Dienstag, 21. Mai 2024

Hockey-EM dahoam
Gute Stimmung in Mönchengladbach

Zum ersten Mal seit zwölf Jahren fand wieder eine Hockey-EM im Hockeypark Mönchengladbach statt. Mit Mottotagen, Konzerten und einer offensiven Werbestrategie wollte der Deutsche Hockeybund neue Fans gewinnen. Dabei lief vieles besser als befürchtet.

Von Sabine Lerche | 27.08.2023
Hockey-Fans bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach. An drei Tagen war der Hockeypark ausverkauft.
Hockey-Fans bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach. An drei Tagen war der Hockeypark ausverkauft. (IMAGO / Axel Kaste / IMAGO / Axel Kaste)
Die Hockey-EM der Damen und Herren in Mönchengladbach. Es ist Halbfinaltag im Hockeypark, kurz vor Spielbeginn: Einige Zuschauer zücken noch schnell das Handy und suchen im Internet nach den Hockey-Spielregeln. Zwischen den Fans und Hockey-Kennern in passenden Trikots finden sich auch allerlei Accessoires in den deutschen Farben – ausgestattet mit dem, was man finden konnte, und wenn es ein Fußball-Trikot ist:
„Eigentlich sind wir Fußballfans, gut erkannt. Aber jetzt ist Hockey und da haben wir uns gedacht, da gehen wir auch hin, weil wir sportbegeistert sind - also allgemein, im Fußball, aber auch für andere Sportarten", sagen zwei Fans.

Kinderprogramm und Motto-Tage

Im Durchgang unterhalb der Sitze stehen Kinderwagen und ein Rollator – viele Familien sind hier. Kinder sausen mit Schlägern und in Hockey-Röcken durch die Menschenansammlung: "Wir sind schon ein bisschen Hockey-Fan, die beiden spielen auch Hockey, ja, um einfach mal Hockey anzuschauen. Wir sind das zweite Mal heute hier. Wie gefällt es euch, sagt mal was, Jungs!", sagt ein Vater. „Gut, ich bin auch für Deutschland und für Borussia", erwidert der Sohn. Der Vater weiter: „Wir haben ein bisschen gespielt, waren bei den Hüpfburgen. Ist natürlich zu der Zeit schon relativ spät, aber heute ist mal eine Ausnahme, wir bleiben noch ein bisschen.“
Rund um das Stadion sind Stationen aufgebaut, an denen Kinder testen können, wie stark ihr Schlag ist, oder sie können in einem Mini-Feld Hockey spielen.
Am Rand steht Liska und beobachtet die Kinder. Sie ist eine von knapp 300 freiwilligen Helfenden: „Das Stadion war nicht immer voll ausgelastet, aber es waren schon relativ viele Leute. Die letzten paar Tage waren ganz viele Schulklassen hier, da hatten wir hier Schulklassentage und dann haben hier auch viele Kinder gespielt, die noch nie gespielt haben. Und viele Vereine waren auch da mit ihren Jugendmannschaften.“

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Der Schulklassentag war einer der Motto-Tage während der EM. Es gab auch einen für Ehrenamtliche im Sport und für Menschen mit geistiger Behinderung. An den Motto-Tagen war der Eintritt frei und das Programm auf die Gruppe abgestimmt - und als Nebeneffekt werden die Ränge gefüllt.
„Die Schulen, die hier aus der Region kommen, die suchen sich dann ein Team aus. Dann hat irgendwie die eine Klasse Österreich angefeuert und die andere Belgien. Das war echt super, die hatten hier Spaß", beschreibt Niclas Thiel, kaufmännischer Vorstand beim Deutschen Hockeybund DHB.

Der DHB organisiert das Event alleine

Die Umsetzung der Heim-EM lag schon auf seinem Schreibtisch, als er neu beim DHB angefangen hat. Noch vor einem Jahr war er nicht sicher, ob das Event überhaupt stattfinden wird: „Dann kam neben dem Thema Timing auch noch das Thema Kostensteigerungen und so weiter hinzu durch den Ukraine-Konflikt. Und das hat uns natürlich erst einmal auch vor Herausforderungen gestellt. Und ich bin auch kein Eventmanager. Deswegen muss ich selber erst mal gucken, wie man überhaupt so ein Event organisiert oder wie man Menschen organisiert, die in der Lage sind, so etwas zu machen.“
Der DHB ist kein großer Verband, die finanziellen Mittel sind begrenzt. Man habe sich aber dann doch entschieden, die EM auszutragen. Vieles lief besser als erwartet: Schon beim Vorverkauf wurden mehr Tickets verkauft als gedacht. Tage mit weniger Fans seien von Beginn an einkalkuliert gewesen. Insgesamt gab es laut DHB drei ausverkaufte Tage.

Vorgeschmack auf die Olympischen Spielen

Das liege auch an der offensiven Werbestrategie des Verbands und der Stadt. Die Stadt Mönchengladbach unterstützt die EM beim Transport und bei Werbemaßnahmen. Vor allem die Aufmerksamkeit auf Mönchengladbach ist Oberbürgermeister Felix Heinrichs wichtig für einen bleibenden Effekt: "Sportgroßevents gehören ja irgendwie zur Gesellschaft dazu, und die Leute wollen das sehen."
Aber immer Nein zu Veranstaltungen im eigenen Land zu sagen, würde nur dazu führen, dass die Großevents dann zu ökologisch nicht vertretbaren Bedingungen in anderen Ländern ausgetragen werden, so Heinrichs: "Wir hoffen ja, gemeinsam mit der Initiative Rhein-Ruhr-City irgendwann die Olympischen Spiele auch wieder hier hinzubekommen. Und dann wollen wir unter Beweis stellen, dass man diese Spiele auch machen kann unter Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards, unter Beteiligung von Bevölkerung. Deswegen ist es schon wichtig zu zeigen, dass es geht.“
Wenn auch hier in deutlich kleinerem Format.

Mehr Sichtbarkeit durch internationale Großevents

Vor zwölf Jahren fand zuletzt eine Hockey-EM in Mönchengladbach statt. Geht es nach dem DHB soll es bis zur nächsten nicht mehr so lange dauern. Denn auch der DHB verfolgt eine neue Strategie: Jedes Jahr in Deutschland eine internationale Großveranstaltung ausrichten. Und damit die Randsportart Hockey sichtbarer machen, erklärt Niclas Thiel vom DHB: „Und das schafft man halt nicht, wenn man immer nur den Menschen sagt, er könnte das irgendwo im Fernsehen schauen, sondern wir wollen das Erlebnis hier vor Ort schaffen für die Zuschauer. Wir wollen aber natürlich auch unseren Partnern Möglichkeiten bieten, sich bei so einer Hockey-Veranstaltung mal auszutauschen.“
Das nächste Großereignis wird im Februar 2024 die Hallen-Hockey-EM der Frauen in Berlin sein.