Montag, 18. März 2024

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Der Westafrikanische Franc
Frankreich und der unsichtbare Kolonialismus

Kolonialismus – ein Fehler der Vergangenheit? In West- und Zentralafrika setzt Frankreich die Ausbeutung seiner ehemaligen Kolonien fort – unter anderem über eine Währung, die alte Machtverhältnisse zementiert und die wirtschaftliche Entwicklung blockiert. Die Folgen: Armut, Konflikte und Migration.

Von Benjamin Moscovici | 20.12.2018
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    Markt im Senegal: Entwicklungshilfe und Milliardenzahlungen haben den afrikanischen Kontinent nicht aus der Armut geholt (imago stock&people)
    Frauen mit Kindern an der Hand schieben sich durchs Gedränge, Jugendliche durchwühlen die Berge von Klamotten, die auf Plastikplanen ausgebreitet auf der Straße liegen. Markttag am Rande der Altstadt von Dakar. Die Hauptstadt der ehemaligen französischen Kolonie Senegal ist eines der wirtschaftlichen Zentren Westafrikas. In den vergangenen Jahren hat sich hier eine vergleichsweise starke Mittelschicht gebildet. Doch der Großteil des Landes lebt weiterhin in Armut.
    Import billiger als Eigenproduktion
    Ein Phänomen, das sich in weiten Teilen Afrikas beobachten lässt: Urbane Eliten auf der einen Seite, große Armut an den Stadträndern und in den ländlichen Gebieten auf der anderen. Woher kommt das und warum haben jahrzehntelange Entwicklungshilfe und Milliardenzahlungen den afrikanischen Kontinent nicht aus der Armut holen können? Dafür gibt es unzählige Gründe. Eine der zentralen Ursachen findet sich hier auf dem Markt in Dakar. Auf den Etiketten der Hosen und T-Shirts finden sich gut bekannte Namen und Marken: Zara, H&M, Wrangler und Co. Alles Secondhand.
    In Westafrika liegen einige der wichtigsten Baumwollanbaugebiete der Welt - eine eigenständige Textilindustrie gibt es allerdings kaum. Nicht einmal zehn Prozent der Baumwolle werden vor Ort verarbeitet. Im Normalfall ist es billiger, gebrauchte Kleidung aus Europa zu importieren, als sie in Westafrika zu produzieren. Wie ist das möglich in einem Teil der Welt, in dem Arbeitskraft kaum etwas kostet?

    Wer nach den Gründen dafür sucht, wer den Ursprüngen der Armut in den ehemaligen französischen Kolonien Subsahara Afrikas auf den Grund gehen will, stößt schnell auf ein komplexes Wirtschaftssystem, ein dichtes Netz aus Patronage und Abhängigkeiten: Das Erbe des Kolonialismus – ein System, von dem französische Konzerne genauso profitieren wie afrikanische Machthaber und ihr Umfeld.
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    Billiger als in Produkte aus dem eigenen Land: Europäische Second-Hand Kleidung auf einem Markt in Afrika (dpa/Anna Kerber)
    Kolonialmacht Frankreich profitiert bis heute
    Wie sehr Frankreich auch nach der Unabhängigkeit seiner ehemaligen Kolonien auf seine alten Privilegien bestand, zeigt ein Brief des damaligen französischen Finanzministers Michel Debré an seinen Amtskollegen aus Gabun vom Juli 1960. Darin schreibt Debré unverblümt: "Wir geben euch die Unabhängigkeit unter der Bedingung, dass sich der Staat nach seiner Unabhängigkeit an die vereinbarten Handelsverträge hält. Das eine geht nicht ohne das andere."
    Handelsverträge, die im Gegenzug für die Unabhängigkeit unterzeichnet wurden. Bis heute sichert sich Frankreich mit diesen alten Verträgen einen bevorzugten Zugang zu den Ressourcen in den ehemaligen Kolonien. Im Falle Gabuns heißt es in dem Vertrag beispielsweise: "Die Republik Gabun verpflichtet sich, der französischen Armee strategische und rüstungsrelevante Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Der Export dieser Rohstoffe in andere Staaten ist aus strategischen Gründen nicht erlaubt."
