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Frankfurter Buchmesse 2019
Im digitalen Zeitalter lassen Klassiker die Kassen klingeln

In Zeiten von E-Readern, Apps und gemeinfreier Werke verstorbener Autoren: trotz digitaler Alternativen und Neuerscheinungen verkaufen sich gedruckte Klassiker auch heute noch sehr. Über dieses Phänomen sprachen die Verleger Thedel von Wallmoden und Horst Lauinger auf der Frankfurter Buchmesse.

Thedel von Wallmoden und Horst Lauinger im Gespräch mit Jan Drees |
Thedel von Wallmoden und Horst Lauinger
Verleger Thedel von Wallmoden und Horst Lauinger im Gespräch über Kanon und Klassiker (Deutschlandradio / David Kohlruss)
Auch heute noch, im Zeitalter der Digitalisierung, wird im Buchhandel oft zu einem Klassiker gegriffen. Wallstein-Verleger Thedel von Wallmoden beschreibt das Phänomen auf der Deutschlandradio-Bühne der Frankfurter Buchmesse: "Klassiker sind Autorinnen und Autoren, deren Werke maßgeblich sind für einen Traditionszusammenhang in der Literatur, die fortgewirkt haben auf die nach ihnen kommenden, schreibenden Generationen und von deren Wirkung wir heute noch eine Vorstellung haben."
Horst Launinger vom Münchner Manesse Verlag, der ausschließlich Klassiker verlegt, beschreibt Klassiker als "Autoren und Autorinnen, die die Moden der Zeit und des Zeitgeistes überdauert haben und zum Teil über hunderte - oder wie bei Homer auch über mehrere tausend Jahre - eine Gültigkeit bewahrt haben. Nicht weil der Name Homer groß ist, sondern weil uns diese Literatur nach wie vor etwas zu sagen hat."
"Es ist einfach ein anderes Leseerlebnis"
Daher sei es auch immer noch eine Aufgabe von Gegenwartsverlegern, eine Auswahl von Klassikern zu treffen und verfügbar zu halten, die immer noch relevant für die Gegenwart sind. Dass das Interesse an diesen Büchern – und nicht nur an den Werken - nach wie vor besteht, zeigt, dass trotz E-Books und Möglichkeiten wie dem Gutenberg- Projekt immer noch zum gedruckten Buch gegriffen wird.
"Es ist einfach ein anderes Leseerlebnis, würde ich unterstellen", so Lauinger.
Thedel von Wallmoden ergänzt: "Ich habe den Eindruck, dass die digitalen Formate großen Nutzen haben und auch angewendet werden, wenn man nachschlagen will, wenn man eine Textstelle, an die sich jemand wage erinnert, wiederfinden will. Ich begegne nicht unbedingt Leserinnen und Lesern, die einen Roman zum ersten Mal von irgendeiner Gutenberg-App lesen. Vielleicht gibt es diese Leser auch, ich kenne sie nicht. Ich habe den Eindruck, dass die erste Begegnung mit gegenwärtigen aber auch älteren Literaturwerken, sprachlichen Kunstwerken ganz stark noch über das Lesen im gedruckten Buch funktioniert."