Donnerstag, 28. März 2024

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Griechenland und Deutschland
Streit um Kriegsentschädigungen

Im Zweiten Weltkrieg hinterließen die Nationalsozialisten Tote und Verwüstung in Griechenland. 80 Jahre später gibt es zwar viel griechisch-deutschen Austausch und Zusammenarbeit. Doch in der Frage finanzieller Kriegsentschädigungen stehen sich beide Länder nach wie vor unversöhnlich gegenüber.

Von Rodothea Seralidou und Otto Langels | 29.05.2021
Deutsche Besatzer 1941 in Athen
Die Nationalsozialisten besetzten während des Zweiten Weltkriegs große Teile Griechenlands (picture-alliance / akg-images)
"Chania steht in Flammen. Straße um Straße muss kämpfend genommen werden. Nach zwölf Tagen Kampf ist Kreta fest in deutscher Hand. Das Hakenkreuz weht über Kreta."
Die deutsche Wochenschau berichtete im Frühjahr 1941 vom Kriegsschauplatz im Mittelmeer. Das Unternehmen Merkur - auch bekannt als die Schlacht um Kreta - war eine der größten Luftlandeoperationen der Geschichte. Nach dem Überfall der Wehrmacht Anfang April besetzte Deutschland damals innerhalb kürzester Zeit ganz Griechenland. Was folgte, nennt der Historiker Hagen Fleischer, langjähriger Professor an der Universität Athen, ein brutales Besatzungsregime.
"Es war eindeutig die blutigste Besatzung von allen nicht-slawischen Ländern. Weit über 30.000 exekutierte Zivilisten, darunter auch viele Frauen und Kinder. Systematisch zerstörte Infrastruktur und Wirtschaft. Plünderorgien, vom Raubbau in den Bergwerken, bis hin zum Abtransport von Olivenöl und von Lebensmitteln. Und daraus resultierten die mindestens 100.000 Hungertoten im ersten Besatzungswinter."
Schauplatz eines der NS-Massaker in Griechenland: der Ort Distomo im Juni 1944
Schauplatz eines der NS-Massaker in Griechenland: der Ort Distomo im Juni 1944 (picture-alliance/ dpa | Str)

"Noch lange Zeit danach war Griechenland in Ruinen"

Wehrmacht und SS verübten zahlreiche Massaker, denen Tausende von Griechen zum Opfer fielen, angeblich als Vergeltung für Partisanenangriffe. Erinnerungen an diese Gräueltaten sind auch 80 Jahre später in Griechenland noch präsent – und prägen heute innenpolitische Debatten.
An denen sich zum Beispiel Aristomenis Syggelakis beteiligt. Er stammt aus der Region Vianos auf Kreta. Im September 1943 ermordeten die deutschen Besatzer dort 461 Zivilisten, darunter seinen Großvater und 20 weitere Familienmitglieder. Als Vorstandsmitglied im "Nationalrat zur Einforderung von Entschädigungsansprüchen" - kämpft Syggelakis seit Jahren für die griechischen Reparationsforderungen. Die Organisation ist eine der wichtigsten Vereinigungen von Angehörigen der Opfer und Widerstandskämpfer aus der Besatzungszeit.
"1.770 zerstörte Dörfer, über 400.000 Häuser, 80 Prozent der Straßen und der Zugverbindungen zerstört - Häfen, Flughäfen, Brücken. Noch lange Zeit danach war Griechenland ein Land in Ruinen, ein Land voller kranker Kinder, Waisenkinder und Frauen in schwarzer Trauerkleidung."
Zudem presste das Besatzungsregime im Jahre 1942 Griechenland einen Millionen-Kredit in Höhe von 476 Millionen Reichsmark ab, eine so genannte Zwangsanleihe.
Hagen Fleischer: "Damit wurden dann vor allem solche Kosten und Ausgaben der Wehrmacht gedeckt, die nicht unter die normalen Besatzungskosten in einem Krieg fallen, sondern das waren dann die Kosten für die Kriegsführung im östlichen Mittelmeer. Also selbst Rommels Nordafrikafeldzug wurde zum Teil von den Griechen mitfinanziert."
Vertreter der Siegermächte Churchill, Roosevelt und Stalin auf der Konferenz von Jalta 1945
Deutschland und die Frage der Reparationen
Deutschlands Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg steht außer Frage. Aber wie verhält es sich mit der finanziellen Schuld? Deutschland verweist auf den Zwei-Plus-Vier-Vertrag. Damit seien alle Forderungen abgeschlossen. Die Frage der Reparationen kommt darin aber gar nicht zur Sprache.

