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EU-Abstimmung
Kampf gegen Plastikbesteck und Wattestäbchen

400.000 Tonnen Plastikmüll werden pro Jahr allein in Europa produziert. Das EU-Parlament will deshalb eine Richtlinie zum Verbot vieler Plastikartikel verabschieden. Dabei sollen auch die Hersteller in die Verantwortung genommen werden.

Von Bettina Klein | 24.10.2018
    Plastikgeschirr
    Plastik soll durch andere Materialien ersetzt werden - zum Beispiel Papier oder Bambus. (imago )
    Plastik: Was bei seiner Erfindung mal eine Revolution war und seit den 50er-Jahren immer mehr verwendet wurde, hat sich inzwischen aus Sicht von Umweltschützern zum Alptraum entwickelt. 400.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr allein in Europa. Hier findet ein Viertel des weltweiten Plastikverbrauchs statt. Müllexport in Länder wie China. Strände die verunstaltet werden, Kormorane die ersticken, Meeresschildkröten, die Plastik im Magen haben. Plastikteile die in Seehunden, Fischen und Walen gefunden werden. Es dringt in die Nahrungskette ein und bedroht unsere Gesundheit, so Umweltkommissar Karmenu Vella in der Debatte des Europäischen Parlaments.
    Und auch zerkleinerte Abfälle, die von den Äckern in den Kreislauf gelangen, werden zum Problem. Daher hat die Kommission schon vor Monaten eine Plastikstrategie verabschiedet. Produkte, bei denen es eine Alternative zum Plastikanteil gibt, sollen verschwinden, wie bei Wattestäbchen, Luftballonhaltern, Besteck, Tellern, Trinkhalme, und Stäbchen zum Umrühren.
    Hier soll Plastik durch andere Materialien ersetzt werden, wie Papier oder Bambus. Bei den Luftballonhaltern aus Plastik ist das noch nicht ganz ausdiskutiert. Die EVP hat einen Änderungsantrag eingebracht. Wo es keine wirkliche Alternative gibt, will die EU die Verwendung signifikant verringern: Bei Bechern, Deckeln, Essensbehältern und sehr leichten Tüten. Der Umweltausschuss hatte noch einige der weiteren Produkte mit auf die Verbotsliste gesetzt. Auch darüber wird heute im Parlament abgestimmt.
    "Am Ende muss stehen: weniger Produzieren und Recyceln"
    Auch die Hersteller sollen in die Verantwortung genommen werden. Seit 25 Jahren verfolge er nun schon die Müllreduzierungspolitik der EU, klagt der CDU-Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz. Ein gewaltiger Schwachpunkt seiner Meinung nach: Die Industrie unternimmt zu wenig, um das Recyclen zu ermöglichen.
    "Wenn die Industrie nicht endlich versteht, dass sie Kontakt mit den Recyclern aufnehmen muss, wie man denn ein Produkt entwickelt, was man nachher auch wieder auseinandernehmen kann – wenn dieses Bewusstsein nicht langsam aber sicher Platz greift, werden wir die Recycling-Ziele nicht erreichen."
    Der CDU-Parlamentarier Florenz ist sich da durchaus einig mit dem Grünen-Abgeordneten Martin Häusling:
    "Am Ende muss stehen: weniger Produzieren und Recyceln und mit Recyceln meine ich, dass es dann wirklich wieder verwendet wird und nicht wie in Deutschland, wo viel gesammelt wird, aber es landet am Ende im Müllofen. Das sollte nicht das Ende vom Plastik sein, sondern es sollte am Ende wieder in die Prozesskette mit eingebracht werden."
    "Es gibt Alternativen und die kann man auch nutzen"
    Es wird auch einige Übergangsfristen geben, doch am Ende soll etwa Plastikgeschirr verschwunden sein.
    "Es wird ganz wenige Ausnahmen geben, in Flugzeugen zum Beispiel, wo im Moment noch gar nix anders machbar ist. Aber dass sozusagen auf jeder Campingwiese Plastikgeschirr rumfliegt, das wird in Zukunft nicht mehr stattfinden. Da gibt es Alternativen und die kann man auch nutzen."