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Großbritannien
Britischer Protest gegen Trump-Besuch

Soll Donald Trump der Rote Teppich ausgerollt werden? Der US-Präsident hat eine Einladung der britischen Premierministerin Theresa May angenommen. Geplant ist der Staatsbesuch für Juni oder Oktober. Aber in Großbritannien gibt es heftige Kritik an dem geplanten Besuch.

Von Friedbert Meurer | 31.01.2017
    Die britische Premierministerin Theresa May besuchte in Philadelphia ein Treffen von Abgeordneten und Parteivertretern der US-Republikaner.
    Die britische Premierministerin traf sich in den USA bereits mit US-Präsident Donald Trump (AFP / Dominick Reuter)
    Der Buckingham Palast im Jahr 2003: US-Präsident George W. Bush wird mit allen Ehren von Queen Elizabeth zum Staatsbesuch empfangen. Die gleichen Ehren sollen jetzt dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zuteilwerden. Weit über eine Million Briten haben dagegen eine Online-Petition unterzeichnet. Wenn dann solle es nur ein Arbeitsbesuch werden, kein Staatsbesuch, um der Queen die Peinlichkeit eines Treffens zu ersparen, heißt es wörtlich in dem Antrag.
    "Winston Churchill prägte den Begriff der special relationship", erinnerte die Queen 2003 beim Staatsbankett für George W. Bush. Die Szene soll sich mit Trump nicht wiederholen, fordern auch einige konservative Parteifreunde Mays, zum Beispiel Sayeeda Warsi, Mitglied im Oberhaus und pakistanischer Abstammung.
    Für Premierministerin Theresa May ist die Sache unangenehm
    "Staatsbesuche sind die höchste Form, um einen Gast zu ehren. Mit all der Würde, dem Pomp, den Zeremonien, die der Steuerzahler bezahlen muss. Wir müssen überlegen, ob wir das für einen Mann tun sollten, der frauenfeindlich ist, keinen Respekt vor Minderheiten zeigt und mit seiner Rhetorik polarisiert."
    Für Premierministerin Theresa May ist die ganze Sache unangenehm. Sie will ein gutes Verhältnis zu Donald Trump, distanzierte sich aber nach einigem Zögern von den US-Reisegesetzen. Ihr Außenminister Boris Johnson musste die Drähte nach Washington glühen lassen, um sich bestätigen zu lassen, dass die Einreisesperre nicht für britische Staatsbürger gilt, die einen Doppelpass haben, wie zum Beispiel der in Somalia geborene britische Olympia-Held Mo Farah. "Natürlich kann Mo Farah zurück in die Vereinigten Staaten reisen, wo er trainiert und sich fit hält, um noch viele Medaillen zu gewinnen."
    Trumps Team will ein Treffen mit Prinz Charles vermeiden
    Johnson verurteilte Trumps Politik als spalterisch und falsch, man solle den US-Präsidenten aber auch nicht dämonisieren. "Ich fände es gut, wenn es zu dem Staatsbesuch kommt. Die USA ist die wichtigste geopolitische Kraft der letzten 100 Jahre. Wir wollen diese Beziehung pflegen."
    "Mays Fehler ist eine Schande für das ganze Land", warf die Grünen-Abgeordnete Caroline Lucas ein. "Ich bin stolz darauf, wie viele Menschen in meinem Wahlkreis die Online-Petition gegen den Staatsbesuch unterzeichnet haben."
    Auch die größte Oppositionspartei Labour stellt sich gegen den Staatsbesuch Donald Trumps, solange er die Einreisesperre gegen sieben muslimische Staaten nicht aufhebt. Theresa May kann aber den Staatsbesuch nicht absagen, das wäre eine Beleidigung der USA, heißt es.
    Andere Redner verteidigten den Besuch. Die Queen habe auch den chinesischen Staatspräsidenten zum Tee empfangen. Sie scheint auch nicht das Problem zu sein. Die "Times" berichtete, Donald Trumps Team dränge darauf, dass der US-Präsident während seines Aufenthalts nicht auf Prinz Charles treffe, um nicht von ihm über dessen Passion, den Klimawandel, belehrt zu werden. Andernfalls drohe ein heftiges Wortgefecht zwischen den beiden.