
Bei einer Demütigung geht es darum, bei einer Person, die sich keine eigene Verfehlung zuschulden hat kommen lassen, sie zu degradieren, zu entwürdigen, weil sie einer Gruppe zugehört, der man selbst feindlich gegenüber steht, definierte die Historikerin Ute Frevert im Dlf. Es gebe keinen Anlass in dem Sinne - im Unterschied zur Beschämung. Demütigung könne auch nur dann als solche verstanden werden, wenn jemand Macht über eine andere Person habe.
Auch die Presse habe auch ihre Mittel genutzt, Personen an den Pranger zu stellen. Es sei aber auch schwierig, die feine Linie zu beachten zwischen berechtigter Kritik und einer nicht akzeptablen Demütigung.
Soziale Medien machen Demütigungen leichter
Es gebe immer ein Machtungleichgewicht. Soziale Medien machten Demütigungen leichter. Sie seien gesichtsunabhängiger; es sei leichter, jemanden zu demütigen, dem man nicht gegenüberstehe. Und die sozialen Medien würden Demütigungen auch gefährlicher machen, weil es sich verbreite.
Man müsse aber da noch einmal den Unterschied machen zu Hassmails und Vernichtungsandrohung - da ginge es nicht um Demütigung, sondern um Vernichtung. Mit offiziellen Verboten würde sie sich deshalb zurückhalten.

Aber Frevert plädiert für eine echte Aufklärung und Erziehung und auch ein Einüben von respektvollem Verhalten. Einerseits seien alle wahnsinnig sensibel, wenn es um ihre Ehre und ihre eigene Identität gehe. Andererseits gehe man unglaublich bedenkenlos mit der Würde von anderen um. Diese Paradoxie ins Bewusstsein zu heben, sei eine pädagogische Aufgabe.
Eine Gesellschaft signalisiere durch das Weggucken, dass ihr die Form des respektvollen Aushandelns auch von Streit und von Unstimmigkeiten und Machtkämpfen, dass ihr das vollkommen egal sei und sie damit einer Entzivilisierung Vorschub leiste.
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