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Doping-Ermittlung
"Parallele zur Mafia"

Die Ermittlungsergebnisse des österreichischen Bundeskriminalamtes machten die Tragweite des Dopingskandals im Skilanglauf deutlich – mit brisanten Details zum deutschen Sportarzt Mark S..

Von Josef Opfermann | 11.03.2019
Langläufer im Weltcup
Langläufer im Weltcup (picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
"Als Leiter des Büros zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität im Bundeskriminalamt kann ich ganz klare Parallelen der Machenschaften dieser Gruppierung und anderer Mafia-Organisationen wie der russischen Mafia, der italienischen Mafia oder auch der Balkan-Mafia feststellen", sagte der leitende Ermittler des österreichischen Bundeskriminalamtes, Dieter Csefan.
Die Ermittler legten dar: Es handele sich um ein weltweit agierendes Netzwerk.
"Die kriminelle Organisation war hierarchisch aufgebaut. Jeder hatte seine eigene Aufgabe", erklärte Csefan. "Die Blutbeutel von A nach B zu bringen, die Infusionen zu setzen und diese Organisation hat auch versucht, sich von der Strafverfolgung abzuschirmen, durch die Verwendung ausländischer Wertkarten-Handys. So, wie wir es bei anderen Mafia-Organisationen immer wieder sehen."
Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt und Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz zum Dopingskandal bei der Nordischen Ski-WM.
Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt und Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz zum Dopingskandal bei der Nordischen Ski-WM. (imago)
Der mutmaßliche Kopf des Ganzen: der Erfurter Sportarzt Mark S.. Er war im Zuge der Dopingrazzien während der Ski-WM festgenommen worden. Laut Ermittlungsergebnissen ging der Sportmediziner offenbar gezielt auf junge Athleten zu, sagte Csefan:
"Laut unseren derzeitigen Erkenntnissen wurden die Athleten von Dr. Schmidt und seinen Komplizen zu den Doping-Anwendungen aufgefordert, zu Beginn sogar kostenlos darauf eingeladen, damit sie auch selbst feststellen können die Leistungssteigerungen."
Gemeinsames Verhör von Mark S.
Hinzu kommt: Mark S. und seine Komplizen seien nicht nur bei der Ski-WM in Seefeld anwesend gewesen – sondern seit Jahren auch bei mehreren internationalen Wettkämpfen.
Im Fokus steht jetzt noch ein weiterer mutmaßlicher Drahtzieher: der Este Mati Alaver. Nach Informationen der ARD-Dopingredaktion wird nach ihm international polizeilich gefahndet. Die Ermittlungsarbeit rund um die Doping-Razzia koordiniert das österreichische Bundeskriminalamt zusammen mit der Münchner Staatsanwaltschaft. Ab morgen (Dienstag, 12.3.19) werden beide Behörden den hauptbeschuldigten Sportarzt Mark S. gemeinsam verhören.
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