Vor dem Start der EURO 2024 in Deutschland hat Spiegel-Redakteur Michael Fröhlingsdorf gemeinsam mit einem Team recherchiert, wie die UEFA zu ihren Gewinnen kommt, während Deutschland als Austragungsland zahlt.
Ein Punkt ist die Steuerfreiheit, die die UEFA für sich in Anspruch nimmt. Eigentlich müsste ein ausländischer Veranstalter, der in Deutschland Sport- oder Kulturveranstaltungen organisiert, 15 Prozent Körperschaftssteuer abführen. Das beziehe sich auch auf die Medienrechte, die mit den Veranstaltungen generiert werden, erklärt Fröhlingsdorf im Deutschlandfunk.
Auch die UEFA ist mit ihrem Sitz in der Schweiz ein ausländischer Veranstalter, allerdings fordern der europäische Fußballverband UEFA, wie auch der Fußballweltverband FIFA einen Erlass der Steuern, so der Spiegeljournalist: „Wenn ihr Veranstaltungen von uns haben wollt, dann verzichtet auf Steuern.“ Und so hat auch Deutschland dem stattgegeben.
UEFA erwartet Gewinnsteigerung bei der kommenden EURO
Lediglich die für die Organisation der EM gegündete EURO GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main zahlt Steuern - was aber im Vergleich zu den Geldflüssen, die über die UEFA laufen, relativ gering ist.
Die großen Verträge mit Sponsoren oder über die Medienrechte schließt direkt die UEFA in der Schweiz. Laut Fröhlingsdorf rechnet die UEFA mit einem Gewinn von 1,7 Milliarden, somit würden 250 Millionen Steuer fällig werden, wenn die UEFA keine Steuerfreiheit in Anspruch nehmen würde.
Im Vergleich zur Europameisterschaft in Frankreich 2016 erwartet die UEFA eine Gewinnsteigerung von 25 Prozent: „Also da sind die Erwartungen der UEFA sehr hoch, was man in Deutschland so verdienen kann.“
Host Cities tragen das finanzielle Risiko
Das finanzielle Risiko liegt vor allem bei den Austragungsstädten: Sie tragen alleine die Kosten für Umbaumaßnahmen und Investitionen zum Beispiel in Verkehr und Infrastruktur. In Frankreich 2016 mussten viele Stadien neugebaut werden, was für die Städte hohe Kosten bedeutete: „Letztendlich haben sich Städte da übernommen. Die UEFA hat sich die Taschen voll gemacht und die Städte mussten zahlen,“ resümiert Fröhlingsdorf.
Dass eine Stadt zur Host City wird, ist mit einigen Forderungen verbunden. Laut Fröhlingsdorf habe die UEFA einen ganzen Ordner mit Auflagen, die für die Austragung der Spiele erfüllt sein müssen. Diese Forderungen lagen auch den deutschen Städten vor, die sich um eine Austragung beworben haben.
„Insofern war den Städten sehr wohl bewusst, dass die UEFA verlangt, von sämtlichen finanziellen Risiken freigestellt zu werden und, dass die Städte das zu zahlen haben.“
"Die Städte haben Blankoschecks unterschrieben"
Allerdings war zum Zeitpunkt der Bewerbung die Inflation und die Krisen der letzten Jahre nicht abzusehen: "Die Städte haben also Blankoschecks unterschrieben."
Insgesamt waren 18 Städte interessiert an einer Austragung, 14 haben sich schließlich beworben. Kaiserslautern hatte zum Beispiel aus finanziellen Gründen zurückgezogen. Und auch Bremen konnte die Forderungen nicht erfüllen, da die Stadt immer wieder im Konflikt mit der Deutschen Fußball-Liga DFL um die Kosten bei Hochrisikospielen ist. Im Falle einer EM-Austragung der UEFA alle Kosten zu erlassen, wäre demnach unglaubwürdig gewesen.
Frage man die UEFA, was sie mit den Einnahmen mache, verweist sie auf ein Programm, das die Gelder den europäischen Fußballverbänden zugute kommen lässt. Was die einzelnen Verbände mit dem Geld machen, sei aber nicht nachvollziehbar, so Fröhlingsdorf. Es hieße nur: „Wir sind ja nicht profitorientiert, das dient ja alles nur der Allgemeinheit und dem Fußball.“