Deutschland zahlte einmal in den 60er-Jahren

Νoch während des Krieges hatte das Deutsche Reich damit begonnen, den zeitlich nicht befristeten Kredit zurückzuzahlen, nach dem Ende des NS-Regimes aber die Tilgung eingestellt. Anfang der 1960er-Jahre überwies die Bundesrepublik im Rahmen von mehreren Abkommen mit westlichen Staaten einmalig 115 Millionen D-Mark an Griechenland als Ausgleich für NS-Unrecht. Aus deutscher Sicht waren damit die griechischen Ansprüche abgegolten.
Griechenland sieht das auch heute noch anders. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs fordert das Land Entschädigungen für die Zeit unter deutscher Besatzung. Eine griechische Parlamentskommission schätzte im Jahr 2016 die Höhe der Forderungen auf mehr als 300 Milliarden Euro. Schon das Pariser Reparationsabkommen von 1945 sprach Griechenland mehr als 7 Milliarden US-Dollar zu, allerdings nur für die materiellen Schäden des griechischen Staates, nicht für andere Ansprüche wie die Rückzahlung der Zwangsanleihe oder die Entschädigung der Opfer und deren Hinterbliebenen.
Das Londoner Schuldenabkommen von 1953 legte aber jegliche Entschädigungsforderungen vorerst auf Eis bis zum Abschluss eines Friedensvertrags, erklärt die Athener Rechtsanwältin Christina Stamouli:
"Deutschland sollte dadurch bis zu seiner Wiedervereinigung nicht verpflichtet werden können, Entschädigungen für die Zeit des Zweiten Weltkriegs zu zahlen. Das war ein Geschenk für Deutschland, damit das Land sich erholen und seine im Krieg zerstörte Wirtschaft wieder aufbauen kann."

Deutsche Einheit brachte Thema neu auf dem Tisch

Im Jahr 1990 kam dann die Wiedervereinigung - mit dem so genannten Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier Siegermächten, der aus deutscher Sicht finanzielle Ansprüche endgültig ausschloss. Griechenland saß aber nicht mit am Verhandlungstisch. Seitdem Deutschland wiedervereinigt ist, sei die Frage der Reparationsforderungen ein Thema in Griechenland, sagt Stamouli.
"Wir sind der Meinung: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag war ein Friedensabkommen. Das bedeutet, jeder Schutz, der dem geteilten Deutschland gewährt wurde, hört auf. Deutschland aber hat seit 1990 die Haltung, dass dieses Thema juristisch und politisch abgeschlossen sei."
Immerhin, die blutige Besatzung Griechenlands ist in jüngster Zeit mehr ins Bewusstsein der deutschen Politik und Öffentlichkeit gerückt. Schauplätze von Massakern wie Lyngiades, Kommeno oder Distomo sind nicht mehr namenlose Orte. Dabei war auch in Griechenland die Aufarbeitung der Vergangenheit lange Zeit ein Tabu-Thema. Sie wurde weder von den Regierungen thematisiert noch in den Schulen gelehrt.
Mahnmal für die Opfer des Wehrmachts-Massakers in Karakolithos, bei dem 134 Männer von deutschen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs hingerichtet wurden
Heute ist die Erinnerung an die Besatzungsjahre sehr präsent in der griechischen Öffentlichkeit. Das war nicht immer so. (picture alliance / ANE)
Die Gründe seien vor allem politischer Natur, sagt Menelaos Charalambidis. Der 51-jährige Historiker und Autor hat sich auf die Zeit der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs spezialisiert. Dem Zweiten Weltkrieg folgte ein blutiger Bürgerkrieg, der im Jahre 1949 mit dem Sieg der Konservativen und Monarchisten endete, sagt Charalambidis.
"Die größte Widerstandsorganisation in der Besatzungszeit war aber die linke EAM gewesen, die Nationale Befreiungsfront, die den Bürgerkrieg verlor. Viele Rechte hingegen hatten entweder mit den deutschen Besatzern kollaboriert oder sie hatten zumindest nicht am Widerstand teilgenommen. Und bei den Linken war das Trauma aus der Zeit noch sehr präsent. Sie haben gehofft, dass das Vergessen dieser Zeit zu einer Versöhnung der Nation führen würde. Die Haltung beider Seiten hat also nicht gerade dazu beigetragen, dass das Wissen rund um die Besatzungszeit aufrecht erhalten bleibt. Im Gegenteil."

