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"Das ist einfach eine Leidenschaft"

Er hat noch zwei Wochen Zeit, bis sein erster olympischer Wettkampf ansteht, da kann sich Zehnkampfhoffnung Jan Felix Knobel noch recht gelassen sein. Der 23-Jährige strebt eine persönliche Bestleistung an, sieht London aber vor allem als Vorbereitung auf die nächsten Sommerspiele im Jahr 2016.

Jan Felix Knobel im Gespräch mit Jasper Barenberg |
    Jasper Barenberg: Und jetzt am Telefon der Zehnkämpfer Jan Felix Knobel, 23 Jahre alt und wohl das, was man einen Hoffnungsträger nennt: Juniorenweltmeister von 2008, achter bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Südkorea und jetzt am Telefon. Schönen guten Morgen, Herr Knobel.

    Jan Felix Knobel: Einen wunderschönen guten Morgen, hallo.

    Barenberg: Sie haben noch ein bisschen Zeit, sind noch in Deutschland, treffen sich morgen mit den anderen Leichtathleten in Berlin und in gut einer Woche machen Sie sich dann auf den Weg nach London. Wie aufgeregt sind Sie heute schon?

    Knobel: Das ist ja genau der Punkt: Es sind ja noch zwei Wochen bis zum Wettkampf, gestern waren es genau zwei Wochen. Die Aufregung hält sich noch sehr zurück. Ich bin recht gelassen und noch ist das gar nicht so greifbar und ja, ich tue mir da auch so ein bisschen Entspannung an und denke auch noch gar nicht so an den Wettkampf. Das bringt auch noch nichts, weil man muss ja auch sehr gelassen im Training sein, weil wir trainieren eigentlich noch recht hart. Die Form jetzt schon auf die Spitze zu treiben, ist ja gar nicht so richtig.

    Barenberg: Neigen Sie nicht zur Aufregung, oder ist das so etwas wie Professionalität, Gelassenheit zu wahren?

    Knobel: Ich würde sagen, ich bin ja noch jung, aber ich habe mir das über die Jahre ein bisschen angeeignet, weil ich einfach die Erfahrung gemacht habe im Wettkampf, so eine übertriebene Anspannung ist einfach nicht gut. Man merkt das von Disziplin zu Disziplin und was war, das war, und was kommt, das kommt. Das ist irgendwie so antrainiert.

    Barenberg: Sie sind ein Hoffnungsträger, habe ich vorhin gesagt. Sie haben allerdings auch schon Rückschläge in der Vergangenheit einstecken müssen. Sie haben die Saison 2010 beispielsweise als verkorkst bezeichnet. Wie schaffen Sie es, wie haben Sie es geschafft, sich danach wieder zu motivieren und nicht an sich selbst zu zweifeln?

    Knobel: Das liegt wahrscheinlich daran, dass Sport einfach Teil meines Lebens ist, und man kennt es ja eigentlich so. Man will eigentlich nicht akzeptieren, dass es schlecht läuft, und man will sich immer irgendwie wieder aus dem Dreck rausziehen. Das ist einfach so eine Einstellung und über die Jahre war das immer Teil und hat mich immer begleitet. Und wenn dann der Erfolg wieder zurückkommt und man merkt, es geht voran, das ist dann eigentlich der Dank dafür und Motivation genug.

    Barenberg: Was können Sie erreichen, was trauen Sie sich zu, wenn Sie einen guten Tag erwischen?

    Knobel: Ich bin sehr gut vorbereitet, das weiß ich. Ich bin gesund, das ist das Wichtigste als Schnellkämpfer. Klar hat man irgendwo mal ein Zipperlein. Ich habe mir einfach das Ziel gesetzt, ich möchte eine persönliche Bestleistung erreichen. Und eine Prognose des Platzes ist immer schwierig, weil so ein olympischer Wettkampf, vor allem, wenn es Zehnkampf ist, da rennen einem teilweise Athleten, die man vorher noch nie auf dem Plan hatte, um die Ohren. Das muss man alles erst mal abwarten. Klar: eine Top-Ten-Platzierung wäre ein riesiger Erfolg für mich bei der ersten Olympiateilnahme, aber ich betrachte das eigentlich alles so als Vorstufe für mein größeres Ziel, was ja eigentlich in vier Jahren folgen soll.

    Barenberg: Was ist denn, wenn Sie einen sehr guten Tag erwischen?

    Knobel: Wenn ich einen sehr guten Tag erwische? Ja klar! Sagen wir mal, im Bereich von 8400 Punkten ist alles möglich. Das ist natürlich jetzt schon sehr hoch gegriffen. Ich habe mich mit 8200 Punkten dieses Jahr qualifiziert. Aber im Mehrkampf werden immer Geschichten geschrieben, und wenn man von Disziplin zu Disziplin geht und sich immer weiter reinsteigert, dann kann das auch was Großes werden.

    Barenberg: Sie haben erzählt von dem harten Training, das Sie derzeit noch absolvieren. Wie viel Spaß, wie viel Quälerei ist das, diese ganze Vorbereitungszeit, das ganze harte Training, diese Disziplin?

    Knobel: Man muss schon eisern dabei sein, aber das sage ich wahrscheinlich jedem Sportler, der das auch in der Vorbereitung durchlebt hat. Es ist einfach so: Man ist so fokussiert auf diesen olympischen Wettkampf, man hat im Prinzip, kann man sagen, vier Jahre darauf hingearbeitet. Das habe ich jetzt nicht unbedingt, weil ich eigentlich nie damit gerechnet habe, das war nicht greifbar als so junger Mensch. Aber man ist natürlich jeden Tag hier und steht morgens auf und weiß, heute gehe ich ins Training, heute steht das Training an, und ich weiß, wofür ich es mache. Klar: Im Training gibt es dann Einzelheiten, die auch mal unangenehm sind, aber im Endeffekt ist der Spaß immer dabei, weil Sport mache ich zum Spaß. Das ist einfach eine Leidenschaft und weniger Profession.

    Barenberg: ..., sagt der Zehnkämpfer Jan Felix Knobel. Danke für das Gespräch und alles Gute!

    Knobel: Gerne - danke schön!


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.