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Corona-Krise in Australien
News für Aborigines

Australien steht in der Corona-Krise recht gut da. Doch eine Bevölkerungsgruppe ist besonders gefährdet: die rund 500.000 Ureinwohner. Viele leben in beengten Verhältnissen oder leiden unter chronischen Krankheiten. Mit einem eigenen Radioprogramm sollen die Aborigines informiert werden.

Von Andreas Stummer |
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CAAMA Radio sendet aus dem Zentrum von Australien (imago/robertharding/CAAMA Radio)
Studio 2 in der Aborigine-Radiostation CAAMA in Alice Springs, Zentralaustralien. Das Rotlicht ist an, die Aufnahme läuft. Redakteurin Nanette Cox liest Glenn Sharp auf englisch die neuesten Coronavirus-Verhaltensregeln der Regierung vor, der Aborigine vom Stamm der Luritja übersetzt sie in den lokalen Ureinwohner-Dialekt, der 600 Kilometer weit weg, am Rand der Tanami-Wüste, gesprochen wird.
Glenn ist einer der Übersetzer, bei 17 Ureinwohnerdialekten im Nordterritorium helfen gut zwei Dutzend Muttersprachler bei der Informationskampagne mit. Ob Ausgangs- und Straßensperren für entlegene Aborigine-Gemeinden oder Aufrufe, sich häufig die Hände zu waschen - die Durchsagen werden täglich aufgenommen und über die CAAMA-Radioprogramme verteilt rund um die Uhr ausgestrahlt.
"Zeit ist kostbar, wir müssen unsere Leute schnell informieren – und was ist schneller als der Hörfunk?", sagt der CAAMA-Moderator Warren Williams, der die Coronavirus-Durchsagen koordiniert. Viele Aborigine-Familien lebten zusammengepfercht in Gemeinschaftshäusern, oft drei Generationen unter einem Dach. Schwarze Australier, glaubt Williams, seien gefährdeter als weiße.
Vorbelastet mit chronischen Krankheiten
"Ich mache mir große Sorgen, denn unseren Leuten geht es nicht gut. Aborigines haben chronische Herz-, Lungen- und Nierenprobleme oder Diabetes. Sie müssen in dieser Krise sehr vorsichtig sein. Eine infizierte Person genügt, und das Virus verbreitet sich in einem Dorf wie ein Buschfeuer."
Gerade einmal 250.000 Einwohner verlieren sich in Australiens riesigem Nordterritorium auf einer Fläche viermal so groß wie Deutschland, 75.000 sind Aborigines, die in kleinen Siedlungen irgendwo im Nirgendwo leben. Ohne Mobilfunknetz ist Kommunikation ein Alptraum, das Radio oft der einzige Draht zur Außenwelt – und CAAMA macht Programme von Ureinwohnern für Ureinwohner, die auch ihre Sprache sprechen.
"Es gibt zu viele Medienunternehmen, die keine Ahnung haben, was in den Ureinwohnergemeinden im Land los ist", beklagt Mikaela Simpson von CAAMA, "aber unser Sender informiert nicht nur Aborigines. Auch die breitere Öffentlichkeit hört dadurch unsere Geschichten, erfährt von unseren Problemen und was uns bewegt."
"Informationskampagne hat geholfen"
Gut 60.000 Hörer schalten täglich im Nordterritorium die CAAMA-Radioprogramme ein, in ganz Australien sind es 500.000. Bisher sind Aboriginegemeinden von Coronavirus verschont geblieben. "Die Informationskampagne hat mit Sicherheit geholfen", glaubt Sophie Ettridge vom Verband der australischen Gemeinderadiostationen. Für sie eine Bestätigung, wie wichtig lokaler Hörfunk sein kann. "Wenn Minderheiten, wie in diesem Fall unsere Ureinwohner, eine Stimme haben", sagt Ettridge, "dann würden sie auch gehört".
"Ich hoffe, dass vielen durch diese Krise klar geworden ist, dass Medien von und für Aborigines eine bedeutende Rolle spielen. Auch unsere Ureinwohner haben das Recht sich darzustellen, und eine Aborigene-Radiostation ist ein essentieller Service, der auch von Aborigines selbst geleistet werden sollte."