Neues Interesse während Finanzkrise

Erst in den letzten zwei Jahrzehnten beschäftigen sich immer mehr griechische Historiker mit dieser Zeit, erklärt Charalambidis. Und in den Jahren der griechischen Finanzkrise erwachte plötzlich auch das Interesse eines breiten Publikums an der Zeit unter deutscher Besatzung:
"Die Leute wollten erfahren, was während der Besatzungszeit passiert war, wie sich das langfristig auf Griechenland ausgewirkt hat. Hinzu kam die inakzeptable Haltung der Nordeuropäer, vor allem Deutschlands, dem griechischen Volk gegenüber: das Stereotyp des faulen Südländers, der vom Kapital des Nordes profitiert. Viele Griechen sahen sich darin bestätigt, dass die Deutschen uns schon immer schaden wollten."
"Mit Scham und Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung."

"Gerechtigkeit", riefen Einwohner des Dorfes Lyngiades, als der damalige Bundespräsident Joachim Gauck am 7. März 2014 den kleinen griechischen Ort besuchte, um – "der Opfer eines grausamen Massakers zu gedenken". Wehrmachtsangehörige hatten am 3. Oktober 1943 82 Bewohner ermordet, darunter 34 Kinder, und fast alle Häuser zerstört. Eine Geste der Versöhnung vom deutschen Bundespräsidenten, der bei seinem Besuch aber auch deutlich machte, dass Deutschland Reparationszahlungen nach wie vor ablehne. Die deutsche Haltung bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Athen im Januar 2019:
"Alles in allem dürfen Sie davon ausgehen, wir sind uns unserer historischen Verantwortung bewusst. Wir wissen auch, wie viel Leid wir über Griechenland gebracht haben als Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus."
Eroberung Polens durch die Deutsche Wehrmacht. 1939. |
"Polen hat Reparationsansprüche teils erhalten, teils verwirkt"
Der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej hält die Forderungen Warschaus nach deutschen Reparationszahlungen für juristisch unbegründet. Der moralischen Verantwortung könne man auch anders gerecht werden, sagte Borodziej im Dlf.

Die deutsche Haltung

Die deutsche Haltung: Die Erinnerung an deutsche Verbrechen wachhalten, aber keine Kriegsschulden anerkennen! 2014 hat die Bundesregierung einen deutsch-griechischen Zukunftsfonds ins Leben gerufen, der allerdings mit zunächst einer Million Euro jährlich relativ bescheiden ausgestattet wurde. Der Fonds soll durch wissenschaftliche und künstlerische Projekte die Beziehungen zwischen beiden Ländern fördern.
Ein Beispiel für die Arbeit des Zukunftsfonds: Die App "Deutsche Spuren" lädt Interessierte zu einer Entdeckungstour mit dem Smartphone durch die deutsch-griechische Geschichte Athens ein. Das deutsche Goethe-Institut hat die Informationen zusammengestellt.
"Das Militärlager Chaidari im gleichlautenden westlichen Stadtteil von Athen, Ausbildungsgelände der griechischen Armee. Unter der Besatzungszeit fiel es in die Hände der deutschen Okkupanten. Es war das einzige Gefangenenlager für alle Feinde des Dritten Reichs und diente als Geisellager für Vergeltungsoperationen der Wehrmacht und der SS."

Jugendarbeit, um sich für Reparationen zu drücken?

