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Internationale Flüchtlingskonferenz
Mehr als 90 Staaten beraten über gerechte Verteilung

Millionen Syrer fliehen vor dem Krieg in ihrer Heimat, aber nur wenige Staaten sind bereit sie aufzunehmen. Auf der heute beginnenden Konferenz der Vereinten Nationen in Genf sollen mehr Länder zu Hilfszusagen bewegt werden. Vor allem von den wohlhabenden Ländern wird mehr Engagement gefordert.

Von Dietrich Karl Mäurer | 30.03.2016
    Dicht an dicht stehen am 12.03.2016 in Nea Kavala, rund 20 Kilometer von Idomeni entfernt, die Zelte für Flüchtlinge auf einem Militärgelände nahe der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien.
    Dicht an dicht stehen in Nea Kavala, rund 20 Kilometer von Idomeni entfernt, die Zelte für Flüchtlinge auf einem Militärgelände nahe der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien. (Kay Nietfeld, dpa picture-alliance)
    Fünf Jahre nach Beginn des bewaffneten Konflikts in Syrien sind Millionen Menschen auf der Flucht. Viele sind in Nachbarstaaten Syriens gestrandet - in der Türkei, im Libanon, in Jordanien oder dem Irak. In den oft provisorisch eingerichteten Lagern herrschen teils katastrophale Bedingungen. Hilfsorganisationen berichten: Es mangelt an Wasser, an Toiletten. Mitunter gibt es nicht genügend zu essen.
    Lastenverteilung gefordert
    Die Unterschlupf gewährenden Länder sind am Limit. Die Vereinten Nationen appellieren nun an die Staaten in der Welt einen Teil der Last zu übernehmen - so Adrian Edwards, der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vor Beginn der heutigen Konferenz:
    "Im Kern brauchen wir ein deutlich ausgeweitetes, mehrjähriges Programm und nicht nur eine pure Umsiedlung ohne weitere Integrationsmaßnahmen. Wir müssen dafür auch Länder als Partner gewinnen, die sich bislang nicht sonderlich bei der Aufnahme von Flüchtlingen stark gemacht haben."
    Das Ziel: Reichere Staaten sollen sich dazu bereit erklären, bis zum Ende des Jahres 2018 etwa 480.000 Menschen aufzunehmen.
    Im Fokus dabei: besonders Hilfsbedürftige - Verletzte und Kranke etwa - so Adrian Edwards:
    "Eine reine Umsiedlung ist dabei nicht das einzige Ziel. Wir denken auch an medizinische Behandlungen, an Familienzusammenführungen, Stipendien für Studium und Ausbildung oder auch die Einrichtung von Beschäftigungsprogrammen."
    Die Vereinten Nationen wollen in Genf einen Handlungsdruck erzeugen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon persönlich wird das Treffen eröffnen. 92 Länder schicken teils hochrangige Vertreter. Und auch mehr als 20 Nichtregierungsorganisationen haben ihre Teilnahme zugesagt.
    Vor Beginn der Konferenz kritisierte die internationale Hilfsorganisation Oxfam, dass sich viele reiche Länder aus der Verantwortung stehlen - etwa Frankreich, die Niederlande und die USA. Gelobt wurden Deutschland ebenso wie Australien, Kanada und Norwegen. Sie hätten gezeigt, dass nötige Hilfe für Flüchtlinge möglich sei. Angesichts der dramatischen Lage müsse jedoch mehr getan werden - sagt Krisen-Experte Robert Lindner von Oxfam Deutschland mit Blick auf die heutige Konferenz:
    "Wir sagen und auch die UN fordern, dass mindestens zehn Prozent der am meisten schutzbedürftigen Flüchtlingen müssten von reichen Staaten in der Region und vor allem auch außerhalb der Region aufgenommen werden. Und da spielen leider auch die Staaten in Europa aber auch außerhalb Europas, die wesentlich mehr Menschen aufnehmen könnten, keine sehr gute Rolle."
    Konferenz soll Prozess anstoßen
    Dass sich das schnell ändern wird, darf bezweifelt werden. Und so dämpfen die Vereinten Nationen zu große Erwartungen an das heutige Treffen. UNHCR-Sprecher Adrian Edwards sagte gestern:
    "Morgen werden Sie einige Versprechen hören. Aber es ist nicht ein Treffen, um Versprechen einzufordern, sondern die Konferenz ist dazu gedacht, einen Prozess anzustoßen. Sehen sie die Zusammenkunft als einen Schritt auf einer langen Strecke. Dennoch wird es ganz bestimmt einige Zusagen geben. Von größerer Bedeutung ist aber, was daraus erwächst."
    Weitere Treffen zur Flüchtlingsproblematik sind bereits in Planung. Im September soll sich die UN-Vollversammlung damit beschäftigen.