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Überraschend schwerer Treffer
James Webb und die Mikrometeoriten

Die ersten Daten des neuen James-Webb-Weltraumteleskops zeigten, dass das Instrument exzellent arbeitet – aber auch, dass es verwundbar ist: durch Mikrometeoriten.

Von Dirk Lorenzen | 15.09.2022
Das James Webb Space Telescope im All
Der goldbeschichtete Spiegel des James-Webb-Teleskops ist ungeschützt dem Weltraum ausgesetzt (Northrop Grumman)
Etwa einmal im Monat registriert das Team einen Treffer durch kaum mikrometergroße Partikel, die durch das All sausen. Dieser Beschuss ist von der ISS oder dem Hubble-Teleskop bekannt. Ende Mai aber traf offenbar ein größeres Teilchen eines der achtzehn Spiegel-Segmente und verschob es deutlich. Mit so einem Schaden rechnet man nur alle paar Jahre. Womöglich gibt es mehr größere Mikrometeoriten als angenommen – oder das Teleskop-Team hatte einfach Pech.

Schaden kleiner als gedacht

Der Treffer aus dem Mai ließ sich dank der einstellbaren Spiegelsegmente fast vollständig korrigieren. Das Instrument ist noch immer viel besser als erwartet. Aber weitere Einschläge könnten das ändern. Schon fürchten manche, das Weltraumteleskop werde gar nicht die zwanzig Jahre durchhalten, die rein technisch möglich sind.


Anders als beim Hubble-Teleskop, dessen viel kleinerer Spiegel durch einen langen Tubus geschützt wird, ist der große Spiegel bei James Webb komplett ungeschützt dem Weltraum ausgesetzt.

Neue Gefahren in Sicht

Eine Möglichkeit wäre, das Teleskop möglichst wenig genau in seine Bewegungsrichtung blicken zu lassen. Das würde das Einschlagrisiko verringern.
In den beiden kommenden Jahren wird James Webb jeweils im Mai durch Staubwolken hindurch fliegen, die einst Komet Halley hinterlassen hat. Dann ist in jedem Fall größte Vorsicht geboten – damit nicht winzige Partikel dem 9-Milliarden-Koloss ein Ende setzen.