Kate Maleike: Die türkisch-deutschen Beziehungen, die rücken in diesen Tagen ja wieder besonders in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, denn der türkische Staatspräsident Gül ist zu Gast und wird heute in Baden-Württemberg seinen Besuch beschließen. Für uns hier in "Campus und Karriere" ist das eine gute Gelegenheit, um mal nachzufragen, wo eigentlich die deutsch-türkische Universität steckt, die DTU. Denn vor fast genau einem Jahr wurde mit großem politischem Bahnhof der Grundstein dafür in Istanbul gelegt. Deutschland fördert das Projekt mit 40 Millionen Euro immerhin, und eigentlich sollte der Studienbetrieb jetzt zum Wintersemester starten. Der Deutsche Akademische Austauschdienst koordiniert dieses Projekt auf deutscher Seite. Frage also an Dorothea Rühland, DAAD-Generalsekretärin: Läuft bei der deutsch-türkischen Uni alles nach Plan?
Dorothea Rühland: Im Großen und Ganzen ja, wir befinden uns jetzt in der Anfangsphase eines doch sehr großen Projektes, und da gibt es immer mal wieder Verzögerungen, dass manches nicht ganz so schnell läuft. Es hätte jetzt mit einem Studiengang in der Tat beginnen sollen, der aber noch – es gibt ja noch keine Gebäude bis dato – zunächst mal in Dortmund angefangen hätte, aber ich glaube, wir sind einfach mit dem Studiengang zu spät dann auf den Markt gegangen, sodass sich einfach keine entsprechend große Zahl an Bewerbern fand. Wir gehen jetzt davon aus, dass wir im Herbst nächsten Jahres mit einer größeren Zahl von Studiengängen – das wird da auch nicht mehr sein als eine Handvoll – dann tatsächlich mit dem aktiven Betrieb beginnen können.
Maleike: 5000 Studierende sollten es sein, und es soll sich im Wesentlichen auf die Ingenieurswissenschaften konzentrieren, was da an der deutsch-türkischen Universität stattfindet. Das war und ist ein Prestigeprojekt, warum?
Rühland: Also zunächst – mache ich nicht gerne, aber – muss ich Ihnen doch ein klein bisschen widersprechen, es soll nicht in erster Linie Ingenieurswissenschaften sein, es sind in der Tat fünf Fakultäten: Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschafts-, Verwaltungswissenschaften, Rechtswissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften. In welchem Verhältnis die Fakultäten dann zueinanderstehen, das ist im Augenblick noch ein klein bisschen offen, aber es soll schon eine Hochschule sein, die sehr breit angelegt ist. Das Projekt ist wichtig aus unserer Sicht, weil wir der Meinung sind, dass es eine ganz zentrale Brücke bauen kann zwischen den beiden Ländern, und über den Diskurs in der akademischen Welt auch noch mal ganz neue Beziehungen schaffen kann. Insofern Prestige ja, aber wir halten es auch wirklich für sehr wichtig und sehr zentral.
Maleike: Was ist denn das Besondere an dieser Hochschule, an der deutsch-türkischen Universität dann zu studieren?
Rühland: Also, wenn man sich die Gründungsdokumente anschaut, da wird da sehr klar umrissen, was sozusagen das Spezielle ausmachen soll. Es soll eine Forschungsuniversität sein, also stark auch auf Forschung orientiert. Sie soll sehr stark interdisziplinär angelegt werden, und ich denke, für die Studierenden ist natürlich auch interessant, dass sie versuchen werden, viele Studiengänge auch mit Doppelabschlüssen dann zu implementieren, sodass sie sozusagen von beiden Seiten das Beste dann auch haben und sich damit hoffentlich auch ihre Marktfähigkeit einfach verbessert.
Maleike: Der DAAD koordiniert ja dieses Projekt – deswegen sprechen wir beide jetzt auch miteinander, weil Sie da Ansprechpartner auch sind für die DTU. Kann man sagen, dass das etwas vollmundig war, im letzten Jahr zu sagen, der Studienbetrieb geht schon in diesem Jahr los?
Rühland: Wir hätten es gerne gesehen, ja? Aber es zeigt sich eben – und das gilt für viele dieser Projekte, der DAAD hat ja inzwischen eine ganze Reihe derartiger Hochschulprojekte im Ausland sozusagen unter seinen Fittichen –, die Anfangsphase ist in der Regel nicht leicht, denn es liegt ja ein bisschen in der Natur der Sache, man muss im Grunde zwei Systeme zur Deckung bringen. Und da gibt es dann doch schon einiges an Reibungsverlusten, und sagen wir mal so: Es ist auch nicht immer ganz zu übersehen, wie schnell vieles dann auf die Schiene gebracht wird. Auf der anderen Seite, wenn Sie zu einem anderen Projekt gucken – schauen wir uns mal die GUC in Kairo an, die hat 2003 ihren Betrieb aufgenommen.
Maleike: Also die German University of Cairo?
Rühland: In Kairo, ganz genau, die hat inzwischen über 8000 Studierende und wird jetzt am 1. Oktober wieder ungefähr 1500 davon graduieren im Bachelor-, Master und Promotionsbereich. Das ist sozusagen immer die Vision, die man hat, und die Erfahrung zeigt: Aller Anfang ist schwer. Aber wenn es denn mal wirklich richtig losgeht, so nach zwei, drei, vier Jahren gemeinsamen Arbeitens – denn das ist das Entscheidende: Es müssen eben alle Beteiligten auf türkischer und deutscher Seite sehr eng zusammenarbeiten, damit die Sache dann auch wirklich rund läuft. Ich bin da als geborener Optimist ganz positiv. Sie haben aber natürlich recht: In der Anfangsphase kann sich dann auch mal was verzögern.
