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Griechenland
Der IWF als "bad cop"

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat als Kreditgeber eine wichtige Rolle im Schuldenstreit mit Griechenland. Nach Ansicht des US-Wirtschaftswissenschaftler Jacob Kirkegaard schieben ihm die europäischen Institutionen den schwarzen Peter zu. Dabei habe der IWF nicht mal übermäßige Forderungen.

Von Marcus Pindur | 17.06.2015
    Das Logo des Internationalen Währungsfonds
    Kirkegaard: "Das ist genau die politische Rolle des IWF, der hart gesottene Polizist, der auf der Erfüllung der Auflagen besteht." (picture alliance / dpa / Jim Lo Scalzo)
    Griechenland wird Ende Juni das Geld ausgehen, da ist sich der Wirtschaftswissenschaftler Jacob Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics in Washington relativ sicher.
    "Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland bis zum Ende des Monats seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem IWF nicht mehr nachkommen kann, ist sehr hoch. Ich glaube aber nicht, dass dies zu einem Grexit, einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone führen wird."
    Wenn Griechenland seine Raten an den IWF nicht zahlen könne, sei die Europäische Zentralbank EZB gezwungen, ihre Liquiditätshilfen an die griechischen Banken zurückzufahren. Das wiederum werde die Banken zwingen, ihre Auszahlungen zu begrenzen – und das werde schnell zu einer politischen Krise in Griechenland führen. Denn die griechische Regierung werde in einer solchen Situation auch Löhne und Renten nicht mehr bezahlen können.
    "Im Allgemeinen arbeitet die Troika sehr gut"
    Die Tatsache, dass der IWF sich auf eine Kooperation mit der EZB und der Europäischen Kommission in der sogenannten Troika eingelassen hat, hält Jacob Kirkegaard für unproblematisch.
    "Das hat sehr gut funktioniert in Irland, in Portugal und in Spanien. Es funktioniert im Augenblick gut in Zypern. Das Hilfsprogramm für Zypern läuft nach Plan. Also, im Allgemeinen arbeitet die Troika sehr gut."
    Der IWF habe hier und da Einschätzungsfehler begangen, etwa bei der Bewertung der Exportfähigkeit Griechenlands oder beim Ausmaß der Krise. Aber die Verantwortung für die gegenwärtige Lage sieht der Wirtschaftswissenschaftler hauptsächlich bei der griechischen Regierung und ihrer Verweigerungshaltung.
    "Es gibt in Washington einen Konsens, dass die Syriza-Regierung aus Amateuren besteht. Sowohl in der Art und Weise ihrer Verhandlungsführung, als auch, wie sie Griechenland regiert."
    Die IWF als "bad cop"
    Auch, dass der IWF übermäßig hart sei bei den Forderungen an Griechenland, sieht der Wirtschaftswissenschaftler nicht. Ganz im Gegenteil, der IWF habe wichtige Forderungen, wie zum Beispiel die nach einer Arbeitsmarktreform, über Bord geworfen. Der IWF erfülle aber eine wichtige politische Funktion, nämlich die des "bad cop", des bösen Polizisten.
    "Die anderen europäischen Institutionen und Regierungen schieben den IWF vor und sagen: ohne den IWF machen wir nicht mit, und so bekommt der IWF den Schwarzen Peter zugeschoben. Und das ist genau die politische Rolle des IWF, der hart gesottene Polizist, der auf der Erfüllung der Auflagen besteht."
    Sollte Griechenland seine Kredite an den IWF nicht zurückzahlen können, dann sei dies weder kurz- noch langfristig ein Problem. Der IWF hat eine Kriegskasse von über 800 Milliarden Dollar. Die anderen Hilfskandidaten wie Spanien, Portugal, und Irland zahlen schnell zurück. Und Griechenland würde dies irgendwann, später, auch einmal müssen. Sonst bekommt das Land keinen Zugang zum privaten Kapitalmarkt.