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Hamburg-Wahl
Die FDP wittert Morgenluft

Wenn die FDP es bei der Hamburg-Wahl ins Parlament schafft, dann ist es vor allem ihr Verdienst: Katja Suding ist PR-Fachfrau und sie hat es geschafft, dass die FDP in Umfragen auf inzwischen sechs Prozent kommt. Mit umstrittenen Mitteln: Boulevardblätter und Blicke ins Privatleben.

Von Axel Schröder | 10.02.2015
    Katja Suding, Hamburger FDP-Spitzenkandidatin
    Katja Suding (imago/Revierfoto)
    Die FDP schafft es wieder in die Bürgerschaft! - Katja Suding, 39 Jahre alt, die Spitzenkandidatin, ist sich da ganz sicher. Sie empfiehlt die kleine Partei Olaf Scholz als Partner in einer sozial-liberalen Koalition. Es gelte Schlimmeres zu verhüten, so die Landeschefin auf dem Wahl-Parteitag der Liberalen:
    "Es ist ganz, ganz wichtig, dass die FDP in der Bürgerschaft ist, weil sonst die Grünen der SPD den Koalitionsvertrag diktieren könnten. Wir wollen es nicht zulassen, dass Olaf Scholz alleine den Grünen ausgeliefert ist."
    Denn dann würden wirtschaftliche Belange nicht mehr zählen, warnt Katja Suding. Vier Jahre liegt es zurück, dass der Landes-FDP mit ihr an der Spitze der Wiedereinzug in die Bürgerschaft gelang. Seit vier Jahren machten die Liberalen aber nicht nur durch ihre Inhalte, sondern vor allem durch Führungsstreitigkeiten von sich Reden. Katja Suding, die Fraktionschefin, und Sylvia Canel, die einstige Landesvorsitzende, machten sich - sogar via Facebook - gegenseitig das Leben schwer. Beendet wurde der Machtkampf durch Canels Austritt und die Neugründung der sogenannten "Neuen Liberalen". Aber das ist Vergangenheit, so Katja Suding:
    "Wir hatten Probleme, sicherlich, die Zeiten liegen zum Glück hinter uns. Wir konzentrieren uns jetzt wieder ganz auf uns. Wir haben aber dennoch in den letzten vier Jahren ein ganz, ganz klares Profil entwickelt, was unseren Einsatz für soziale Marktwirtschaft, für beste Bildung und auch intelligente, unideologische Verkehrspolitik angeht."
    "Nicht so sehr mit Inhalten"
    Wirklich neu und innovativ klingen ihre Forderungen aber nicht. Wie alle anderen Hamburger Oppositionsparteien fordert die FDP einen besseren Betreuungsschlüssel in Kitas und Krippen und mehr Lehrer an den Schulen. Die Hochschulen sollen die gerade abgeschafften Studiengebühren wieder einführen dürfen, die Betten-Steuer für das Hotelgewerbe soll gestrichen, die Gewerbesteuern gesenkt werden. Inhaltliche Innovationen, zugeschnitten auf die Verhältnisse in der Hansestadt, biete die FDP nicht, konstatiert Kai-Uwe Schnapp, Politikwissenschaftler an der Uni Hamburg:
    "Das fällt ihr jetzt auf die Füße. Natürlich fällt ihr der Bundestrend auf die Füße. Ihr fällt auf die Füße, dass die FDP innerlich tief zerstritten war. Und man darf jetzt gespannt sein, ob es die FDP noch schafft. Wenn sie es schafft, ist es, denke ich, wiederum das Verdienst von Frau Suding. Aber auch nicht so sehr mit Inhalten, sondern mit ein paar markigen Sprüchen..."
    "Politik hat da zu sein, wo die Menschen sind"
    ... und mit einer umstrittenen, aber wahrscheinlich umstrittenen Wahlkampagne. Allzu oberflächlich, so die Kritik, sei die Ende des Jahres veröffentlichte "Katja-Suding-privat"-Homepage der Spitzenkandidatin. Allzu oberflächlich sei Sudings Wahlkampf-Auftritt im Boulevard-Blatt Gala, bei dem sie sich zusammen mit zwei Parteifreundinnen als "Drei Engel für Lindner" im hautengen, schwarzen Dress ablichten ließ. Die PR-Beraterin Suding kontert die Kritik:
    "Ich finde, Politik hat auch da zu sein, wo die Menschen sind. Politik findet eben nicht nur im Politikteil der Tageszeitung statt, es gibt viele Menschen, die auch andere Medien lesen. Und ich finde, man muss sich auch Mühe geben, die Leute auch zu erreichen. Ich kann mir schon die betroffenen Gesichter am Wahlabend vorstellen, wenn es wieder darum geht, dass die Wahlbeteiligung noch mehr gesunken ist. Das ist aber kein Wunder, wenn wir meinen, nur bestimmte Menschen ansprechen zu müssen."
    Dass demnächst eine sozial-liberale Koalition den Senat der Hansestadt stellt, ist kaum vorstellbar. Nicht nur, weil Olaf Scholz Homestories von Politikern zuwider sind. Er möchte, falls die SPD nicht noch einmal die absolute Mehrheit erringt, zuallererst die Grünen fragen. Eine Koalition mit der FDP von Katja Suding, kann er sich, so Scholz in der BILD am Sonntag, nicht vorstellen.