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Griechenland
Privatisierung des Hafens von Piräus gestoppt

Im Rahmen der Privatisierungsauflagen der Troika sollte der Hafen von Piräus nahezu komplett verkauft werden an eine chinesische Großreederei. Die neue griechische Regierung hat die Privatisierungspläne nun auf Eis gelegt - und plant ein eigenes Investitionsprogramm.

Von Rodothea Seralidou | 02.02.2015
    Der Containerhafen von Piräus vor Athen, aufgenommen am 17.06.2012. Der Hafen steht unter dem Management des chinesischen Hafenbetreibers COSCO.
    Der Containerhafen von Piräus vor Athen steht bereits unter dem Management des chinesischen Hafenbetreibers COSCO. (picture alliance / dpa / Emily Wabitsch)
    Am Containerterminal 1 am Hafen von Piräus. Wie Metallriesen ragen sieben Verladekräne in knalligem Orange aus der Erde: Sie bringen die Tonnen schweren Container mit Ware aus der ganzen Welt von den Schiffen in den Hafen. Rund 650.000 Container sind das im Jahr. In der Ferne sind die Containerbrücken blau. Giorgos Gogos von der Gewerkschaft der Hafenarbeiter erklärt:
    "Die gehören der Cosco. Damit man die Terminals unterscheidet, sind unsere Containerbrücken orange und ihre blau."
    Cosco: Das ist der chinesische Reederei-Koloss, der seit 2009 den größten Teil des Containerhafens von der staatlichen Hafengesellschaft gepachtet hat. Er betreibt eine Fläche dreimal so groß wie die, die dem staatlichen Containerhafen geblieben ist. Mit erstaunlichem Erfolg: Innerhalb von wenigen Jahren hat Cosco das Arbeitsvolumen mehr als verdoppelt: auf mehr als 2,5 Millionen abgefertigte Container im Jahr - Tendenz steigend. Piräus ist mittlerweile der drittgrößte Containerhafen im Mittelmeer.
    "Der öffentliche Charakter des Hafens wird bewahrt"
    Im Rahmen der Privatisierungsauflagen der Troika sollte bald der Hafen von Piräus fast komplett verkauft werden - nicht nur der Containerterminal, auch der Personen- und Autoterminal. Der Staat würde nur noch mit sieben Prozent an der Hafengesellschaft beteiligt bleiben. Als Favorit unter den interessierten Investoren galt auch hier die chinesische Cosco. Doch damit ist nun Schluss, sagte der neue Schifffahrtsminister Thodoris Dritsas direkt nach Amtsantritt den griechischen Medien:
    "Der öffentliche Charakter des Hafens wird bewahrt. Die Privatisierung hört hier auf. Die Ausschreibung zum Verkauf des Aktienpakets der griechischen Hafengesellschaft wird aufgehoben."
    Für die 270 Hafenarbeiter von Piräus ein Grund zur Freude: Nicht nur, weil sie im Falle einer Privatisierung Angst um ihre Jobs hätten, sagt Gogos, sondern auch, weil schon die Verpachtung des Containerterminals gezeigt habe, dass Investoren á la Cosco ihren Gewinn maximieren, indem sie Land und Leute ausbeuten:
    "Cosco hat diese Terminals für Peanuts bekommen. Ihr wurde ein fertiger Hafen mit Kundschaft übergeben. Ihre Hafenarbeiter arbeiten unter schlechtesten Bedingungen, ohne die mindesten Sicherheitsvorkehrungen. Für 700 bis 900 Euro im Monat setzen sie ihr Leben aufs Spiel."
    Griechische Hafengesellschaft gilt als vorbildliches Unternehmen
    Von der Investition würde vor allem einer profitieren: die staatliche Muttergesellschaft in China, so Gogos. Die griechische staatliche Hafengesellschaft hingegen gilt als ein vorbildliches Unternehmen. Trotz der guten Löhne der Arbeiter schreibt sie seit jeher schwarze Zahlen; allein 2013 lag der Netto-Gewinn bei rund 10 Millionen Euro. Klar, ein Investor könnte den Gewinn in die Höhe treiben, sagt Giorgos Gogos. Nur: um welchen Preis?
    "Der Hafen von Piräus spielt eine wichtige geostrategische Rolle. Er verbindet die griechischen Inseln mit der Hauptstadt. Die Personenbeförderung ist deshalb der Bereich, an dem der Hafen am wenigsten verdient, weil er einen sozialen Dienst erweist. Die Schiffe können preiswert anlegen, damit auch die Passagiere preiswerte Tickets bekommen und die Insulaner nicht abgeschottet sind. Eine private Firma könnte machen was sie will. Sie könnte den Hafen für andere Zwecke nutzen oder die Anlegeplätze reduzieren, sodass nur die Top-Zielorte bedient werden."
    Privatisierung des Hafens: Ausverkauf staatlichen Tafelsilbers unter Wert
    Die Privatisierungsbehörde hatte den Hafen für 500 Millionen Euro ausgeschrieben - noch dieses Jahr sollte der Kauf abgeschlossen werden. Ein klarer Fall von Ausverkauf staatlichen Tafelsilbers weit unter Wert - fand die neue Regierung und stoppte prompt den Privatisierungsprozess. Sie wolle ein eigenes Investitionsprogramm auf die Beine stellen, so Vize-Regierungschef Giannis Dragasakis gegenüber der griechischen Presse.
    Was schon unterschrieben sei, werde zwar nicht zurückgenommen, versichert die neue Regierung den Investoren. Der Reederei-Konzern Cosco dürfe also weiterhin den Containerhafen betreiben. Den ganzen Hafen aber werde Cosco nicht bekommen.