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Günstig auf Pump studieren

Studiengebühren, Wohnung, Essen und Bücher belasten das Konto von Studenten. Gegen die knappe Kasse hilft oft nur ein Studienkredit. Die Zeitschrift "Finanztest" hat sich verschiedene Angebote angeschaut und Redakteurin Kerstin Backofen weiß, worauf man achten sollte.

Kerstin Backofen im Gespräch mit Elif Senel |
    Elif Senel: 550 Euro im Monat mindestens, das brauche ein Student im Durchschnitt, um sich zum Beispiel eine Wohnung zu finanzieren, zu essen und sich zu versichern. Und je nach Unistandort kann das auch schnell das Doppelte werden, das hat das Deutsche Studentenwerk herausgefunden. Da kann das Geld schnell knapp werden, und je knapper das Geld, desto attraktiver die Anzeigen mit Werbung für Studienkredite. Einige Kredite können aber wirklich Überraschungen bergen: Es kommt nämlich auf die Details an. Und diese Details hat sich die Redaktion der Zeitschrift "Finanztest" in der aktuellen Ausgabe angeschaut. Und zu dieser Redaktion gehört Kerstin Backofen, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest". Schönen guten Tag!

    Kerstin Backofen: Hallo, ich grüße Sie!

    Senel: Was genau haben Sie denn untersucht bei diesen Studienkrediten?
    Studiengebühren, Wohnung, Essen und Bücher - bei all den Ausgaben wird bei manchen Studenten das Geld schnell knapp. Abhilfe schafft da ein Studienkredit. Die Redaktion der Zeitschrift "Finanztest" hat sich verschiedene Angebote angeschaut und Redakteurin Kerstin Backofen weiß, worauf man achten sollte.

    Backofen: Ja, wir wollten erst mal wissen, wie groß ist denn überhaupt das Angebot an Studienkrediten, und haben knapp 70 Banken befragt, welche Bedingungen sie für Studienkredite verbinden, wie hoch die Zinsen sind, also welche Zinskonditionen sind, und wir wollten natürlich auch wissen, wie sie die Rückzahlung dieser Kredite gestalten, und haben dann eigentlich festgestellt, dass nur relativ wenige Banken ein eigenes Angebot haben, nämlich nur acht von den 70 Banken haben ein eigenes Angebot. Über 20, also es waren genau 26 Institute, vermitteln den Studienkredit der bundesweit agierenden KfW, diese Förderbank, und dann gibt es noch mal für bestimmte Studienphasen oder für die Studiengebühren die Darlehenskassen der Länder oder auch die Landesförderbanken.

    Senel: Also es gibt verschiedene Schwerpunkte, die diese Kredite quasi bedienen. Wie haben Sie denn gerechnet, was haben Sie sich vorgestellt?

    Backofen: Genau. Um überhaupt die Angebote der verschiedenen Banken vergleichbar zu machen, muss man einen Modellstudenten oder eine Modellannahme natürlich machen, weil es natürlich darauf ankommt, wie viel lässt man sich im Monat auszahlen, wie lange lässt man sich etwas auszahlen. Und wir haben das mal für drei Fälle durchgerechnet – einmal für ein dreijähriges Bachelor-Studium, wo wir angenommen haben, dass der Student sich 300 Euro auszahlen lässt, und dann nach dem Ende, also dieser Ruhephase, nach der Auszahlung kommt eine Ruhephase, und dann für sieben Jahre zurückzahlt. Dann haben wir noch mal angenommen, dass der Student sich nur eine einjährige Phase, zum Beispiel das Examen finanzieren lässt, und dann haben wir halt für die fünf Länder, wo es noch Studiengebühren gibt, mal gefragt, wie wären denn da die Konditionen, wenn ein Student sich nur die Studiengebühren finanzieren lässt.

    Senel: Und jetzt ist es natürlich die spannende Frage, welches Institut hat denn da am besten abgeschnitten?

    Backofen: Also wenn man jetzt von diesem Normalfall, drei Jahre Bachelor-Studium, 300 Euro im Monat, ausgeht, dann war da das beste Angebot von der KfW. Da wäre dann der effektive Jahreszins bei 3,72 Prozent. Wenn man das vergleicht mit einem Ratenkredit, der, wenn er gut ist, knapp unter 10 Prozent liegt, dann sind das wirklich extrem gute Angebote. Und selbst das teuerste Angebot der Deutschen Bank mit 7,73 Prozent Effektivzins ist dann eigentlich immer noch gut, aber eben in unserem Fall dann das teuerste Angebot.

