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Der Papst in Kenia
Den Klimawandel im Fokus

Während seiner Afrikareise ist Franziskus seinem Ruf als Klima-Papst mehr als gerecht geworden. In Kenia pflanzte er symbolisch einen Baum, doch er will weitaus mehr als nur Symbolpolitik. Was Klima und Umwelt betrifft, hat der Papst klare Erwartungen an die Politik - vor allem auf dem Weltklimagipfel.

Von Jan-Christoph Kitzler | 27.11.2015
    Papst Franziskus
    Papst Franziskus auf dem Weg nach Nairobi (dpa/picture-alliance/Jürgen Bätz)
    Franziskus der Klimapapst – auf seiner Afrikareise ist er diesem Ruf bisher mehr als gerecht geworden. In Kenias Hauptstadt Nairobi am Sitz des Umweltprogramms der Vereinten Nationen wurde das Oberhaupt der Katholischen Kirche unter anderem vom deutschen UNEP-Direktor Achim Steiner begrüßt. Auch für ihn sind Schutz von Klima und Umwelt vor allem soziale Fragen:
    "Die Agenda für eine nachhaltige Entwicklung verlangt harte Entscheidungen. Zwischen Konflikt und Wettbewerb, die die Samen für Zerstörung in sich tragen. Oder eine inklusive Gesellschaft, die über Eigennutz hinausgeht, um Jobs, Chancen und vor allem Hoffnung zu schaffen. Es kann nicht nur um Wachstum gehen, sondern um den Wert, die Zukunft der Menschheit, die harmonisch mit der Natur und miteinander zusammenlebt."
    Papst Franziskus kommt auch auf seiner Afrika-Reise an den symbolischen Gesten nicht vorbei. So pflanzte er auf dem UN-Gelände einen Baum, was ihn in seiner Ansprache gleich zum Thema brachte:
    "Einen Baum zu pflanzen, ist an erster Stelle eine Einladung, weiter gegen Phänomene wie die Entwaldung und die Wüstenbildung zu kämpfen. Es erinnert uns an die Wichtigkeit, jene Lunge des Planeten voller biologischer Vielfalt zu schützen und verantwortlich zu verwalten."
    Franziskus will politisch Einfluss nehmen
    Dass dem Papst der Klimaschutz am Herzen liegt, hat er spätestens im vergangenen Juni unter Beweis gestellt, als er die Enzyklika "Laudato si" veröffentlicht hat. Das päpstliche Lehrschreiben trägt den Untertitel "Über die Sorge für das gemeinsame Haus" und stellt klar heraus – dass es beim Klimaschutz auch um eine gerechte Wirtschaftsordnung geht, um Chancen für die Armen und Ausgeschlossenen. Und damit auch um ein Afrikanisches Thema. Franziskus will politisch Einfluss nehmen – deshalb hatte er sein Schreiben rechtzeitig vor der großen Weltklimakonferenz veröffentlicht, die am kommenden Montag in Paris beginnt, und auf der neue Klimaschutzziele vereinbart werden sollen. Und der Papst hat klare Erwartungen:
    "Es wäre traurig – und ich wage zu sagen: sogar katastrophal –, wenn die Einzelinteressen über das Gemeinwohl siegten und zur Manipulation von Information führen würden, um die eigenen Pläne zu schützen."
    Die Stimme des Klima-Papstes wird auch in Paris hörbar sein
    Kardinalstaatssekretär Parolin, eine Art Nummer Zwei im Vatikan, der Franziskus in Afrika begleitet, wird die letzte Etappe der Reise nicht mitmachen, sondern nach Paris fliegen, um dort die Stimme des Papstes hörbar zu machen. Franziskus machte heute in Nairobi klar, dass es um nichts anderes geht, als um eine neue Wirtschaftsordnung und natürlich auch um die Frage, welche Energie die Menschheit verbraucht.
    Die Weltklimakonferenz ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung eines neuen Energiesystems, das so wenig wie möglich von den fossilen Brennstoffen abhängt, Energieeffizienz anstrebt und Energie mit niedrigem oder gar keinem CO2-Ausstoß benutzt. Wir stehen vor einer großen politischen und wirtschaftlichen Verpflichtung, das Versagen und die Verzerrungen des aktuellen Entwicklungsmodells zu überdenken und zu korrigieren.
    Beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Nairobi rannte er mit dieser Forderung offene Türen ein – und dieser politische Papst spricht damit auch vielen Menschen in Afrika aus der Seele, die schon längst unter dem Klimawandel leiden.