    Rohstoffe weit unter Weltmarktpreisen
    Teils wortgleiche Verträge wurden auch mit allen anderen ehemaligen Kolonien in Subsahara-Afrika geschlossen. Im Anhang der Verträge wird erläutert, welche die strategisch wichtigen Rohstoffe sind: Neben konventionellen Energieträgern wie Erdöl, Gas und Kohle sind das auch die radioaktiven Elemente Uran und Thorium, sowie Lithium und Beryllium. Und tatsächlich kauft Frankreich in West- und Zentralafrika bis heute Rohstoffe - weit unter Weltmarktpreisen.
    In Niger beispielsweise fördert der staatlich-französische Industriekonzern Orano, ehemals Areva, genug Uran, um damit rund vierzig Prozent des gesamten französischen Bedarfs zu decken, und zahlt dafür rund ein Drittel der üblichen Preise. Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es ist das wohl extremste Beispiel für die Ausnutzung von Verträgen, die Frankreich den ehemaligen Kolonien im Gegenzug für ihre Unabhängigkeit aufgezwungen hat. Das Prinzip aber ist in allen betroffenen Staaten gleich.
    Mamadou Koulibaly war zunächst Finanzminister der Elfenbeinküste und später zehn Jahre lang Parlamentspräsident. Er sagt: "Die Ausbeutung kommt heute im Gewand der Entwicklungshilfe." Der Westen tue so, als würde er Afrika großzügig mit Milliardenzahlungen an Hilfsgeldern überschütten. "Aber in Wahrheit ist das alles Augenwischerei. Dadurch, dass wir unter Weltmarktpreisen nach Frankreich exportieren, verlieren wir weit mehr als wir zurückbekommen."
    Der Franc CFA - Mittel wirtschaftlicher Ausbeutung
    Doch es sind nicht nur diese alten Verträge, mit denen sich Frankreich weiterhin wirtschaftliche Vorteile und Einfluss in seinen ehemaligen Kolonien sichert. Das eigentliche Kernstück kolonialer Kontinuität und finanzieller Kontrolle wird allzu leicht übersehen: der Franc CFA; der Franc für die "Colonies francaises d'afrique", die französischen Kolonien Afrikas. Eine Währung, die von acht westafrikanischen Staaten und sechs Staaten Zentralafrikas verwendet wird. Beide Regionen haben ihre eigene Zentralbank, die Währungen sind allerdings beide mit dem gleichen Wechselkurs an den Euro gebunden und insofern austauschbar. Insgesamt nutzen 150 Millionen Menschen den Franc CFA.
    "Der Franc CFA wird immer dargestellt als eine Währung, die Westafrika eine gewisse ökonomische Stabilität verleihen soll", erklärt die französische Journalistin und Afrikaexpertin Fanny Pigeaud. Gemeinsam mit dem senegalesischen Ökonomen Ndongo Samba Sylla hat sie gerade ein Buch über den Franc CFA herausgebracht. "Frankreichs unsichtbare Waffe", lautet der Titel.

    "Ja, die Westafrikanische Zentralbank verfolgt, durch Verträge mit Frankreich gezwungen, eine Geldpolitik, die die Inflation auf ein Minimum begrenzt. Insofern gibt es wirklich eine gewisse Stabilität, was die Preise angeht. Allerdings blockiert diese erzwungene Stabilität die wirtschaftliche Entwicklung der betreffenden Staaten. Eine eigenständige Geldpolitik ist so unmöglich. Dadurch gibt es zwar eine Stabilität, aber eben eine Stabilität der Armut. Deshalb sagen Ökonomen schon seit Jahren, dass das System reformiert werden muss."
