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DFB-Präsident Reinhard Grindel
"Im Fußball gelingt Integration spielend"

DFB-Präsident Reinhard Grindel stand in diesem Sommer stark in der Kritik, sein Image hatte in der Debatte um Mesut Özil gelitten. Nun hat Grindel auf dem Verbandstag des Steuerberater-Verbandes Köln eine Rede zur gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs gehalten und ein Gegenbild gezeichnet.

Von Jessica Sturmberg | 13.11.2018
    DFB-Präsident Reinhard Dieter Grindel.
    DFB-Präsident Reinhard Dieter Grindel. (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
    Wenn der DFB-Präsident vor Steuerberatern spricht, hätte man sich Anmerkungen vorstellen können zum Thema steuerliche Behandlung der UEFA bei der Euro 2024 in Deutschland oder das Steuerverfahren im Zusammenhang mit der WM 2006 oder auch generell eine wirtschaftliche Betrachtung des Fußballs. Aber Grindel hatte eine andere Botschaft, die gewiss über das Fachpublikum hinaus getragen werden soll: Während im gesellschaftlichen Gemeinwesen der Zusammenhalt immer mehr bröckelt, verzeichnet der Fußball steigende Mitgliederzahlen.
    Er kann an mancher Stelle kitten, was woanders auseinanderdriftet. Der daraus resultierenden Verantwortung sei sich der DFB sehr wohl bewusst. Grindel betont etwa die Integrationsleistung des Fußballs in der Flüchtlingsarbeit. Seit 2015 seien mehr als 70.000 Flüchtlinge in den Vereinen angekommen: "Sie haben Spielerpässe und nehmen regelmäßig am Spielbetrieb teil. In kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich als im Sport und hier auch gerade im Fußball gelingt Integration so spielend, weil es dem Ball egal ist, wer gegen ihn tritt."
    Bundestrainer Joachim Löw (l-r), den Nationalspieler Mesut Özil, DFB-Präsident Reinhard Grindel, den Nationalspieler Ilkay Gündogan und den Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff. 
    Grindel möchte die Auseinandersetzung mit Mesut Özil korrigieren. (DFB)
    Auch wenn der Name nicht ein einziges Mal fällt, aber es geht Grindel gewiss auch darum, nach der Auseinandersetzung mit Özil das Bild zu korrigieren. Der DFB, dem er vorsteht, ist weltoffen, sagt Grindel: "Der DFB – so steht es am Beginn unserer Satzung – tritt verfassungsfeindlichen Bestrebungen sowie jeder Form von diskriminierenden und menschenverachtenden Einstellungen und Verhaltensweisen entschieden entgegen."
    Mit der Euro 2024 Brücken bauen
    Von den Nationalspielern erwarte er, dass sie bei öffentlichen Auftritten diese Werte im Blick hätten und dann verspricht er, was ihm im Sommer bei Özil nicht gelang: "Gleichzeitig können sich alle Spieler von der Nationalmannschaft bis zur Kreisklasse verlassen, dass der DFB sich vor sie stellt und wenn sie wegen ihrer Herkunft, wegen ihrer Religion oder ihrer sexuellen Orientierung angegriffen werden. Der DFB steht für Vielfalt, rassistische Vorfälle auf Fußballplätzen werden von der Kreisklasse bis zur Nationalmannschaft verfolgt und entgegengearbeitet."
    Diese Integrationskraft soll der Leitgedanke bei der Europameisterschaft 2024 sein. Was so selbstverständlich klingt, ist in der gegenwärtigen Zerrissenenheit Europas zu einem hohen Anspruch geworden: "Aber gerade deswegen sind doch Anstrengungen diese Zerrissenheit zu überwinden umso notwendiger. Wir wollen mit der Euro 2024 neue Brücken zwischen den Menschen in unserem Land aber auch in ganz Europa bauen." Den wohl gewählten Worten muss jetzt noch die konkrete Umsetzung folgen.