gasreserven – und die Kontrolle einer der bedeutendsten Schifffahrtsrouten der Welt.
"Chinas Politik im Indischen Ozean ist etwas lockerer als etwa im Südchinesischen Meer. Im Indischen Ozean hat die Volksrepublik keine direkten Rivalen und keine territorialen Konflikte. Aber durch die Umwandlung der chinesischen Kriegsflotte zu einer Schutzflotte für die chinesischen Handelswege werden die Kriegsschiffe aufgerüstet mit weitreichenden Waffen und Luftabwehrsystemen für Einsätze, weit entfernt von den Heimathäfen. Damit könnten in der Zukunft kleinere Länder im Indischen Ozean in eine Bedrohungslage geraten. Außerdem könnte China mit Hilfe dieser Schiffe Informationen über US-Schiffsbewegungen sammeln und in Zukunft bei einem möglichen Konflikt US-Positionen in Gefahr bringen."
Die neue US-Regierung unter Präsident Joe Biden positioniert sich klar an der Seite Indiens. Indien sei der wichtigste Partner der USA im indo-pazifischen Raum, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, Anfang Februar bei einem Pressebriefing in Washington. Die USA begrüßten Indiens Rolle als globaler Machtfaktor und Sicherheitsgarant in der Region.

Diplomatische Beziehungen zwischen Indien und China sind angespannt

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Indien und China sind seit langem angespannt. Und auch die Trump-Administration stand dabei immer auf der Seite Indiens. Seit etwa einem Jahr eskaliert ein Grenzkonflikt zwischen beiden Ländern zu Land. Es geht um das Himalaya-Gebirge. Dort ist es in den vergangenen Monaten schon mehrfach zu Zusammenstößen zwischen indischen und chinesischen Grenztruppen gekommen.
Im Juni vergangenen Jahres hat es bei bewaffneten Auseinandersetzungen am Galwan-Fluss auf beiden Seiten Tote und Verletzte gegeben. Eine offizielle Staatsgrenze zwischen Indien und China gibt es im Himalaya-Gebirge nicht, stattdessen mehrere Linien, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert von den britischen Kolonialherren gezogen wurden. Umstritten ist unter anderem der Verlauf der sogenannten Line of Actual Control (LAC). Sie trennt den Norden und Nordosten Indiens von der von China kontrollierten Autonomen Region Tibet. Im Streit um den Verlauf der LAC führten beide Länder Ende 1962 einen Krieg, der mit einem Waffenstillstand, aber nicht mit einem Friedensvertrag beendet wurde.
Bodh Kharbu in der Region Ladakh im indischen Bundesstaat Kaschmir. 
Grenzkonflikt im Himalaya: Kalter Krieg zwischen Indien und China
Seit Jahren gibt es Streit um den Grenzverlauf zwischen dem indischen Hochgebirgs-Territorium Ladakh und der von China kontrollierten Autonomen Region Tibet. Bei Zusammenstößen entlang der inoffiziellen Grenzlinie kamen zuletzt im Juni Dutzende Soldaten ums Leben. Die Menschen in Ladakh fürchten eine Eskalation.
Diese territorialen Unklarheiten an Land machen sich auch auf hoher See bemerkbar. Chinas Militärpräsenz im Indischen Ozean verstärkt das Gefühl der Bedrohung, das in Indien ohnehin besteht. Dabei wird die Volksrepublik China, die seit Jahren als politischer und wirtschaftlicher Machtfaktor und militärisches Gegengewicht zur globalen Supermacht USA an die Spitze strebt, nicht nur von Indien, sondern auch von vielen Ländern der westlichen Welt mit Argwohn beäugt. Das transatlantische Bündnis müsse darauf reagieren, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der virtuellen Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar:
"China ist auf der einen Seite systemischer Wettbewerber, auf der anderen Seite brauchen wir China für die Lösung globaler Probleme, wie das Thema Klimaschutz und das Thema Artenvielfalt. Und China hat in den letzten Jahren eben auch an globaler Schlagkraft gewonnen. Und dem müssen wir als transatlantisches Bündnis und als Demokratien der Welt etwas an Taten entgegensetzen."
Das gilt auch für die chinesische Präsenz im Indischen Ozean. Zusammen mit den USA und Japan hielt Indien im Oktober vergangenen Jahres das alljährliche gemeinsame Seemanöver im Indischen Ozean ab, erstmals unter Beteiligung der australischen Navy. Die sogenannte Malabar-Exercise wurde 1992 ins Leben gerufen, als gemeinsame Übung zwischen Indien und den USA. Seit 2015 ist Japan mit dabei und jetzt auch Australien.

Multinationale Übung im Indischen Ozean

Anfang dieses Jahres gab es eine weitere multinationale Übung von Seestreitkräften im Indischen Ozean. Genau genommen im Arabischen Meer, vor der indischen Westküste. Die Nachrichtenagenturen Reuters und AP verbreiteten Filmmaterial von dem Seemanöver, an dem zahlreiche Zerstörer und Fregatten zum Einsatz kamen.
Kriegsschiffe und militärische Vertreter aus 45 Staaten, darunter China, Großbritannien und den USA, nahmen an der Militärübung AMAN 2021 teil. Erstmals war auch Russland mit Schiffen seiner Schwarzmeerflotte beteiligt.
Gastgeber des seit 15 Jahren stattfindenden Manövers war Pakistan. Pakistans Erzfeind Indien war nicht dabei. Das Gefühl der Bedrohung durch fremde Kriegsschiffe vor seinen Küsten dürfte sich in Indien dadurch weiter verstärkt haben.