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Die Commerzbank darf hoffen

Bei der Commerzbank läuft es besser, als allerlei Querelen in den letzten Monaten erwarten ließen: Das dritte Quartal fiel überraschend gut aus. Doch dem Management steht noch viel Arbeit ins Haus.

Von Michael Braun | 07.11.2013
    Es gibt gute Nachrichten von der Commerzbank, auf niedrigem Niveau, aber immerhin. Sie hat ein Konzernergebnis von 77 Millionen Euro ausgewiesen, 15 Prozent mehr als im vorigen Jahr, mehr sogar, als die Deutsche Bank verdient hat. Finanzvorstand Stephan Engels äußerte sich für einen Zahlenmenschen richtig entspannt:

    "Wir haben wichtige Fortschritte im dritten Quartal gemacht. Wir haben unsere Wachstumsinitiativen gestartet. Wir haben die Kapitalbasis gestärkt. Wir haben die Kosten stabil gehalten."

    Was mit diesen Formulierungen auch gesagt ist: Es war – anders als bei der Deutschen Bank - nicht das laufende Bankgeschäft, das die besseren Erträge brachte. Denn 180.000 neue Kunden zu gewinnen, wie es die Commerzbank in diesem Jahr bisher geschafft hat, kostet erst einmal Geld, zumal dann, wenn sie zum Teil mit 50 Euro auf dem neuen Konto begrüßt werden. Immerhin darf die Bank hoffen, nach erfahrungsgemäß acht bis 14 Monaten mit den neuen Kunden in die Gewinnzone zu kommen.

    Das honorierte die Börse und noch mehr den Umstand, dass die Altlasten aus Immobilienfinanzierungen, Staatskrediten und Schiffsfinanzierungen besser als gedacht liefen. Natürlich riss der Abbau dieses Geschäfts noch ein Loch. 272 Millionen Euro groß war es. Nur mit diesem Verlust waren die Geschäfte zu verkaufen oder aufzugeben. Aber diese Verluste waren gut 40 Prozent kleiner als voriges Jahr. In eine Telefonkonferenz erklärte Engels, mit welchen Methoden die Bank Kunden aus diesem Wackel-Bereich bewusst verprellt, um die loszuwerden:

    "Dazu gehört auch die bewusste Abdrängung von Kunden an Prolongationszeitpunkten durch das Stellen von - wie soll ich sagen? - prohibitiv hohe Konditionen."

    Dass die hauseigene 'Bad Bank' recht gut lief, schrieb die Commerzbank gestern auch den beiden dafür zuständigen Vorständen Jochen Klösges und Ulrich Sieber zu. Gleichwohl wurden sie abberufen. Finanzvorstand Engels lobte die Ex-Kollegen heute noch mal, aber man komme auch ohne sie aus:

    "Es ist aber auch hier so wie in allen gut geführten Unternehmen: Es steht in der Regel auch ein starkes Team dahinter. Und insoweit bin ich sicher, dass wir da nach wie vor gut auch nach vorne aufgestellt sind im Gesamtpaket."

    In der für die Commerzbank wichtigen Mittelstandsbank lief es im dritten Quartal besser, wenn das auch stark mit der vorzeitigen Tilgung eines größeren Kredites zusammenhing. Das weist auf ein Problem der Bank hin: Ihren Kunden, den Mittelständlern, geht es so gut, dass sie ihre Investitionen aus eigener Kraft finanzieren können und den Bankkredit nicht so häufig brauchen, wie es die Commerzbank gerne sähe.

    Alles in allem ließ sich der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing mit dem Satz zitieren: "Unsere Wachstumsinitiativen beginnen zu greifen." Richtig gut soll die Bank 2016 sein. Das ist der Plan.

    Für den Abbau des Staatsanteils an der Bank von noch 17 Prozent gibt es keinen Plan. "Selbständigkeit ist kein Selbstzweck", hatte Blessing in einem Zeitungsgespräch gesagt. Und damit Spekulationen genährt, die Bank wolle sich mit einem - gerne ausländischen - Mitbewerber zusammentun. Das hängte Engels heute tief:

    "Standardaussage - nicht mehr, nicht weniger."

    Vielleicht hatten sich ja auch erhoffte Interessenten für die Bank nicht gemeldet.