Die Sonne scheint heiß auf den staubigen Sandboden in Blikkiesdorp – eines von vielen Townships am Rande von Kapstadt. Bernadete De Kock steht mit Freunden im Schatten des Tuk Shops und unterhält sich. Tuk Shops sind kleine Tante Emma in Townships, in denen man Grundnahrungsmittel kaufen kann. Freundlich begrüßt sie Asad, den Tuk Shop Verkäufer.
Wie an einem Fahrkartenschalter spricht Bernadette durch eine kleine Luke und sagt, was sie kaufen möchte. In Regalen liegen Waschpulver, Büchsen mit Marmelade und Kartoffelchips zum Beispiel. Ein junges Mädchen kommt und kauft Fischöl für 25 Cent.
Asad gibt dem Mädchen eine Halbliterflasche, die aber nur zu einem Fünftel gefüllt ist. Das ist die Menge, die man für 25 Cent bekommt. Wer eine volle Flasche will, muss 1 Euro 25 zahlen. Doch das ist für die meisten Townshipbewohner zu viel Geld. Auch Leon Louw ist darauf angewiesen, dass er im Tuk Shop wenigstens kleine Mengen kaufen kann.
"Die kleinen Sachen kaufen wir hier. Da ist es billig, das hilft uns Armen. Die Ladenbesitzer kaufen von allem große Mengen und verkaufen uns dann kleinere Portionen für wenig Geld. Zucker, Kaffee und Reis zum Beispiel. Kaum einer hier kann sich eine große Tüte Reis für 50 Cent leisten. Aber hier können wir eine kleine Portion Reis für 20 Cent kaufen und davon ein Essen kochen."
Von der Geschäftsidee des Ladens profitieren alle , sagt Asad, der Tuk Shop Verkäufer. Er kauft die Produkte günstig im Großhandel und füllt die Waren dann in kleine Portionsbeutel ab, die er für einen Aufschlag an die Townshipbewohner weiterverkauft. Kaum jemand hier verfügt über große Geldmengen, deshalb kauft zum Beispiel auch niemand eine Schachtel Zigaretten, sondern kommt mehrmals am Tag zum Laden, um eine einzelne Zigarette zu kaufen. Die Townshipbewohner glauben, sie würden so sparen, aber unter dem Strich zahlen sie am Ende für alles sogar mehr als in einem Supermarkt.
"Ja, viele Leute kaufen im Tuk Shop, denn sie haben oftmals keine andere Wahl. Es gibt ja gar keine Alternative hier. Egal wohin man auch will, wir sind immer auf Minibusse angewiesen, weil wir immer weit fahren müssen, denn hier im Township gibt es einfach nichts, keine Supermärkte, keine Banken oder Bürgerämter."
Auf dem Hof vor Bernadete´s kleiner Hütte spielen ihre sechs Kinder. Ihre Familie gehört zu jenen 50 Prozent Südafrikanern, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Sie und ihr Mann sind arbeitslos. Pro Kind bekommen sie etwa 28 Euro Kindergeld pro Monat. Das muss dann vier Wochen reichen. Sie leben am Existenzminimum und doch ist ihr Leben wesentlich teurer als das der reichen, meist weißen Südafrikaner, die in der Innenstadt und den teuren Vororten leben. Mit anderen Worten: Je ärmer die Menschen sind, desto teurer ist ihr Leben. Und zwar nicht nur in Geld gemessen. Die Menschen brauchen auch mehr Zeit, um ihre Alltagsangelegenheiten zu erledigen - alles ist für sie anstrengender.
"Wenn ich auf´s Amt muss, muss ich jedes Mal einen Minibus nehmen. Aber die Busse kommen nicht zu uns ins Township. Das heißt ich muss erst mal 20 Minuten bis zur nächsten Haltestelle laufen. Von da fahre ich nach Bellville und muss dann noch mal ein ganzes Stück bis zum Amt laufen. Je nachdem wie viele Menschen dort anstehen, wartet man manchmal bis zum späten Nachmittag bis man dran kommt. Man ist also oftmals den ganzen Tag unterwegs, bis man wieder zu Hause ist."
"Die offizielle Arbeitsvermittlung der Stadt funktioniert so:. Man muss sich erst mal für die Datenbank anmelden. Ich weiß nicht, was es heute kostet, aber als ich da war, musste man dafür umgerechnet 25 Euro bezahlt. Wie soll man sich das denn leisten, wenn man arbeitslos ist? Zumal einem niemand garantiert, dass man danach einen Job bekommt."