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    Protest gegen den Franc CFA in Afrika (imago stock&people/Seraphine Zounyekpe)
    Frankreich kontrolliert weiter
    Die Währung sei 1945 gegründet worden, um die Interessen Frankreichs in den Kolonien durchzusetzen. Sie war ein Mittel der wirtschaftlichen Ausbeutung. An dieser Zielsetzung, so die Expertin, habe sich bis heute nichts geändert. Ex-Finanzminister Mamadou Koulibaly sagt: "Bei der Unabhängigkeit hat man den ehemaligen Kolonien politische Freiheit gewährt, aber man hat das ganze System der kolonialen Ausbeutung aufrechterhalten. Die Unabhängigkeit ist nur eine Fassade."
    Ist das möglich? Kolonialismus im 21. Jahrhundert? Der Franc CFA stellt tatsächlich ein weltweit einzigartiges System der Kontrolle durch eine fremde Macht dar. Zwar wurden die Wörter hinter dem Akronym nach der Unabhängigkeit geändert, sodass CFA heute in Westafrika für "Communauté Financière d'Afrique" und in Zentralafrika für "Cooperation Financière en Afrique Central" steht. Aber bis heute wird keine Währung der Welt so stark fremdbestimmt wie der Franc CFA.
    Noch immer liegen 50 Prozent der Währungsreserven der insgesamt 14 CFA-Staaten in Frankreich. Das Geld wird in Frankreich hergestellt, und Frankreich hat das alleinige Recht, die Währung auf- oder abzuwerten. In den Zentralbanken West- und Zentralafrikas sitzt jeweils ein französischer Vertreter mit Vetorecht. Ohne Frankreich geht nichts. Devisen, Wechselkurse und Währungsreserven – was auf den ersten Blick dröge klingen mag, erzählt bei genauerem Hinsehen viel über die Ursprünge von Armut, Konflikten und Migration in den ehemaligen französischen Kolonien.
    "Der Franc CFA ist ein System finanzieller Repression"
    "Ich sage nicht, dass der Franc CFA der einzige Grund für die Unterentwicklung unserer Länder ist. Aber es ist einer der wichtigsten. Der Franc CFA ist ein System finanzieller Repression", sagt Guy Marius Sagna. Der 39-jährige Aktivist ist Mitbegründer der Bewegung "France Degage". Übersetzt heißt das so viel wie "Frankreich, zieh ab". Für seine politischen Aktionen gegen den Franc CFA wurde Sagna bereits mehr als 20 Mal festgenommen. Genau wie die Journalistin Fanny Pigeaud, der Ökonom Ndongo Semba Sylla und der ehemalige Finanzminister der Elfenbeinküste sieht auch Sagna vor allem drei Probleme mit dem Franc CFA: Erstens seine koloniale Vergangenheit, zweitens seine Unflexibilität durch die feste Bindung an den Euro, und drittens eine massive Überwertung.
    Tatsächlich geht es bei dem Franc CFA nicht nur um die Frage nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien oder der Kontinuität französischer Einflusspolitik. Es geht vor allem um die Frage nach dem wirtschaftlichen Sinn und Nutzen der Währung. Und kaum jemand kann den so gut beurteilen wie Abdourahmane Sarr. Sarr hat zehn Jahre für den Internationalen Währungsfond gearbeitet und war von 2007 bis 2009 Berater des IWF bei der Westafrikanischen Zentralbank.
    Franc CFA hemmt wirtschaftliche Entwicklung
    Aus ökonomischer Perspektive gebe es nicht einen einzigen Grund, am Franc CFA in seiner jetzigen Form festzuhalten, so der Wirtschaftswissenschaftler: "Alle Ökonomen sind sich einig, dass der CFA reformiert werden muss. Erstens hat kein Land der Welt seine Reserven in einem anderen Land, und zweitens ist der CFA zu stark, weil er fix an den Euro gebunden und damit nicht an die westafrikanische Wirtschaftsleistung angepasst ist."
