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Is was?!

In Bayern wird vor der Wahl aufgeräumt: Journalisten? Raus! Jusos? Raus! Wenn es nach Ministerpräsident Horst Seehofer geht, fliegen bald vielleicht sogar erste Nutztiere raus. Der Letzte, der bleibt, ist Uli Hoeneß - eventuell muss er dann aber zur E-Gitarre greifen.

Von Klaus Pokatzky | 30.08.2013
    Wenn Sie aus Köln und auch noch Journalist sind, sollten Sie nicht mehr nach Bayern einreisen. Bayerns CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer – der sich beim Rasieren morgens vor dem Spiegel wahrscheinlich selber mit "Eure Majestät, König Horst der Erste" anredet – hat über Reporter des WDR-Magazins "Monitor" gesagt: "Die müssen raus aus Bayern."

    Die Monitor-Leute wollten Seehofers Parteifreundin Barbara Stamm bei einer Wahlkampfveranstaltung interviewen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung! Da könnte ja jeder kommen. "Die müssen raus aus Bayern." Der bayerische Landtag war übrigens der einzige, der 1949 das Grundgesetz abgelehnt hat. Will König Horst der Erste nach den Wahlen am 22. September raus aus Deutschland? In welcher Liga wird Bayern München dann spielen? Und wo untersteuert Uli Hoeneß sich dann?

    Den Bayern-Präsidenten haben sich die Jusos auf einem Wahlplakat vorgenommen, wo ihm die Bundeskanzlerin die Hand reicht. "Glückwunsch Uli! Wir Steuern das schon", steht darauf. Das ist eine einzige Unverschämtheit. Als ob die Kanzlerin irgendeinen Einfluss nehmen könnte auf die bayerische Justiz, die sich mit dem Untersteuer-Hoeneß auseinandersetzt. In Bayern regiert König Horst der Erste. Basta! Alle Jusos raus aus Bayern.

    Völlig wirr, die Jusos. Das ist ja fast so, als wenn die NPD und – sagen wir mal – die FDP für ihren Wahlkampf dasselbe Filmmaterial benutzen oder die CDU und die SPD mit derselben Musik Werbung machen. Ist aber so. Beides. Die Toten Hosen protestieren dagegen, dass ihr Lied "Tage wie diese" vor allem bei den roten und schwarzen Wahlkampfveranstaltungen gespielt wird: eine große Koalition der rot-schwarzen Polit-Punker.

    FDP und NPD wiederum ließen in ihren Wahlkampfspots exakt die gleiche Familie radeln, die schon für einen finnischen Quark-Produzenten geradelt ist. Ich dachte ja immer, die Leute, die in den Parteienfilmchen zu sehen sind, sympathisieren mit den Parteien. Dass die einfach so bei Werbeagenturen Filmszenen einkaufen – wer hätte das gedacht? Das ist bei den Radiospots ehrlicher. Den Violetten glaube ich da sofort ihre spirituelle Politik – und der Tierschutzpartei, dass sie entschieden gegen die betäubungslose Ferkelkastration ist.

    Am Sonntag gibt es dann wieder das sogenannte TV-Duell, also die dritte Folge in der Jahrhundert-Sendereihe "Angela Merkel trifft alle vier Jahre auf einen anderen Herausforderer". Die Medien haben sich ja vor allem vorher gefragt, ob der vierte Moderator, der Komiker Stefan Raab, bei seinen Fragen einen Schlips trägt oder nicht.

    Die SPD und die CDU interessiert so was nicht. Die sind ja jetzt echt auf Punk. Was sagen Angela Merkel und Peer Steinbrück wohl am Sonntag zur betäubungslosen Ferkelkastration? Und was sagt König Horst der Erste dazu? Ferkel raus aus Bayern?