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Deutsche Verbraucher sind "außerordentlich preisbewusst und preissensibel"

Dass einige Discounter den Preis für ein halbes Pfund Butter auf unter einen Euro gesenkt haben, liege am sinkenden Milchpreis und dem starken Wettbewerb im Handel, sagt Wolfgang Adelwart von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Wolfgang Adelwart im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 02.12.2011
    Susanne Kuhlmann: Wir kommen zu einem ganz anderen Thema. Einige Discounter haben gerade den Butterpreis gesenkt und damit die magische Marke von einem Euro unterboten. Eine gute Nachricht für alle, die in den kommenden Wochen Weihnachtsplätzchen backen wollen. Butter gehört neben Milch, Kaffee und Eiern zu den Produkten, an denen Verbraucher das Preisgefüge eines Händlers festmachen. – In Nürnberg begrüße ich Dr. Wolfgang Adelwart von der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK). Guten Tag!

    Wolfgang Adelwart: Guten Tag! Grüß Gott, Frau Kuhlmann.
    Kuhlmann: Herr Dr. Adelwart, warum wird Butter jetzt billiger?

    Adelwart: Das liegt zum einen daran, dass natürlich der Rohstoff-, also der Milchpreis, derzeit nach unten geht und damit die Rohstoffpreise insgesamt günstiger werden, sodass der Handel dann auch Butter günstiger anbieten kann.

    Kuhlmann: Stimmt eigentlich die Annahme, dass in einem Geschäft mit günstigem Butterpreis auch alles andere günstig ist, zum Beispiel auch Mehl, Mandeln, Marzipan und was man sonst noch für die Weihnachtsbäckerei braucht?

    Adelwart: Das muss nicht unbedingt sein. Da kalkuliert der Handel ganz unabhängig. Natürlich gibt es Handelsschienen wie die Discounter, die grundsätzlich zu günstigen Preisen anbieten. Nichtsdestotrotz kann es durchaus vorkommen, dass kleinere Sortimentsteile dann hier durchaus auch teurer sind, als sie vielleicht bei anderen Händlern angeboten werden. Das hängt einfach von der Kaufhäufigkeit auch ab, wie häufig kaufen die Verbraucher die entsprechende Warengruppe ein, und im Rahmen von Mischpreiskalkulationen versucht dann der Handel, wenn er in einem Bereich, beispielsweise bei der Butter oder bei der Milch, sehr preisgünstig ist und sehr aggressiv anbietet, dass er dann vielleicht in seltener gekauften Bereichen etwas mehr Marge oder etwas mehr Luft in seinen Preisen hat.

    Kuhlmann: Es könnte also sein, dass man das, was man an der Butter spart, bei anderen Produkten unter Umständen wieder draufzahlt?

    Adelwart: Das könnte prinzipiell sein, würde ich jetzt aber so grundsätzlich eigentlich nicht meinen, sondern generell ist es ja so, dass wir in Deutschland einen extrem starken Preiswettbewerb haben zwischen den verschiedenen Handelsschienen und der deutsche Verbraucher auch außerordentlich preisbewusst und preissensibel ist. Insofern korrigiert sich das schon. Nur es ist sicherlich so, dass in bestimmten Bereichen über Sonderangebote besonders günstige Preise das Preis-Image des Handels natürlich nach außen getragen wird, und in anderen Bereichen muss dann hier etwas großzügiger kalkuliert werden, dass der Handel insgesamt natürlich seine Spanne erreicht und seine Kosten deckt.

    Kuhlmann: Die 99 Cent für ein halbes Pfund Butter, die hatten wir im Frühjahr auch schon einmal. Aber vor zwei Jahren kostete Butter nur 65 Cent. Wie ist diese Schwankung zu erklären?

    Adelwart: Wie gesagt, das liegt an der Rohstoff-Situation, an der Milcherzeugung und natürlich auch an der Nachfrage nach Milch, die einerseits natürlich vom deutschen Verbraucher kommt, die aber natürlich auch von ausländischen Nachfragern kommt, und je mehr nachgefragt wird und je weniger auf der anderen Seite hier produziert oder angeboten wird, desto höher wird natürlich der Rohstoff-Preis, und deswegen muss sich das dann in den Endverbraucherpreisen niederschlagen. Aber genauso ist natürlich der Weg auch anders herum wieder.

    Kuhlmann: Danke schön! – Das war Dr. Wolfgang Adelwart von der Gesellschaft für Konsumforschung zu Lebensmittelpreisen im allgemeinen und dem Butterpreis im besonderen. Danke schön nach Nürnberg.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.