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Gruner+Jahr-Ausverkauf von RTL
Das wird aus Landlust, art und Co.

Anfang des Jahres kündigte RTL an, 23 Magazine von Gruner+Jahr einzustellen und andere Titel des Traditionsverlags zu verkaufen. Hier hat sich seitdem einiges getan. Eine Übersicht über bestätigte und potenzielle Geschäfte auf dem Medienmarkt.

Text: Michael Borgers | Stefan Koldehoff im Gespräch mit Sebastian Wellendorf |
Ein Schild mit verschiedenen Titeln und Logos von Zeitschriften und Magazinen von Gruner + Jahr
RTL übernahm 2021 das Magazingeschäft von Gruner + Jahr, jetzt heißt es Abschied nehmen von zahlreichen Titeln (picture alliance / dpa / Christian Charisius)
„Stellenabbau mit vielen Fragezeichen“ (NDR), „Kabale und Magazine“ (taz), „Es war einmal ein großer Verlag“ (Focus). Die Aufmerksamkeit der Medienbranche war groß, nachdem RTL Deutschland am 7. Februar ihre Pläne zu Gruner+Jahr bekannt gegeben hatte. Für eine größere Überraschung sorgten die Ankündigungen da allerdings auch schon nicht mehr wirklich.
Gut anderthalb Jahre zuvor hatte der Kölner Medienkonzern den Hamburger Traditionsverlag übernommen. Dass sich damit einiges ändern würde für das Mutterhaus von Titeln wie Brigitte, GEO und Stern war von Anfang an klar gewesen.
Von einem „konsequenten Schritt“ sprach damals etwa im Deutschlandfunk der Journalistik-Professor Frank Lobigs angesichts vorheriger unternehmerischer Schritte.
Und Lobigs sagte in dem Interview auch voraus, dass er in Sachen Synergie und Themenbündelung noch viele weitere Schritte erwarten würde.

Neu-Aufbau beim Stern

Bis heute schreitet dieser Umbau voran. Für einige Titel, so wie den Stern, bedeutete das einen Neu-Aufbau. Gregor Peter Schmitz, seit gut einem Jahr Chefredakteur der Wochenzeitschrift, verkündete zuletzt etwa zahlreiche neue Personalien und einen Ausbau der Markenpräsenz im Fernsehprogramm von RTL.
Stern gehörte zu den Titeln aus der alten Gruner+Jahr-Welt, die bleiben durften im neuen RTL-Universum, neben Brigitte, Capital, GEO und einigen wenigen anderen Marken. Bei anderen (wie Barbara, Guido und verschiedene Brigitte- und GEO-Ableger), deren Aus im Februar erklärt wurde, erschienen in den vergangenen Wochen die letzten Ausgaben.
Medienkritiker Stefan Niggemeier widmete in seinem Portal Übermedien diesem Zeitschriftensterben den Artikel „Der Letzte macht das Heft aus“. Anhand von Artikeln und Überschriften zeichnet er darin eine Art solidarischen Abschied der verschiedenen Magazine nach.

Zweimal Vollzug vermeldet

Und dann sind da noch die Titel, die zum Verkauf stehen seit Februar. Und hier wurde zuletzt bei zweien Vollzug gemeldet:
GeraNova Bruckmann übernehme die P.M. Magazin-Familie, verkündete RTL zunächst Anfang Juli. Voraussichtlich bereits zum 1. August werde der neue Eigentümer damit P.M., P.M. History, P.M. Schneller Schlau und P.M. Logik Trainer herausgeben. Mit dem Münchner Verlagshaus sehe man die Marke „in den allerbesten Händen“, wird Bernd Hellermann zitiert, Geschäftsführer von Gruner+Jahr. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

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Das gilt auch für die nächste Übernahme, die RTL dann nur eine Woche später bekannt gab: Ebenfalls ab August werde die Münchner Weimer Media Group das Wirtschaftsmagazin Business Punk herausgeben, hieß es dort. Wie schon bei P.M. zeigen sich beide Seiten in der Pressemitteilung überzeugt von dem Geschäft. Alle Mitarbeitenden würden übernommen, der Redaktionssitz bleibe Berlin.

Spekulation um 11Freunde und art

Anlass für Spekulationen bietet aktuell die Zukunft des Fußball-Magazins 11Freunde und der Kunst-Zeitschrift art. An beiden sei die Spiegel-Gruppe interessiert, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Der Spiegel plane ein neues Kulturportal unter der Dachmarke art, heißt es dort weiter.
Mit journalistischem Ansatz wolle man bei art „die Leute zur Kunst kriegen“, erklärt Stefan Koldehoff, Chefreporter Kultur der Deutschlandradio-Programme, die Idee des Monatsmagazins . Über die Übernahmepläne werde schon seit längerem hinter den Kulissen gesprochen, so Koldehoff. Beide Parteien hätten die aktuellen Berichte aber nicht kommentieren wollen.
Dass der Spiegel Interesse zeige, sei grundsätzlich erstaunlich, findet Koldehoff. "Mit Kunst hat niemand mehr den Spiegel so richtig in Verbindung gebracht." Der Verlag wolle aber offenbar publizistisch von einem boomendem Kunstmarkt profitieren, vermutet der Kulturjournalist.

Und noch ein Geschäft auf der Zielgeraden

Und dann ist da ja noch Landlust, eine der auflagenstärksten Zeitschriften überhaupt auf dem deutschen Markt: Man befinde sich in intensiven Gesprächen über die Komplettübernahme aller Anteile an der Deutschen Medien-Manufaktur (DMM), schrieb zuletzt der Landwirtschaftsverlag Münster.
Die DMM entstand 2016, nachdem G+J beim Landwirtschaftsverlag eingestiegen war. Außerdem gehören zu dem Joint Venture Living at home, Flow sowie Essen & Trinken mit diversen Ablegern. Die Verhandlungen mit RTL befänden sich im „fortgeschrittenen Stadium und die Gesellschafter erwarten, dass sie in den nächsten Wochen erfolgreich abgeschlossen werden“, hieß es.