    Senel: Gab es für Sie irgendwelche Überraschungen bei diesem Test?

    Backofen: Ein bisschen überraschend war für uns – wir haben ja diese Untersuchung oder diesen Test schon mal vor zwei Jahren gemacht und wollten ja so ein bisschen vergleichen, was hat sich denn verändert –, bisschen überraschend war für uns, dass eigentlich das Angebot eher weniger geworden ist, also einmal durch die Fusionen von Großbanken – also die Dresdner Bank hatte ja einen sehr bekannten Kredit, den Flexistudienkredit, den gibt es nicht mehr, weil die Commerzbank ja jetzt die Dresdner Bank übernommen hat. Dann gibt es ein, zwei Banken, die zu uns gesagt haben, wir ziehen uns eher daraus zurück aus diesem Angebot, offensichtlich ist es für diese Banken nicht so sehr lukrativ. Und das andere eigentlich positiv Überraschende war, dass die Banken auch diesen Zinstrend nach unten mitgemacht haben, also dass sie irgendwie die Studenten nicht mit extrem hohen Zinsen belasten wollen, sondern dass insgesamt der Studienkredit von den Zinsen her ein sehr faires Angebot ist.

    Senel: Also die Kredite sind gut teilweise - auch die teuersten Kredite sind noch ganz gute Angebote, erklären Sie, aber wem würden Sie denn zu diesen Krediten raten, für welchen Studenten ist das denn was?

    Backofen: Also grundsätzlich ist ja die Aufnahme, ein Kredit, immer eine Vorwegnahme eines künftigen Einkommens. Insofern sollte man Studenten wirklich raten, bevor sie also ohne Überlegung zu einem Studienkredit greifen, erst mal zu überlegen, die Geldquellen, die es sonst noch gibt, vorher mal anzuschauen. Also hat man versucht, BAföG zu bekommen, und man muss sich dann halt durch diesen Antrag quälen, den es da gibt: Hat man versucht, dass man vielleicht für ein Stipendium berechtigt ist, können die Eltern nicht doch vielleicht noch ein oder zwei Euro mehr dazugeben? –, dass man diese Sachen vorher abklärt. Und das Zweite ist, dass man auch knapp kalkuliert, wenn man einen Studienkredit aufnimmt. Bei der Deutschen Bank geht ja die monatliche Rate bis maximal 800 Euro, davon lässt sich natürlich relativ gut leben, wenn man als Student ja vielleicht noch nicht so hohe Ansprüche hat, aber das summiert sich natürlich nachher auch in der Summe, den Kredit, den ich dann zurückzahlen muss. Also dass man wirklich nur das an Kredit aufnimmt, was man unbedingt braucht. Weil man sagt, die Miete ist jetzt teurer geworden oder meine Handyrechnung oder Sachen, die man tatsächlich sonst durch andere Wege nicht finanzieren kann.

    Senel: Also nicht ohne Not das Maximum ausschöpfen auf jeden Fall?

    Backofen: Jawohl.

    Senel: Und wo kann man sich als Studierender am besten über diese ganzen Angebote informieren?

    Backofen: Also natürlich optimal wäre, in die aktuelle Zeitschrift "Finanztest" reinzugucken, da haben wir die Übersicht über alle Angebote, die zurzeit auf dem Markt sind. Das andere ist, dass natürlich bei der KfW rein das Produkt Studienkredit sehr gut erklärt ist, dort gibt es auch Rechner, dass man den Lebensunterhalt, also den Bedarf dafür mal durchrechnen kann, dass man auch einen Kredit mal durchrechnen kann. Und das andere ist, dass man dann, wenn man vielleicht an einer bestimmten Hochschule ist, vor Ort – Sparkassen oder Volksbanken machen da recht gute Angebote dann als Alternative zur KfW – einfach mal fragt, wie sind die Bedingungen für einen Studienkredit, oder auch, wenn man zu Hause am Wohnort bei einer Bank schon sehr lange Kunde ist, dass man dort dann noch mal fragt. So hat man dann vielleicht drei Angebote, die man schon mal vergleichen kann. Dann ist natürlich erste Vergleichsadresse der effektive Jahreszins für eine bestimmte Summe, die man sich auszahlen lässt, sodass man da dann schon vergleichen kann.

    Senel: Und die Studentenwerke natürlich und die Studienberatungen helfen da auch sicherlich um einiges weiter. Ja, Studienkredite im Test, über die Ergebnisse habe ich mit Kerstin Backofen, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest" gesprochen. Danke schön!