Braunschweig
Frühere VW-Manager wegen Dieselskandal zu Haft verurteilt

Im Strafprozess zur Dieselaffäre bei Volkswagen sind vier ehemalige Führungskräfte des Autobauers des Betrugs schuldig gesprochen worden. Zwei der Angeklagten wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, zwei weitere Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.

    Die Prozessbeteiligten - bis auf die vier Angeklagten - stehen im Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig.
    Im Strafprozess zur Dieselaffäre sind vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. (Julian Stratenschulte / dpa Pool / d / Julian Stratenschulte)
    Das Urteil fiel vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig. Die Staatsanwaltschaft hatte zwischen zwei und vier Jahren Gefängnis gefordert und hielt nur in einem Fall Bewährung für angebracht. Die Verteidigung dagegen plädierte auf drei Freisprüche und eine Verwarnung.

    Betrug durch manipulierte Abgas-Software

    Ein ehemaliger Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung soll für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Zwei Jahre und sieben Monate Haft bekam der frühere Leiter der Antriebselektronik. Der ranghöchste Angeklagte, ein Ex-Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen, erhielt ein Jahr und drei Monate auf Bewährung. Ein ehemaliger Abteilungsleiter wurde zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.
    Den Angeklagten war unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit manipulierter Software in Millionen Autos vorgeworfen worden. Das Täuschungsprogramm erkannte Abgastests und passte den Emissionsausstoß für die Dauer der Prüfung vorübergehend an die erlaubten Grenzwerte an. Im Alltagsbetrieb auf der Straße wurde jedoch ein Vielfaches der schädlichen Stickoxide ausgestoßen.

    Urteil noch nicht rechtskräftig - Winterkorn-Verfahren abgetrennt

    Mit dem Urteil geht ein riesiges Verfahren nach fast vier Jahren zu Ende. Während die Angeklagten aus Sicht der Ermittler überführt sind, wehren sich die Männer und sehen sich als Bauernopfer. Die Verteidigung kündigte Revision gegen den Richterspruch an.
    Ursprünglich war geplant, dass der frühere Volkswagen-Konzernchef Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Mittlerweile äußerte sich Winterkorn sowohl als Zeuge als auch als Angeklagter vor Gericht und wies dabei die Verantwortung für den Dieselskandal entschieden von sich. Ein Unfall mit einem Klinikaufenthalt unterbrach den Prozess gegen den prominentesten Angeklagten aber. Ob und wann das Verfahren gegen den mittlerweile 78-Jährigen fortgesetzt werden kann, ist völlig offen.

    Weitere Verfahren stehen an

    In Braunschweig sind nach dem ersten Prozess und neben dem Komplex gegen Winterkorn noch vier weitere Strafverfahren gegen insgesamt 31 Angeklagte offen, wie ein Sprecher des Landgerichts sagte.
    Der Skandal um Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos war im September 2015 aufgeflogen. In den USA hatte der Wolfsburger Autobauer kurz zuvor falsche Testergebnisse eingeräumt. Wenige Tage später trat Konzernchef Winterkorn zurück. VW schlitterte in eine der größten Krisen, die den Konzern nach eigenen Angaben bisher etwa 33 Milliarden Euro kostete.
    Diese Nachricht wurde am 26.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.