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Das Silicon-Valley und Trumps Einreiseverbot
So unamerikanisch, dass es wehtut

Das von US-Präsident Donald Trump verkündete Einreiseverbot für Bürger aus einigen muslimischen Staaten stößt bei fast allen Chefs der großen amerikanischen IT-Unternehmen auf Kritik. Firmen wie Apple oder Google wurden von Einwandererkindern gegründet, andere wie Microsoft werden von Einwanderern geleitet.

Von Wolfgang Stuflesser | 30.01.2017
    Netflix-CEO Reed Hastings spricht am 05.05.2015 bei der Internetkonferenz Re:publica in Berlin. Die Konferenzen laufen vom 05.05.2015 bis 07.05.2015 unter dem Motto "Finding Europe".
    Netflix-Gründer Reed Hastings nennt Trumps Handlungen unamerikanisch. (picture-alliance / dpa / Britta Pedersen)
    Apple-Chef Tim Cook schrieb eine Mail an alle seine Angestellten, aus der die Technikseite "The Verge” zitiert: Das Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimischen Staaten sei keine Politik, die Apple unterstütze. Cook sagte den vom Verbot betroffenen Apple-Mitarbeitern die Hilfe der Personalabteilung, des Justiziariats und des Sicherheitsteams zu. In seinen Gesprächen in Washington habe er klar gemacht, dass Apple tief überzeugt sei von der Wichtigkeit der Einwanderung - sowohl für die Firma als auch für die Zukunft des Landes. Der Chef des nach Aktienkurs wertvollsten Unternehmens der Welt schrieb, dass es Apple ohne Einwanderung nicht gäbe. Der Vater von Apple-Gründer Steve Jobs stammt aus Syrien.
    Facebook-Gründer Mark Zuckerberg postete in seinem eigenen Netzwerk, er sei "besorgt” über die Dekrete. Seine Urgroßeltern seien aus Deutschland, Österreich und Polen in die USA gekommen, die Eltern seiner Frau seien Flüchtlinge aus China und Vietnam gewesen. Die USA seien eine Nation von Einwanderern und sollten darauf stolz sein. Man müsse dafür sorgen, dass die USA sicher blieben, doch dazu solle man sich auf diejenigen konzentrieren, die wirklich eine Gefahr darstellten. Zuckerberg schrieb: "Wir sollten unsere Türen für Flüchtlinge und die, die Hilfe brauchen, offen halten.”
    Google-Mitgründer ist gebürtiger Russe
    Google wurde von Sergey Brin, einem gebürtigen Russen, mit gegründet. Unternehmenschef Sundar Pichai wurde in Indien geboren. In einer internen Mail, die dem Wirtschaftsdienst Bloomberg vorliegt, schrieb Pichai, es sei "schmerzhaft”, die persönlichen Belastungen durch das das Verbot für seine Google-Kollegen zu sehen.
    Microsoft ist über zahlreiche Verträge Dienstleister der US-Regierung. Bislang hat die Firma nur ihre allgemeine Besorgnis über die Trumps Dekret ausgedrückt. Unternehmenschef Satya Nadella, selbst Einwanderer aus Indien, postete bei LinkedIn eine Mail, in der Microsoft den betroffenen Angestellten Unterstützung zusagt.
    Hastings: Trumps Handlungen schadeten Netflix-Mitarbeitern weltweit
    Twitter-Chef Jack Dorsey nannte die menschlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Einreiseverbots "real und erschütternd”. Er schreib: "Wir profitieren von dem, was Flüchtlinge und Einwanderer in die USA bringen.”
    Amazon-Gründer Jeff Bezos hat sich bislang noch nicht geäußert. Allerdings fällt die Zeitung "Washington Post", die ihm gehört, schon seit Langem mit Trump-kritischer Berichterstattung auf.
    Netflix-Gründer Reed Hastings sprach bei Facebook von einer "sehr traurigen Woche”. Trumps Handlungen schadeten Netflix-Mitarbeitern weltweit, und sie seien so unamerikanisch, dass es allen bei Netflix wehtue.