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Der gelbe Riese wächst weiter

Von einem trägen Staatsunternehmen hat sich die Deutsche Post zu einem konkurrenzfähigen Logistikriesen entwickelt. Im dritten Quartal liefen die Geschäfte gut. Vor allem Pakete treiben den Umsatz in die Höhe. Das gestiegene Briefporto zeigt Wirkung. Es könnte erneut steigen.

Von Michael Braun | 12.11.2013
    Die Fernbuslinien werden immer mehr. Der Postbus, gelb wie die Post und gelb wie der Partner ADAC, macht sich offenbar breit in dem noch jungen Markt. Zahlen will Frank Appel, der Vorstandsvorsitzende der Post, nicht nennen, aber zufriedener könnte ein Vorstandschef kaum klingen:

    "Ich fühle mich sehr ermutigt durch das, was ich bisher gesehen habe. Und das ist einfach ein Premiumprodukt, so wie wir eine Premiummarke sind. Und genauso machen wir das auch für den Transport mit Bussen. Das hat sich sehr positiv angelassen."

    Und das seit knapp zwei Jahren laufende Engagement der Post im Online-Supermarkt "All you need" gefällt Appel ebenso gut:

    "Wir sind sehr zuversichtlich, dass das, was schon in Großbritannien beobachtet werden kann, nämlich ein klarer Trend, Lebensmittel und Produkte des täglichen Haushaltsbedarfs, online zu kaufen, sich auch in Deutschland etablieren wird. Die Entwicklung soweit – auf kleinem Niveau – ist sehr schön bei ‚All you need’."

    Die Post sucht solche Geschäfte, weil die langjährige Geldquelle des Konzerns, das Briefgeschäft, wegen der Konkurrenz der elektronischen Post schon seit Jahren schrumpft und dafür ein Ausgleich her muss. Den besorgt vor allem der Paketdienst. Im dritten Quartal gab es aber beim Brief eine Ausnahme im eher abwärtsgerichteten Trend. Die Post, so Finanzvorstand Lawrence Rosen, habe unter anderem von der Bundestagswahl profitiert.

    "Das dritte Quartal war darüber hinaus durch das mit den Wahlen verbundene Briefaufkommen positiv beeinflusst."

    So stellte die Post fast 1,9 Milliarden Briefe zu, 4,2 Prozent mehr als zwischen Juli und September vorigen Jahres. Größer und auch beständiger wächst das Paketgeschäft, im dritten Quartal um 8,7 Prozent auf 238 Millionen Pakete. Luft- und Seefracht nahmen allerdings wegen der schwächelnden Weltkonjunktur ab. Dass der Umsatz im dritten Quartal um 2,4 Prozent und in den ersten neun Monaten des Jahres um 0,8 Prozent sank, war jedoch vor allem dem starken Euro zuzuschreiben: Die Auslandserlöse brachten weniger Euro in die Kasse.

    Das betriebliche Ergebnis der Herbstbilanz legte aber um 7,5 Prozent zu. Das war auch den höheren Portopreisen in Deutschland zu verdanken. Davon, kündigte Appel an, könne noch mehr kommen. Die Bundesnetzagentur, die den Briefmarkt steuert, hat der Post jedenfalls zugestanden, von steigenden Kosten müsse sie nicht mehr 0,6 Prozentpunkte abziehen, sondern nur noch 0,2 Prozentpunkte. Die Netzagentur, so Appel, sehe also ein, dass mehr Effizienz kaum noch möglich sei. Briefe verschicken könne also teurer werden:

    "Ob wir das tun, werden wir sicherlich in Kürze entscheiden, haben wir aber noch nicht. Und deswegen würde ich heute von jeder Kommunikation absehen, ob wir das tatsächlich tun oder nicht. Dazu würde ich dem Vorstand erst mal nicht vorgreifen wollen."

    In den Unterlagen zur Pressekonferenz hieß es heute, eine durchschnittliche Preiserhöhung von 1,6 Prozent von Januar an sei möglich. Dann könnte der Standardbrief um einen Cent teurer werden.

    Alles in allem wird auch jetzt schon ordentlich verdient. Wie die Dividende ausfallen werde, wollte der Vorstand noch nicht sagen. Und auf die Frage, ob es eine Sonderdividende gebe, hieß es, es komme mehr Geld herein, als man für die bisherige Dividende benötige.