Einmal im Monat fährt Bernadete in den Supermarkt. Es macht sie jedes Mal wütend und traurig zu sehen, um wie viel einfacher und billiger ihr Leben wäre, wenn sie in der Nähe eines Supermarktes wohnen würde. In manchen der älteren Townships in Südafrika gibt es bereits erste Supermärkte, aber das ist die Ausnahme. Blikkiesdorp wurde von der Stadt Kapstadt als Übergangslösung gebaut für Menschen, die auf Steinhäuser der Regierung warten, doch diese Übergangslösung existiert jetzt bereits seit über zehn Jahren. Trotzdem sagen die Betreiber der großen Supermarktketten, dass sich die Investition in Township-Märkte nicht lohnen würde. Sie befürchten nicht genug Umsatz zu machen und sie fürchten die Kriminalität in den Townships. Denn der Großteil der Kriminalität Südafrikas findet nicht in den Innenstädten sondern in den Townships statt.
Bernadete De Kock steht am Eingang des Supermarktes und blättert konzentiert im Angebotprospekt des Marktes
"Diese Teebeutel hier kosten 90 Cent. Im Township zahlen wir 5 Cent pro Teebeutel. In dieser Packung hier sind 100 Teebeutel. Dafür würde ich im Township also 5 Euro zahlen. Jeden Teebeutel kann ich zweimal verwenden. Am Ende spare ich an jeder Tasse Tee."
In zwei großen Plastiktüten trägt Bernadete Reis, Nudeln, Tee, Bohnen, Öl, Milch und Hühnchenfleisch aus dem Supermarkt. Knapp 18 Euro hat sie dafür bezahlt. Im Township wäre es mindestens fünfmal so teuer gewesen. Am Ausgang des Supermarktes stehen Menschen in einer langen Schlange an. Hier bezahlen sie ihre Stromrechnungen, überweisen kleine Geldbeträge an Familienangehörige oder zahlen ihre Miete. Jeder Supermarkt bietet diesen Service, natürlich gegen eine Gebühr. Aber selbst hier haben die Menschen aus den Townships keine Alternative, Banken gibt es dort nicht.
"Die Leute, die in der Stadt wohnen, die können überall hinlaufen. Die müssen keine Bustickets oder Benzingeld bezahlen. Für sie ist all das viel billiger als für uns, die wir hier draußen im Township wohnen. Das ist ein riesiger Unterschied. Das Leben der Leute in der Stadt ist viel bequemer, für uns ist alles eine Herausforderung."
Wie an einem Fahrkartenschalter spricht Bernadette durch eine kleine Luke und sagt, was sie kaufen möchte. In Regalen liegen Waschpulver, Büchsen mit Marmelade und Kartoffelchips zum Beispiel. Ein junges Mädchen kommt und kauft Fischöl für 25 Cent.
Asad gibt dem Mädchen eine Halbliterflasche, die aber nur zu einem Fünftel gefüllt ist. Das ist die Menge, die man für 25 Cent bekommt. Wer eine volle Flasche will, muss 1 Euro 25 zahlen. Doch das ist für die meisten Townshipbewohner zu viel Geld. Auch Leon Louw ist darauf angewiesen, dass er im Tuk Shop wenigstens kleine Mengen kaufen kann.
"Die kleinen Sachen kaufen wir hier. Da ist es billig, das hilft uns Armen. Die Ladenbesitzer kaufen von allem große Mengen und verkaufen uns dann kleinere Portionen für wenig Geld. Zucker, Kaffee und Reis zum Beispiel. Kaum einer hier kann sich eine große Tüte Reis für 50 Cent leisten. Aber hier können wir eine kleine Portion Reis für 20 Cent kaufen und davon ein Essen kochen."
Von der Geschäftsidee des Ladens profitieren alle , sagt Asad, der Tuk Shop Verkäufer. Er kauft die Produkte günstig im Großhandel und füllt die Waren dann in kleine Portionsbeutel ab, die er für einen Aufschlag an die Townshipbewohner weiterverkauft. Kaum jemand hier verfügt über große Geldmengen, deshalb kauft zum Beispiel auch niemand eine Schachtel Zigaretten, sondern kommt mehrmals am Tag zum Laden, um eine einzelne Zigarette zu kaufen. Die Townshipbewohner glauben, sie würden so sparen, aber unter dem Strich zahlen sie am Ende für alles sogar mehr als in einem Supermarkt.