Nach jahrelangen Vorbereitungen hat kürzlich das Deutsch-Griechische Jugendwerk seine Arbeit aufgenommen. Nach dem Vorbild des Deutsch-Französischen Pendants soll es die Begegnungen und die Beziehungen zwischen jungen Menschen in beiden Ländern fördern. Die Initiative ging von der Bundesregierung aus, finanziert wird sie von beiden Ländern. Juliane Seifert, Staatssekretärin im Familien- und Jugendministerium:
"Ausschlaggebend für die Idee des Jugendwerkes ist unsere feste Überzeugung, dass der Austausch von Jugendlichen ganz wichtig ist für die Zukunft und das Verhältnis der beiden Länder und das Zusammenwachsen Europas. Zwischen fast allen Ländern in Europa bietet sich das an, kann man sagen, aber zwischen Deutschland und Griechenland nochmal in besonderer Art und Weise, weil es ja auch eine gemeinsame Geschichte gibt, aus der eine moralische Verantwortung Deutschlands mit erwächst."
Schüler im Mausoleum in Distomo, fotografiert vor einer Wand mit Knochen von 218 Männern, Frauen und Kindern, umgebracht von den Nazis, um Widerstand gegen die NS-Besatzer zu vergelten
Schüler im Mausoleum in Distomo (picture alliance / dpa / Orestis Panagiotou)
Unter den gegebenen Umständen könne man solchen Initiativen der Bundesregierung nicht trauen, meint dazu Aristomenis Syggelakis vom Griechischen Rat für Reparationsforderungen. Vielmehr wolle sich Deutschland dadurch vor Entschädigungszahlungen drücken.
"Die deutsche Bundesregierung müsste erstmal beweisen, dass wir ihr vertrauen können, dass es dem Land wirklich um Freundschaft und Kooperation geht. Das wäre Voraussetzung für all diese Annäherungsversuche. Ohne die deutsche Bereitschaft aber, auch Reparationen und Entschädigungen zu zahlen, geht das nicht. So handelt es sich dabei nur um Aktionen, die uns täuschen oder uns provozieren wollen! Als wäre Griechenland kein unabhängiger Staat, sondern ein Protektorat, eine Kolonie!"

Misstrauen auch gegen Wissenschaftsprojekte

Das Misstrauen von griechischer Seite bekommt auch Nicolas Apostolopoulos von der Freien Universität Berlin zu spüren. In Kooperation mit der Universität Athen und dem Historiker Hagen Fleischer hat er die Bildungsplattform "Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland" aufgebaut - finanziert vor allem durch den deutsch-griechischen Zukunftsfonds. Ein aufwendiges zweisprachiges Projekt für Wissenschaft und Unterricht, für das über 90 Zeitzeugen interviewt wurden, sagt Apostolopoulos.
"Zunächst wurden ja die Videos, die Zeitzeugenaufnahmen, gemacht und die wurden kontextualisiert und wissenschaftlich erschlossen. Das Archiv enthält nicht nur die Videos, sondern enthält auch Informationen über diese Personen, Informationen über Orte, über Geschehnisse."
Die Finanzierung mit überwiegend deutschen Geldern stieß in Griechenland aber auf Kritik - auch vom Rat für Reparationsforderungen und dem Netzwerk der griechischen Opfergemeinden.
"Als wir das Bildungsmaterial hatten im November und es erst im Dezember letzten Jahres vorgestellt haben, waren die alarmiert: Die Deutschen kommen in unsere Schulen und diese Leute mit diesem Projekt, die Deutschen dahinter, wollen, dass der Geschichtsunterricht neu geschrieben wird, was vollkommen falsch ist. Wir haben gedacht, wir führen das System ein und das wird genutzt – wo auch immer! Aber ein großer Teil unserer Energie geht jetzt dazu auf, zu beweisen, dass wir nicht gesteuert sind von der Regierung A oder von der Regierung B."

