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Fliegen ohne Mehdorn
Hauptstadtflughafen-Chef gibt auf

Der frühere Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat heute in einer schriftlichen Mitteilung seinen vorzeitigen Rückzug erklärt. Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Geschäftsführung war offensichtlich zerrüttet. Es gab in den letzten Wochen bereits Gerüchte, man sei schon auf der Suche nach einem neuen Flughafenchef.

Von Claudia van Laak | 15.12.2014
    Der Chef des Hauptstadtflughafens BER und frühere Air Berlin-Chef: Hartmut Mehdorn
    BER-Chef Hartmut Mehdorn hat seinen Rücktritt angekündigt. (picture alliance / dpa / Hannibal Hanschke)
    Der frühere Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat heute in einer schriftlichen Mitteilung seinen vorzeitigen Rückzug erklärt. Zitat: "Ich musste in den zurückliegenden Wochen zur Kenntnis nehmen, dass im Aufsichtsratsumfeld Spekulationen zu meiner Person angestellt wurden, die das für mich vertretbare Maß überstiegen." Zitatende. Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Geschäftsführung war offensichtlich zerrüttet, in den letzten Wochen gab es Gerüchte, man sei schon auf der Suche nach einem neuen Flughafenchef.
    Chaos am BER nimmt kein Ende
    Weder Klaus Wowereit noch Hartmut Mehdorn werden den Hauptstadtflughafen BER eröffnen. In der letzten Woche hatte Berlins langjähriger Regierender Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft seine Ämter abgegeben und das Chaos am BER als eine seiner größten persönlichen Niederlagen bezeichnet. Nun also Hartmut Mehdorn. Er wird seinen Vertrag nicht bis zum Ende der Laufzeit erfüllen, legt vorzeitig – spätestens im Frühjahr nächsten Jahres - die Geschäftsführung nieder. Am Freitag hatte er noch den Termin Ende 2017 für die Eröffnung des BER verkündet.
    "Wir gehen dabei davon aus, dass wir in etwa bis Mitte nächsten Jahres alle Planungen zusammen haben werden, wir werden bis Juni 2016 die bauliche Fertigstellung haben, wir wollen den Flughafen in 2017, in der zweiten Jahreshälfte in beitrieb nehmen."
    Zerrüttetes Verhältnis
    Der frühere Bahn-Chef hat heute in einer schriftlichen Mitteilung seinen vorzeitigen Rückzug erklärt. Zitat: "Ich musste in den zurückliegenden Wochen zur Kenntnis nehmen, dass im Aufsichtsratsumfeld Spekulationen zu meiner Person angestellt wurden, die das für mich vertretbare Maß überstiegen." Zitatende. Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Geschäftsführung war offensichtlich zerrüttet, in den letzten Wochen gab es Gerüchte, die drei Gesellschafter Brandenburg, Berlin und der Bund seien schon auf der Suche nach einem neuen Flughafenchef. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.
    "Insgesamt hat Herr Mehdorn es uns nicht immer leicht gemacht, das können wir mit Fug und Recht sagen, ich spreche nicht nur für Brandenburg, ich spreche für alle Gesellschafter, aber wir haben es ihm auch nicht leicht gemacht, das muss man sagen."
    Überfälliger Rücktritt
    Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zollte Mehdorn Respekt. Er habe in einer schwierigen Zeit Verantwortung für die Flughafenbaustelle übernommen, das weitere Vorgehen werde zügig mit den anderen Gesellschaftern abgestimmt. Noch einmal Ministerpräsident Woidke:
    "Wir werden zügig Gespräche führen zwischen den Gesellschaftern, um das Neubesetzungsverfahren zu gestalten und das oberste Ziel ist hier, keine weitere Zeit zu verlieren, sondern das Angebot von Herrn Mehdorn zu nutzen, dass ein neuer Geschäftsführer dann entsprechend ohne große Verzögerung die Arbeit nehmen kann, damit das Projekt möglichst schnell ans Ziel kommt."
    Desaster verschlimmert
    Die Opposition in den Länderparlamenten von Berlin und Brandenburg und im Bund nannte Hartmut Mehdorns Rückzug nicht überraschend. Er zeige das riesige Ausmaß von Misstrauen und Querelen am BER. Mehdorn habe das Desaster verschlimmert, statt es zu beseitigen. Axel Vogel, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Potsdamer Landtag hofft auf einen Neubeginn am BER:
    "Die Möglichkeit zu einem Neustart, weil auch der Aufsichtsrat neu besetzt ist, weil die Gesellschafterversammlung stärker politisch arbeitet als es bislang der Fall war. Und ich meine, der Rücktritt der war überfällig."
    Berlins mitregierende CDU sprach von einer nationalen Kraftanstrengung, die jetzt nötig sei. Der nächste Schuss müsse sitzen, das Renommee des Industriestandortes Deutschland stehe auf dem Spiel.