    Was eine zu starke Währung für die Bevölkerung bedeutet, das sieht man auf dem Markt in Dakar, wo man europäische Secondhand-Kleidung statt afrikanischer Kleidung findet. Der Wechselkurs wirkt sich wie eine Subvention auf Importe und eine gleichzeitige Steuer auf Exporte aus. Ökonom Ndongo Semba Sylla: "Wenn wir uns entwickeln und Arbeitsplätze schaffen wollen, dürfen wir nicht nur Rohmaterial produzieren, sondern müssen in die Verarbeitung investieren. Aber mit dem Franc CFA ist das unmöglich."
    Die feste Bindung an den Euro erzeugt nicht nur eine Dynamik, gegen die es fast unmöglich ist, eine florierende Industrie aufzubauen, sie bedeutet auch, dass die CFA-Staaten immer mehr importieren als sie exportieren, sagt der Ökonom: "Seit den sechziger Jahren hatten wir nie eine ausgeglichene Auslandshandelsbilanz. Wir sind immer in einem Außenhandelsdefizit. Dadurch sind wir immer in einer Situation, in der wir Schulden machen." Und diese Schulden müssen bedient werden. Jedes Jahr müssen die CFA-Staaten so Milliarden nach Europa überweisen. Allein für die Zinsen auf das geliehene Geld.
    "Afrika wurde arm gemacht"
    "Man sagt immer Afrika sei arm. Das stimmt nicht. Afrika wurde arm gemacht", sagt Moona Ya. Die Anfang 30-Jährige sieht sich als Teil einer neuen Generation, die endlich aufräumen will mit dem kolonialen Erbe. Gemeinsam mit Kollegen aus ganz Westafrika hat die Musikerin einen Protestsong aufgenommen. "Sept Minutes contre le Franc CFA". Sie ist überzeugt, dass die Zeit reif für einen Wandel sei.
    Doch nicht nur Frankreich sei jetzt gefragt, auch Europa stehe in der Verantwortung. Seit der Einführung des Euro ist der Franc CFA schließlich nicht mehr an den Französischen Franc, sondern an den Euro gekoppelt. Tatsächlich bedeutete diese Umstellung, dass seither jede Euro-Entscheidung, die bei der EZB in Frankfurt gefällt wird, unmittelbar 150 Millionen Afrikaner betrifft, die bei dieser Entscheidung weder berücksichtigt noch beteiligt wurden.
    Moona Ya: "Uns wurde immer gesagt, dass wir uns nicht selbst verwalten könnten, weil wir schwarz sind, weil wir Afrikaner sind. Man hat uns gesagt, die Demokratie sei halt nichts für Afrika, weil die Afrikaner so oder so sind. Aber das ist alles Quatsch! Selbstverständlich können wir uns und unser Geld selbst verwalten." Es gebe immer mehr junge Menschen, die das System rund um den Franc CFA nicht länger hinnehmen wollen, sagen Moona Ya und ihre Kollegen. Warum also wird der Franc CFA nicht einfach abgeschafft?
    Der Franc CFA trägt nicht die alleinige Schuld
    Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens zeigt ein Blick in die Nachbarstaaten, dass die Abschaffung des Franc CFA bei weitem kein Allheilmittel ist. Beispiel Guinea. Das Land hat die Währung 1960 abgeschafft und durch den guineischen Franc ersetzt. Dennoch ist die wirtschaftliche Situation des Landes mindestens ebenso desaströs wie die der meisten CFA-Staaten.
    Nach der Reform tat Frankreich zwar alles Erdenkliche, um Guinea für seinen Austritt aus der Währungsunion zu bestrafen. Was lange nur ein Gerücht war, lässt sich heute historisch belegen: Frankreich ließ damals guineisches Falschgeld drucken, flutete damit das Land und stürzte die Währung in eine katastrophale Inflation. Ein krasser Ausdruck kolonialen Anspruchsdenkens der Regierung des damaligen französischen Staatschefs Charles de Gaulle. Doch die Gründe für die heutigen wirtschaftlichen Probleme des ressourcenreichen Landes sind andere: Misswirtschaft, Korruption und der Ausverkauf der Bodenschätze spielen in Guinea längst eine wichtigere Rolle als die ehemalige französische Kolonialmacht.
