Dienstag, 19. März 2024

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Das Musikvideo "Susamam"
„Wir wollen, dass sich etwas ändert“

In der Türkei haben 18 Rapper ein Musikvideo produziert, das die politische Situation des Landes kritisiert und für heftige Diskussionen vor Ort gesorgt hat. Es wurde über 20 Millionen Mal geklickt. Rapper Fuat Ergin war an dem Projekt beteiligt und berichtet auch von der Wirkung des Videos hierzulande.

Fuat Ergin im Gespräch mit Sascha Ziehn | 14.09.2019
Screenshot des Rap-Vidoes "Susamam", das in der Türkei für Furore sorgt.
Screenshot des Rap-Vidoes "Susamam", das in der Türkei für Furore sorgt. (deutschlandradio / You-Tube-Video / Screenshot)
Die Reaktionen der türkischen Staatsmedien kamen prompt: Terrorismus und gezielte Manipulation warfen sie die den Musikern vor. "Darauf haben wir gewartet", sagte Rapper Fuat Ergin, der an dem Projekt beteiligt ist. Über die Heftigkeit der Reaktionen seien sie trotzdem erstaunt gewesen. "Der Großteil des Volkers steht allerdings hinter uns", sagte Ergin. "Die Menschen haben uns verstanden und wissen auch, was in unserem Land abgeht." Deswegen kommt es für die an dem Projekt beteiligten Musiker nicht in Frage, ihre Meinung zu ändern.
Kein gezielter Angriff auf die Regierung
"Allerdings bezieht sich dieser Song nicht auf die Regierung direkt", so Ergin. "Unser Hauptziel war nicht die Regierung, sondern waren die Umstände", die auf der ganzen Welt zu beobachten seien, sagte der Rapper.
Besonders in Deutschland ist das Video gut angekommen. "Natürlich gibt es Leute, die die jetzige Regierung unterstützen", allerdings wüssten diese Leute nicht wirklich, was in diesem Land abginge, sagte Ergin. "Ich lebe hier seit 15 Jahren und ich weiß ganz genau, was hier abgeht. Und das muss einfach ein Ende haben."
Keine Angst vor Repressionen
Aufgrund der viralen Popularität des Videos habe Ergin trotzdem keine Angst vor Repressionen durch die Regierung. "Angst habe ich keinerlei", sagte er. "Die Leute, die auf diesem Song sind, sind alles sehr bewusste, mutige Menschen und Jugendliche, und wir haben uns alle zusammengeschlossen und haben uns gesagt, wir werden mit dieser Angst nicht leben. Wir werden einfach das sagen, was uns aus dem Herzen kommt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.