"Ja, viele Leute kaufen im Tuk Shop, denn sie haben oftmals keine andere Wahl. Es gibt ja gar keine Alternative hier. Egal wohin man auch will, wir sind immer auf Minibusse angewiesen, weil wir immer weit fahren müssen, denn hier im Township gibt es einfach nichts, keine Supermärkte, keine Banken oder Bürgerämter."
Auf dem Hof vor Bernadete´s kleiner Hütte spielen ihre sechs Kinder. Ihre Familie gehört zu jenen 50 Prozent Südafrikanern, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Sie und ihr Mann sind arbeitslos. Pro Kind bekommen sie etwa 28 Euro Kindergeld pro Monat. Das muss dann vier Wochen reichen. Sie leben am Existenzminimum und doch ist ihr Leben wesentlich teurer als das der reichen, meist weißen Südafrikaner, die in der Innenstadt und den teuren Vororten leben. Mit anderen Worten: Je ärmer die Menschen sind, desto teurer ist ihr Leben. Und zwar nicht nur in Geld gemessen. Die Menschen brauchen auch mehr Zeit, um ihre Alltagsangelegenheiten zu erledigen - alles ist für sie anstrengender.
"Wenn ich auf´s Amt muss, muss ich jedes Mal einen Minibus nehmen. Aber die Busse kommen nicht zu uns ins Township. Das heißt ich muss erst mal 20 Minuten bis zur nächsten Haltestelle laufen. Von da fahre ich nach Bellville und muss dann noch mal ein ganzes Stück bis zum Amt laufen. Je nachdem wie viele Menschen dort anstehen, wartet man manchmal bis zum späten Nachmittag bis man dran kommt. Man ist also oftmals den ganzen Tag unterwegs, bis man wieder zu Hause ist."
"Die offizielle Arbeitsvermittlung der Stadt funktioniert so:. Man muss sich erst mal für die Datenbank anmelden. Ich weiß nicht, was es heute kostet, aber als ich da war, musste man dafür umgerechnet 25 Euro bezahlt. Wie soll man sich das denn leisten, wenn man arbeitslos ist? Zumal einem niemand garantiert, dass man danach einen Job bekommt."
Einmal im Monat fährt Bernadete in den Supermarkt. Es macht sie jedes Mal wütend und traurig zu sehen, um wie viel einfacher und billiger ihr Leben wäre, wenn sie in der Nähe eines Supermarktes wohnen würde. In manchen der älteren Townships in Südafrika gibt es bereits erste Supermärkte, aber das ist die Ausnahme. Blikkiesdorp wurde von der Stadt Kapstadt als Übergangslösung gebaut für Menschen, die auf Steinhäuser der Regierung warten, doch diese Übergangslösung existiert jetzt bereits seit über zehn Jahren. Trotzdem sagen die Betreiber der großen Supermarktketten, dass sich die Investition in Township-Märkte nicht lohnen würde. Sie befürchten nicht genug Umsatz zu machen und sie fürchten die Kriminalität in den Townships. Denn der Großteil der Kriminalität Südafrikas findet nicht in den Innenstädten sondern in den Townships statt.
Bernadete De Kock steht am Eingang des Supermarktes und blättert konzentiert im Angebotprospekt des Marktes
"Diese Teebeutel hier kosten 90 Cent. Im Township zahlen wir 5 Cent pro Teebeutel. In dieser Packung hier sind 100 Teebeutel. Dafür würde ich im Township also 5 Euro zahlen. Jeden Teebeutel kann ich zweimal verwenden. Am Ende spare ich an jeder Tasse Tee."
In zwei großen Plastiktüten trägt Bernadete Reis, Nudeln, Tee, Bohnen, Öl, Milch und Hühnchenfleisch aus dem Supermarkt. Knapp 18 Euro hat sie dafür bezahlt. Im Township wäre es mindestens fünfmal so teuer gewesen. Am Ausgang des Supermarktes stehen Menschen in einer langen Schlange an. Hier bezahlen sie ihre Stromrechnungen, überweisen kleine Geldbeträge an Familienangehörige oder zahlen ihre Miete. Jeder Supermarkt bietet diesen Service, natürlich gegen eine Gebühr. Aber selbst hier haben die Menschen aus den Townships keine Alternative, Banken gibt es dort nicht.
"Die Leute, die in der Stadt wohnen, die können überall hinlaufen. Die müssen keine Bustickets oder Benzingeld bezahlen. Für sie ist all das viel billiger als für uns, die wir hier draußen im Township wohnen. Das ist ein riesiger Unterschied. Das Leben der Leute in der Stadt ist viel bequemer, für uns ist alles eine Herausforderung."