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Italiens Landwirtschaft
Gravierende Einbußen durch Hitze

In Italien hat es in diesem Jahr bislang viel zu wenig geregnet. Enorme Trockenheit, Waldbrände und Wasserknappheit sind die Folge. Vor allem die Landwirtschaft leidet und die Landwirte beklagen enorme Ernteeinbußen. Doch zur Trockenheit kommen auch noch hausgemachte Probleme hinzu.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Ein Arbeiter erntet Wein in einem Weinberg in Italien.
    Aufgrund der Trockenheit mussten Italiens Weinbauern deutlich früher mit der Weinernte beginnen als in den Vorjahren. (AFP / Marco Bertorello)
    Bei Lorenzo Belardi kann man besichtigen, welche Schäden die Trockenheit in Italien angerichtet hat. Er und seine Familie bestellen in Ladispoli, nördlich von Rom, etwa zehn Hektar mit Obst und Gemüse. Die Artischocken- und Broccoli-Ernte haben sie schon weggeworfen. In den Gewächshäusern sollen gerade Auberginen und Paprika reifen. Das klappt dieses Jahr nur mit gewaltigen Kosten – er rechnet mit einer gesalzenen Rechnung für die Bewässerung.
    "Seit Oktober, November haben wir schon keinen richtigen Regen mehr. Im Mai kamen ein paar Tropfen runter, aber da wurde noch nicht mal die Erde nass. Und seitdem haben wir das Problem der Trockenheit. Der Sommer ist zu früh gekommen, es gibt keine Wasserreserven."
    In den Gewächshäusern können sie hier die Schäden irgendwie in Grenzen halten. Anders ist es bei den Olivenbäumen. An denen hängen kleinere Früchte und nur wenige. Auf dem Boden haben sie Schläuche verlegt, aus denen Wasser tropft, damit die Bäume irgendwie überleben. Die Aprikosen, die jetzt eigentlich auf den Markt müssen, werden sie in diesem Jahr gar nicht erst ernten. Und bei den Zitronen ist es genauso:
    "Dass die Zitronenbäume unter der Trockenheit leiden, sieht man schon an den Blättern. Die rollen sich auf, fallen runter, die Frucht ist mumifiziert, und fällt ab. Das kann man nicht verkaufen. Das liegt an der Trockenheit in diesem Jahr."
    Gewaltige Verluste erwartet
    Im Juli, da war hier in Ladispoli zu allem Überfluss das Wasser mal für fast eine Woche weg. Die Leitung war kaputt. Das heißt: zur Rekordtrockenheit kommen auch noch hausgemachte Probleme hinzu. Deshalb fordert David Granieri, der Präsident des Bauernverbandes Coldiretti im Latium, dass der Staat sich wappnet:
    "Das ist doch absurd, dass eine Region, ein Land, das so reich an Wasser ist, darauf keine Antwort hat. Wir brauchen strukturelle Investitionen für die Wasserwirtschaft, ein besseres Wassermanagement. Denn wenn wir jetzt nichts tun, dann wird uns das auch in der Zukunft richtig große Probleme bereiten."
    Zwar hat es im Norden Italiens in den letzten Tagen ein paar unwetterartige Niederschläge gegeben. Aber die haben mehr Schäden angerichtet, als dass sie die Situation entspannt hätten. Vor allem Mittel- und Süditalien leiden weiter – und die landesweiten Verluste in der Landwirtschaft, sie werden dieses Jahr gewaltig sein.
    Einbußen auch bei der Olivenernte
    "Wir rechnen mit Schäden von zwei Milliarden Euro, direkter Schaden. Dazu kommen noch die Folgeschäden. Denn wenn eine Pflanze Stress hat, dann hat das auch im Jahr darauf noch Folgen. Das ist ein ernstes Problem."
    Manche Landwirte müssen sich wohl auf Verluste von bis zu 60 Prozent einstellen. Auch bei den Früchten, die für den Export wichtig sind. Granieri geht von einem Drittel weniger Olivenöl aus. Und auch beim Wein wird es Probleme geben. Und das werden, so der Bauernpräsident, auch die Verbraucher in Deutschland zu spüren bekommen.
    "Es gibt ganz sicher weniger landwirtschaftliche Produkte aus Italien. Die Preise werden steigen und man muss auf Betrugsversuche achten, denn es gibt immer Leute, die mit diesen Problemen spekulieren. Und für uns bedeutet das, dass wir Marktanteile verlieren."
    Lorenzo Belardi hofft derweil, dass er dieses Jahr irgendwie übersteht. Das ist ein besonders schlimmes Jahr, sagt er. Aber er weiß auch, dass Italien unter dem Klimawandel leidet und weiter leiden wird. Und darauf muss sich auch die Landwirtschaft einstellen.