Maleike: Das Projekt ist also nicht gefährdet?
Rühland: Nein, so sehe ich das nicht.
Maleike: Die deutsch-türkische Universität in Istanbul geht als nicht wie geplant jetzt, zum Wintersemester, an den Start, sondern erst im nächsten Herbst. Das sagt Dorothea Rühland, die Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der dieses Projekt koordiniert. Vielen Dank für das Gespräch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Dorothea Rühland: Im Großen und Ganzen ja, wir befinden uns jetzt in der Anfangsphase eines doch sehr großen Projektes, und da gibt es immer mal wieder Verzögerungen, dass manches nicht ganz so schnell läuft. Es hätte jetzt mit einem Studiengang in der Tat beginnen sollen, der aber noch – es gibt ja noch keine Gebäude bis dato – zunächst mal in Dortmund angefangen hätte, aber ich glaube, wir sind einfach mit dem Studiengang zu spät dann auf den Markt gegangen, sodass sich einfach keine entsprechend große Zahl an Bewerbern fand. Wir gehen jetzt davon aus, dass wir im Herbst nächsten Jahres mit einer größeren Zahl von Studiengängen – das wird da auch nicht mehr sein als eine Handvoll – dann tatsächlich mit dem aktiven Betrieb beginnen können.
Maleike: 5000 Studierende sollten es sein, und es soll sich im Wesentlichen auf die Ingenieurswissenschaften konzentrieren, was da an der deutsch-türkischen Universität stattfindet. Das war und ist ein Prestigeprojekt, warum?
Rühland: Also zunächst – mache ich nicht gerne, aber – muss ich Ihnen doch ein klein bisschen widersprechen, es soll nicht in erster Linie Ingenieurswissenschaften sein, es sind in der Tat fünf Fakultäten: Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschafts-, Verwaltungswissenschaften, Rechtswissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften. In welchem Verhältnis die Fakultäten dann zueinanderstehen, das ist im Augenblick noch ein klein bisschen offen, aber es soll schon eine Hochschule sein, die sehr breit angelegt ist. Das Projekt ist wichtig aus unserer Sicht, weil wir der Meinung sind, dass es eine ganz zentrale Brücke bauen kann zwischen den beiden Ländern, und über den Diskurs in der akademischen Welt auch noch mal ganz neue Beziehungen schaffen kann. Insofern Prestige ja, aber wir halten es auch wirklich für sehr wichtig und sehr zentral.
Maleike: Was ist denn das Besondere an dieser Hochschule, an der deutsch-türkischen Universität dann zu studieren?
Rühland: Also, wenn man sich die Gründungsdokumente anschaut, da wird da sehr klar umrissen, was sozusagen das Spezielle ausmachen soll. Es soll eine Forschungsuniversität sein, also stark auch auf Forschung orientiert. Sie soll sehr stark interdisziplinär angelegt werden, und ich denke, für die Studierenden ist natürlich auch interessant, dass sie versuchen werden, viele Studiengänge auch mit Doppelabschlüssen dann zu implementieren, sodass sie sozusagen von beiden Seiten das Beste dann auch haben und sich damit hoffentlich auch ihre Marktfähigkeit einfach verbessert.
Maleike: Der DAAD koordiniert ja dieses Projekt – deswegen sprechen wir beide jetzt auch miteinander, weil Sie da Ansprechpartner auch sind für die DTU. Kann man sagen, dass das etwas vollmundig war, im letzten Jahr zu sagen, der Studienbetrieb geht schon in diesem Jahr los?
Rühland: Wir hätten es gerne gesehen, ja? Aber es zeigt sich eben – und das gilt für viele dieser Projekte, der DAAD hat ja inzwischen eine ganze Reihe derartiger Hochschulprojekte im Ausland sozusagen unter seinen Fittichen –, die Anfangsphase ist in der Regel nicht leicht, denn es liegt ja ein bisschen in der Natur der Sache, man muss im Grunde zwei Systeme zur Deckung bringen. Und da gibt es dann doch schon einiges an Reibungsverlusten, und sagen wir mal so: Es ist auch nicht immer ganz zu übersehen, wie schnell vieles dann auf die Schiene gebracht wird. Auf der anderen Seite, wenn Sie zu einem anderen Projekt gucken – schauen wir uns mal die GUC in Kairo an, die hat 2003 ihren Betrieb aufgenommen.
Maleike: Also die German University of Cairo?
Rühland: In Kairo, ganz genau, die hat inzwischen über 8000 Studierende und wird jetzt am 1. Oktober wieder ungefähr 1500 davon graduieren im Bachelor-, Master und Promotionsbereich. Das ist sozusagen immer die Vision, die man hat, und die Erfahrung zeigt: Aller Anfang ist schwer. Aber wenn es denn mal wirklich richtig losgeht, so nach zwei, drei, vier Jahren gemeinsamen Arbeitens – denn das ist das Entscheidende: Es müssen eben alle Beteiligten auf türkischer und deutscher Seite sehr eng zusammenarbeiten, damit die Sache dann auch wirklich rund läuft. Ich bin da als geborener Optimist ganz positiv. Sie haben aber natürlich recht: In der Anfangsphase kann sich dann auch mal was verzögern.
Maleike: Das Projekt ist also nicht gefährdet?
Rühland: Nein, so sehe ich das nicht.
Maleike: Die deutsch-türkische Universität in Istanbul geht als nicht wie geplant jetzt, zum Wintersemester, an den Start, sondern erst im nächsten Herbst. Das sagt Dorothea Rühland, die Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der dieses Projekt koordiniert. Vielen Dank für das Gespräch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.