Grüne und Linke fordern Umdenken

Ohne öffentliche Unterstützung, allein mit Mitglieds- und Spendengeldern, arbeitet der Verein Respekt für Griechenland. Neben Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Deutschland unterstützt die Initiative Projekte vor Ort. Vorstandsmitglied Hilde Schramm:
"In Lyngiades kam tatsächlich der Wunsch an uns, dass wir helfen, ein Museum einzurichten. Die haben noch kein Museum. In Komeno, das ist auch ein bekannter Ort, der sehr, sehr, sehr gelitten hat, haben sie auch kein Museum, und wir sind jetzt dabei, mit ihnen zusammen so ein dezentrales Konzept zu entwickeln, und das große Problem ist, dass sie auch kein Gästehaus haben."
Die Nazis töteten bei Vergeltungsmaßnahmen Männer, Frauen und Kinder. Ein Mann vor Fotos der 218 Opfer des Massakers von Distomo am 10. Juni 1944.
Die Nazis töteten bei Vergeltungsmaßnahmen Männer, Frauen und Kinder (picture alliance / dpa | Orestis Panagiotou)
Respekt für Griechenland will nicht nur an die deutsche Besatzungszeit erinnern, der Verein leistet auch Aufbauhilfe beim Klimaschutz und in der Infrastruktur, unter anderem in dem kleinen Ort Kamares auf der südlichen Halbinsel Peloponnes.
"Da haben wir eine kommunale Arztpraxis inzwischen energetisch und sanitär saniert, war in einem miserablen Zustand. Das wird auch akzeptiert als eine Geste, die zeigt, dass man, was die Regierung nicht macht, eben auf Zivilebene versucht im kleinen Stil zu machen."
Zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Griechenland forderten die Bundestagsfraktionen von Grünen und Linken die Bundesregierung auf, ihre ablehnende Haltung zu griechischen Reparationsansprüchen aufzugeben. In der Bundestagsdebatte am 25. März erklärte der Abgeordnete Manuel Sarrazin von den Grünen:
"Auch die Geschichte dessen, dass Griechenland immer auf das Wohlwollen des Lands der Täter angewiesen war nach dem Krieg - wir wollen diese Geschichte aufbrechen. Und deswegen wollen wir, dass der Bundestag heute Schluss macht mit der demütigenden und falschen Aussage, für Griechenland habe sich die Frage der Reparationen erledigt."
Und Gregor Gysi von den Linken fügte in der Debatte hinzu:
"Warum gilt eigentlich der Grundsatz 'Pacta sunt servanda', also, dass Verträge einzuhalten sind, nicht für die Rückzahlung des Zwangskredits, den Nazideutschland Griechenland während der Besatzung abverlangte? Da das Hitler-Regime mit der Rückzahlung schon begonnen hatte, es also selbst als Kredit anerkannt hatte, und die Bundesrepublik in der Rechtsnachfolge steht, sollte man nun endlich Verhandlungen mit Griechenland über die Konditionen der Kreditrückzahlung aufnehmen."
Ministerpräsident Alexis Tsipras im griechischen Parlament
"Athen möchte nicht mit Warschau in einen Topf geworfen werden"
Nicht nur Polen fordert von der deutschen Bundesregierung Reparationen. Auch in Griechenland wird der Ruf nach Kriegsentschädigung in regelmäßigen Abständen laut. Gemeinsame Sache mit Warschau wolle Athen aber nicht machen, sagte Korrespondent Michael Lehmann im Dlf.

Versöhnung für Griechen schwer vorstellbar ohne Reparationen

Die Große Koalition vermied jedoch jede konkrete Aussage zur Reparationsfrage, betonte stattdessen gemeinsame Werte wie Demokratie und Menschenrechte, zählte die deutsch-griechischen Projekte auf, die die Bundesregierung finanziert und lehnte letzten Endes die Anträge von Grünen und Linken ab.
Gleichwohl sieht die griechische Regierung von Ministerpräsident Mitsotakis es als positives Signal, dass der Deutsche Bundestag sich überhaupt mit der griechischen Reparationsfrage beschäftigt hat. Allerdings stünden die in jüngster Zeit entstandenen deutsch-griechischen Projekte in keiner Beziehung zu den griechischen Reparationsforderungen, stellt das griechische Außenministerium in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem Deutschlandfunk klar.
"Diese Initiativen haben weder etwas mit der in die Tiefe gehenden Suche nach der historischen Wahrheit der nationalsozialistischen Besatzungszeit und deren Folgen für Griechenland zu tun, noch mit deren Verständnis; auch nicht mit der kollektiven Erinnerung der heutigen Griechen."
In der Bundestagsdebatte zum 80. Jahresstag des Überfalls auf Griechenland am 25. März hatten Rednerinnen und Redner parteiübergreifend von historischer Verantwortung, verbindender Kultur, gemeinsamer Zusammenarbeit und lebendigem Brückenbauen gesprochen und Projekte wie den deutsch-griechischen Zukunftsfonds oder das deutsch-griechische Jugendwerk als sinnvolle Schritte auf dem Weg der Versöhnung bezeichnet.
Die wohlklingenden Worte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ohne Entgegenkommen in der Reparationsfrage aus griechischer Sicht wirkliche Versöhnung nur schwer vorstellbar ist.