    Ein anderer Fall ist Mali. Das Land verließ den Franc CFA nach seiner Unabhängigkeit 1960 und trat dann 1984 wieder ein. Es gibt sogar Länder, wie Guinea Bissau, die nie französisch kolonisiert waren und die sich dennoch irgendwann aus freien Stücken entschlossen, Teil der Währungsunion zu werden. Bei aller berechtigten Kritik hat der Franc CFA also doch auch eine gewisse Attraktivität: Der gemeinsame Wirtschaftsraum, der einfachere Handel mit der Eurozone und die Stabilität der Währung sind schlagkräftige Argumente.
    Auch afrikanische Eliten profitieren
    Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum sich der Franc CFA auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien noch hält. Der Ökonom und ehemalige IWF-Berater Abdourahmane Sarr: "Man könnte den Franc CFA morgen reformieren. Die Staatschefs könnten sich treffen und entscheiden, die Reserven aus Frankreich zurückzuholen. Das Problem ist, dass wir nicht die richtige politische Führung haben. Die Elite profitiert von dem überbewerteten CFA. Diese Leute haben kein Interesse daran, dass sich etwas an dem System ändert, das sie reich gemacht hat. Ich sehe niemanden, der hier irgendwem eine Pistole an den Kopf hält. Unsere Politiker handeln aus ihrem freien Willen."

    Tatsächlich haben verschiedene französische Präsidenten in der Vergangenheit bereits mehrfach geäußert, Reformen des Franc CFA gegenüber offen zu sein. Zuletzt sagte Präsident Emmanuel Macron im November 2017 bei einer Rede vor Studenten der Universität Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos: "Niemand zwingt die Staaten, Mitglied des Franc CFA zu sein. Wenn euer Präsident morgen beschließt, die Union zu verlassen, dann ist Burkina Faso morgen raus aus der Währung. Die afrikanischen Mitgliedsstaaten des Franc CFA sind selbst die Herren über ihr Schicksal. Die Entscheidung liegt ganz bei ihnen."
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    Treffen der Finanzminister der Franc-CFA-Zone in Paris (AFP/Eric Piermont)
    Koloniale Kontinuität und Korruption
    Ex-Finanzminister Koulibaly ist skeptisch, er habe andere Erfahrungen gemacht, erzählt er: "Ich selbst habe den Franc CFA schon im Jahr 2000 als Finanzminister öffentlich abgelehnt und den Austritt angekündigt. Aber der damalige französische Präsident Jaques Chirac hat alle afrikanischen Präsidenten angerufen und dafür gesorgt, dass General Robert Guèï, der damalige Chef der Militärregierung in der Elfenbeinküste, mich aus der Regierung warf. Am Ende wurde ich aus dem Finanzministerium gedrängt und auf den Posten des Parlamentspräsidenten abgeschoben."
    Verifizieren lässt sich diese Geschichte nicht. Aber sie würde in eine lange Reihe von ähnlichen politischen Interventionen Frankreichs in seinen ehemaligen Kolonien passen: Geheime Putschversuche, Attentate und politische Erpressung. Auch wenn nur die Hälfte davon stimmt, ist das ein dubioses Werk, das dem der USA in Lateinamerika und Teilen des Nahen Ostens in nichts nachsteht. Es ist dieses Gemisch aus kolonialer Kontinuität und wirtschaftlicher Ausbeutung auf der einen Seite, und Korruption, Misswirtschaft und dem Ausverkauf der Rohstoffe durch lokale Eliten auf der anderen, das die Grundlage für die Armut der ehemaligen französischen Kolonien bildet.
    Ex-Finanzminister Koulibaly ist überzeugt: "Solange Europa die Politik Frankreichs in der CFA-Zone mitträgt, wird Europa auch die Folgen dieser Politik mittragen müssen. Solange werden Sie mit Massenmigration aus den frankophonen Teilen Afrikas leben müssen."