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Erschließung der Arktis
Ringen um Ressourcen

Rohstoffe und neue Transportwege – das sind die Hoffnungen, die mit der Erschließung der Arktis verbunden sind. Auf einem Forum in Sankt Petersburg diskutieren die Anrainerstaaten über die neuen Möglichkeiten. Aber das Gebiet ist heiß umkämpft und vor allem Russland schafft in der Arktis Fakten.

Von Sabine Stöhr | 09.04.2019
Schiff am Dock von Kirkenes an der norwegisch-russischen Grenze.
Auch Norwegen ist ein wichtiger Akteur: ein Schiff am Dock von Kirkenes an der norwegisch-russischen Grenze (imago / Xinhua)
Eiseskälte auf zugefrorenem Meer. Unendliche weiße Weite der Arktis. So war das Mal. Jetzt schwindet das Eis und gibt bisher unwegsame Regionen frei. Und damit: Rohstoffe. Vor allem Russland legt sich ordentlich ins Zeug, um an sie ran zu kommen. Schon beim Forum im vergangenen Jahre sagte der russische Präsident Putin:
"Man kann eindeutig sagen, dass die Stärke und das Potential Russlands durch die Arktis vergrößert werden. Im Jahr 2050, das haben mir neulich Experten gesagt, wird man ungefähr 30 Prozent aller Kohlenwasserstoffe in der Arktis gewinnen. Deswegen ist diese Region allein wirtschaftlich extrem wichtig."
Enorme Öl- und Gasvorkommen
Es geht also um enorme Öl- und Gasvorkommen in der Arktis. Das Interesse am wächst aber auch, weil Russland hier Zugang zu einem neuen Weltmeer bekommt. Und durch diese Nordostpassage können Schiffe demnächst, zumindest zeitweise, ohne Eisbrecher Güter von Westen nach Osten transportieren – entlang der russischen Nordküste.
Das spart im Vergleich zur bisherigen Strecke durch den Suezkanal zehn Tage Zeit – und den Unternehmen sehr viel Geld. Für Russland ist aber noch etwas anderes wichtig in der Arktis. Der militärische Aspekt. Der russische Verteidigungsminister Shoigu ist stolz darauf, was das Land dazu in den vergangenen Jahren im eiskalten Norden zur Grenzsicherung aufgebaut hat.
"In der Arktis sind auf unseren Inseln in den vergangenen sechs Jahren 475 Objekte aufgebaut worden. Dort sind Soldaten, Waffen und Ausrüstung stationiert. Das hat bis jetzt kein Land auf der Welt so gemacht, auch zur Sowjetzeit hat es das nicht gegeben."
Für Alleingänge ist die Arktis zu kalt und gefährlich
Die neue Arktis ermöglicht Russland einen neuen Zugang zu den Weltmeeren. Die Arktis ist also heiß umkämpft. Allerdings nur mit Worten. Obwohl fast alle Anrainerstaaten aufgerüstet haben. Für politische oder militärische Alleingänge ist es zu kalt und zu gefährlich.
Das bietet die Chance einer kooperativen Zusammenarbeit. Als Plattform dafür ist das Arktis-Forum gedacht. Mit Russland als größtem Anrainerstaat und wie die Sprecherin des Außenministeriums betont mit "führender Rolle bei der Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit" in der Arktis:
"Das Hauptthema des diesjährigen Forums lautet 'Die Arktis – Ozean der Möglichkeiten'. Und die Diskussion konzentriert sich darauf, wie eine nachhaltige sozioökonomische Entwicklung der Arktis schergestellt und wie ein einzigartiges Ökosystem erhalten werden kann. Und es geht darum, die Lebensqualität der Bevölkerung vor Ort zu verbessern."
Ein Forum für Diskussionen
Das Forum wurde vor neun Jahren als Plattform für Diskussionen rund um die Arktis gegründet. Nach den Spielregeln, die die Vereinten Nationen festgelegt haben, können hier nicht nur die Anrainerstaaten ihre aktuellen Probleme besprechen, die auf politischer und wissenschaftlicher Ebene auftauchen im Kampf um die Bodenschätze in der Region, in dem Moskau seine Gebietsansprüche bisher am nachdrücklichsten verfolgt.