Freitag, 19. April 2024

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Innauers Fazit zur Nordischen Ski-WM
"Deutschland hat einen gewaltigen Turnaround geschafft"

Skisprung-Experte Toni Innauer hat zum Abschluss der Nordischen Ski-WM in Planica das Leistungs-Comeback beim deutschen Skisprung-Team hervorgehoben. Innauer kritisierte aber auch Fehler bei der Vermarktung und zu hohe Eintrittspreise.

Toni Innauer im Gespräch mit Matthias Friebe | 04.03.2023
Ex-Skispringer und TV-Experte Toni Innauer
Skisprungexperte Toni Innauer (picture alliance / SvenSimon / Frank Hoermann)
Der Olympiasieger und frühere ÖSV-Direktor Toni Innauer stand bei der Nordischen Ski-WM in Planica als Experte fürs ZDF an der Schanze - und erlebte am Samstag (04.03.2023) einen für die Gastgeber versöhnlichen Abschluss, als die slowenischen Skisprung-Männer Gold im Team-Wettbewerb von der Großschanze gewannen. "Das war die schönste Geschichte, die man im Planica-Tal schreiben konnte", sagte Innauer im Interview mit dem Deutschlandfunk.
Nach Problemen zu Beginn, mit dem schwachen Zuschaueraufkommen und ausgebliebenen Medaillen, habe der Gastgeber die Kurve gekriegt, vor allem mit dem Weltmeistertitel von Timi Zajc. Zajc sei zurecht der "große Held der WM". Der 22-Jährige sei lange als Supertalent gehandelt worden, dies habe er jetzt eingelöst auf der ganz großen Bühne.

Innauer: "Deutsches Skisprung-Team hat den Karren herumgerissen"

Für das deutsche Skisprung-Team zog Innauer ein positives Fazit, vor allem nach den enttäuschenden Ergebnissen von der Vierschanzentournee: "Da stand alles auf Messers Schneide, es hätte ein großer Absturz werden können. Deutschland hat einen gewaltigen Turnaround geschafft. Sie haben sehr vieles richtig gemacht, auch etwas Glück gehabt und damit letztendlich den Karren herumgerissen, als man fast nicht mehr damit rechnen konnte. Das ist alles andere als selbstverständlich."

Althaus hat WM als Star geprägt

Einen entscheidenden Anteil daran hatten die deutschen Skispringerinnen, allen voran Katharina Althaus, die dreimal Gold gewann. Deutschland habe dem Frauen-Skispringen noch einmal neuen Schwung gegeben. Diese Weltmeisterschaft sei vor allem für die Außenwirkung wichtig gewesen, die mit Althaus als Star richtig geprägt worden sei.
Den Wettbewerb im Frauen-Skispringen sieht Innauer dennoch weiter nicht auf dem gleichen Level wie bei den Männern. Frauen-Skisprung sei, was die Leistungsdichte angeht, immer noch ein wenig durchlässiger als bei Männern. Dies erkenne man auch daran, dass mit Alexandria Loutitt eine junge Springerin aus Kanada, das nicht zu dern Top-Nationen gehört, Gold im Einzel gewinnt.

Kritik an hohen Preisen: "Kommerzieller Aspekt zu sehr im Vordergrund"

Kritik äußerte Innauer an den Veranstaltern, die er für die vielen leeren Sitze am Abschlusswochenende verantwortlich machte. Es seien Fehler gemacht worden, in der Einschätzung, wie hoch man mit den Preisen gehen kann, sagte Innauer: "Man hat bei der Preiskalkulation den ganz großen Vogel abschießen wollen, mit den zahlungskräftigen Skandinaviern. Und dabei die eigenen Landsleute übersehen. Und auch die Polen, die sich das nicht leisten wollen, die aber ein großes Zugvolk sind beim Skispringen. Man hat es sogar kaum geschafft, die Österreicher über den Wurzenpass zu bringen. Das kann passieren, wenn der kommerzielle Aspekt zu sehr im Vordergrund steht."
Für Slowenien sei es am Ende insgesamt ein versöhnlicher Abschluss gewesen, mit den großen Herren-Wettbewerben und den Goldmedaillen, so Innauer. "Aber es wäre mehr drin gewesen. Es ist nicht der ganze Schatz gehoben worden, den man mit einer Weltmeisterschaft in diesem wunderbaren Tal hätte heben können."