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Krieg in der Ukraine
FIFA-Präsident Gianni Infantino hofft auf Feuerpause während der WM

Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen – das ist das Hauptthema beim G20-Gipfel auf Bali. Aber nicht nur Politiker diskutieren darüber, auch die Präsidenten von IOC und FIFA sind eingeladen worden, um darüber zu sprechen.

Von Maximilian Rieger | 15.11.2022
FIFA-Präsident Gianni Infantino
FIFA-Präsident Gianni Infantino appelliert an Spitzenpolitiker, die WM als Friedensmoment zu sehen. (dpa / )
Konzentrieren wir uns auf den Fußball – das war noch vor zwei Wochen die Botschaft von Gianni Infantino. In einem Brief an alle WM-Teilnehmer schreibt der FIFA-Präsident, man dürfe nicht erlauben, dass der Fußball in jeden politischen Kampf hineingezogen werde.
In seiner Rede auf dem G20-Gipfel auf Bali hält sich Infantino selbst nicht an diesen Ratschlag. Im Gegenteil: Er appelliert an die Spitzenpolitikerinnen und -politiker, die WM für eine positive Geste zu nutzen, eine politische:
"Meine Bitte an Sie alle ist, über eine Feuerpause nachzudenken – für einen Monat, für die Dauer der WM. Oder zumindest die Schaffung von humanitären Korridoren – irgendetwas, was zu einem Dialog führen kann als ersten Schritt in Richtung Frieden."

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Eine Feuerpause, nur weil der FIFA-Präsident sie während der WM gerne hätte, wird es kaum geben. Bemerkenswert ist diese Rede trotzdem – denn die FIFA wehrt sich eigentlich gerade gegen jegliche Politisierung. Der Weltfußballverband hat den Dänen zum Beispiel verboten, bei der WM ein T-Shirt zu tragen mit der Aufschrift „Menschenrechte für alle“.
Trotzdem nutzt Infantino die Bühne, um sich als Friedensstifter zu inszenieren – einen Tag, bevor die Nominierungsfrist für die nächste FIFA-Präsidentschaftswahl ausläuft. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Gegenkandidaten für Infantino gibt, ist gering – fast alle Verbände außerhalb Europas haben ihm Unterstützung für die Wiederwahl zugesagt.

Bach argumentiert gegen den Ausschluss Russlands und Belarus'

Vor Infantino hatte bereits IOC-Präsident Thomas Bach zu der G20-Runde gesprochen. Bei Bach stand vor allem ein Thema im Vordergrund: Soll man russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler weiter ausschließen? Genau das ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine die offizielle Empfehlung des IOC.
Bach scheint diesen Ausschluss aber am liebsten wieder rückgängig machen zu wollen. Er sagt: Der Ausschluss sei nur deswegen notwendig gewesen, weil einige Regierungen die Autonomie des Sports angegriffen hätten - indem sie ihre Sanktionen auf den russischen Sport ausgeweitet haben.
"Die Regierungen agieren rein politisch. Sie wollen entscheiden, wer sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert. Wenn der Sport dadurch nur zu einem weiteren Werkzeug wird, um politische Ziele zu erreichen, wird der internationale Sport auseinanderfallen."

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Zu diesen Ländern gehört auch Deutschland: Das Bundesinnenministerium hat angekündigt, keine Reisekosten an Verbände zu zahlen, wenn sie an Wettbewerben teilnehmen, bei denen Sportlerinnen und Sportler aus Russland mitmachen.
Aber international gibt es seit Wochen Diskussionen darüber, ob Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus wieder zugelassen werden sollten – und diese Diskussionen befeuert auch Bach selbst mit seinen Äußerungen.
In einem Interview mit einer italienischen Zeitung hatte er zum Beispiel überlegt, dass Athletinnen und Athleten, die den Krieg nicht unterstützen, wieder an Wettbewerben teilnehmen könnten.
„Wir brauchen die Teilnahme von allen Sportlern, die die Regeln akzeptieren“, sagte Bach nun auf Bali. „Sogar und besonders, wenn sich ihre Länder im Krieg befinden. Ein Wettbewerb nur zwischen Athleten aus gleichgesinnten Nationen ist kein glaubwürdiges Zeichen für Frieden.“