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Die "O-Woche" für Erstsemester

Hunderttausenden Studierenden steht ihr erstes Semester bevor. Kaum haben sie die bürokratische Hürde des Einschreibens und Anmeldens genommen, verzweifeln viele am Bau ihres ersten Stundenplans. Hilfe kann hier die Studienfachberatung bieten. Oft gilt beim Stundenplan: Weniger ist mehr.

Von Sarah Tschernigow |
    Die gute Nachricht ist: Um einen Stundenplan zu bauen, muss man nicht mehr so viel von A nach B rennen, wie bei der Immatrikulation. Denn das meiste spielt sich online ab. Auf der Homepage der Hochschule steht das Vorlesungsverzeichnis - eine Liste aller Veranstaltungen. Von der "Einführung in die höhere Mathematik" bis hin zum "Balzverhalten der Wasserschildkröten". Daneben viele kryptische Zeichen: CP - Credit Point, T - Tutorium, HS - Hauptseminar - Hilfe! Aber Lili Neugebauer aus dem 6. Semester Kulturwissenschaft, Viadrina Frankfurt Oder weiß Rat:

    "Ruhe bewahren! Durchatmen! Und dann erst mal schauen. Und das löst sich alles. Ich sag: Zweites Semester ist alles anders."

    Und bis dahin, sagt die Kulturstudentin, geht es erst mal darum, Wichtiges von Unwichtigem zu entscheiden.

    "Also es gibt Kurse, die man nehmen muss, das sind natürlich die Pflichtkurse. Und es gibt welche, aus denen man auswählen kann."

    Im Vorlesungsverzeichnis werden die Kurse beschrieben: Dort steht ganz genau, ob es sich um eine solche Pflicht- oder eine Wahlpflichtveranstaltung handelt, was man an Hausarbeiten und Referaten leisten muss, und ob es eine Anmelde- und Anwesenheitspflicht gibt, oder nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will: In der Regel gibt es auf der Webseite des Fachbereichs eine Stundenplanempfehlung. Oder man macht es so wie Meike Pohlmann, 3. Semester BWL an der TU Berlin, und wird einfach Stammgast bei der Studienfachberatung. Wie beim Arzt gibt es dort Sprechzeiten.

    "An die würde ich mich auf jeden Fall wenden, weil die meist einen guten Überblick haben und es hinkriegen, dass sich die Vorlesungen nicht überschneiden, die man im ersten Semester besuchen soll."

    "Lieber einmal zu viel fragen, als einmal zu wenig. Diejenigen, die im ersten Semester fünf oder sechs mal bei mir waren, die seh' ich in der Regel nicht wieder, da passiert auch nichts."

    Das sagt Petra Jordan, die an der TU Berlin Studienanfänger betreut. Der typische Fehler, den Erstis gerne machen: Sie packen sich den Stundenplan zu voll. Das Seminar zum "Paarungsverhalten von Großstadtpflanzen in Megametropolen" montags um acht klingt zwar spannend. Aber Petra Jordan sagt: Bloß nicht zu viel machen im ersten Semester:

    "So eine Pi-Mal-Daumen-Regel, wobei das für die Geisteswissenschaften gilt, denn Ingenieure und Naturwissenschaftler sind meistens etwas stärker belastet: Maximal zehn Veranstaltungen in der Woche belegen. Lieber im ersten Semester weniger machen, und in den anderen eine mehr nehmen."

    Und last, but not least: Auch Luft gehört in den Stundenplan! Leerlauf zum Ausschlafen, Feiern oder einfach Nichtstun. Der letzte Tipp kommt von Architekturstudent Nico Hahn, 9. Semester:

    "Naja, ich würde darauf achten, dass man mindestens einen Tag frei hat, oder zwei. Wo man arbeiten kann. Und ansonsten andere Kommilitonen fragen, was die so machen, was die von Freunden gehört haben, was interessant ist... So bin ich am besten durchgekommen."