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Folgen des Brexit
Buhlen um Londons EU-Agenturen

EMA und EBA müssen die Insel verlassen: Die beiden EU-Agenturen - die eine zuständig für die Zulassung von Arzneimitteln, die andere für die Bankenaufsicht - waren bisher in London angesiedelt. In Großbritannien können sie aber wegen des Brexits nicht bleiben.

Von Karin Bensch |
    Blick auf One Canada Square in Canary Wharf in London: Hier sitzt die European Banking Authority (EBA). Für die Behörde wird wegen des Brexits ein neuer Standort gesucht.
    Blick auf One Canada Square in Canary Wharf in London: Hier sitzt die European Banking Authority (EBA). Für die Behörde wird wegen des Brexits ein neuer Standort gesucht. (imago/PA Images)
    Wo sie hinkommen werden, ist noch völlig unklar. Klar ist aber: In London können sie nicht bleiben. Zwei große und wichtige Behörden der Europäischen Union suchen ein neues Zuhause - wegen des geplanten Brexits. 23 Städte in der EU haben sich als neue Standorte beworben. In Deutschland sind es Frankfurt am Main und Bonn. Wer die besten Voraussetzungen hat, will die Kommission heute bekannt geben. Im Oktober werden die 27 EU-Länder - ohne Großbritannien - über die Kandidaten diskutieren. Im November soll dann in geheimer Wahl abgestimmt werden. Klar ist: Keine Stadt kann beide Agenturen bekommen.
    Es geht um die Europäische Arzneimittelagentur, abgekürzt EMA. Sie hat knapp 900 Mitarbeiter und ist für die wissenschaftliche Überprüfung von Medikamenten und für deren Zulassung in der EU zuständig. Darüber hinaus organisiert die EMA jedes Jahr mehr als 500 Konferenzen, an denen zehntausende Experten aus aller Welt teilnehmen. Eine prestigeträchtige Behörde im Bereich Pharma und Medizin.
    Ansehen und neue Impulse für die Wirtschaft
    Darüber hinaus geht es um die Europäische Bankenaufsichtsbehörde, kurz EBA. Sie beschäftigt etwa 180 Mitarbeiter und kontrolliert den Bankensektor in den einzelnen EU-Ländern. Die EBA macht Risikoanalysen und europaweite Stresstests und prüft damit die Finanzbranche auf Schwächen. Wer eine der beiden EU-Agenturen aus London übernehmen darf, erhält Ansehen und neue Impulse für die eigene Wirtschaft.
    Es ist nicht möglich, dass diese beiden EU-Behörden in London bleiben, denn Großbritannien plant die Europäische Union am 30. März 2019 zu verlassen, sagt der Chefsprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Alle EU-Agenturen müssten sich auf dem Gebiet der Europäischen Union befinden.
    Wer zu den Favoriten zählt, ist schwer zu sagen. Für den künftigen Sitz der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde tritt für Deutschland Frankfurt am Main an - gemeinsam mit sieben weiteren Städten wie Prag, Paris und Wien. Im Rennen um die Medikamentenbehörde hat Bonn 18 Konkurrenten, darunter Amsterdam, Barcelona und Mailand.
    Kommt jetzt auch mal Osteuropa zum Zug?
    Klar ist: Die EU hat Interesse an einer gleichmäßigen Verteilung. Inzwischen haben die meisten Mitgliedsländer eine der mehr als 40 EU-Agenturen. Viele auch zwei. Zum Beispiel Deutschland: Hier sitzt die Europäische Agentur für Flugsicherheit in Köln und die Aufsichtsbehörde für Versicherungswesen und betriebliche Altersvorsorge in Frankfurt.

    Spanien und Frankreich beheimaten jeweils sogar vier EU-Agenturen. Andere Länder sind dagegen bislang leer ausgegangen: Bulgarien, Kroatien, Zypern, Rumänien und die Slowakei. Es könnte also sein, dass man diesmal genauer auf die mehrheitlich osteuropäischen Länder schaut.