Samstag, 04. Mai 2024

Kommentar
Der Veteranentag ist ein wertvolles Symbol

Der Bundestag hat einen jährlichen Veteranentag beschlossen. Das habe nichts mit Heroisierung zu tun, meint Marcus Pindur. Eine Demokratie müsse abwehrbereit sein, dazu gehöre auch die Wertschätzung unserer Soldaten und unserer Veteranen.

Ein Kommentar von Marcus Pindur | 25.04.2024
Ein Soldat verschränkt seine Hände hinter dem Ruecken.
Ist der Veteranentag Symbolpolitik? Nein, meint Marcus Pindur. Er sei ein Signal an die Menschen, die mit Leib und Leben unsere Werte und Freiheit verteidigen. (picture alliance / photothek / Florian Gaertner)
Es war ein besonderer Bundestagmoment: SPD, Grüne, FDP und die Union, Regierungs- und Oppositionsparteien, brachten einen gemeinsamen Antrag in den Bundestag ein. Das kommt nicht sehr häufig vor.

Für mehr Verständnis in der Gesellschaft

In diesem gemeinsamen Antrag heißt es, der Bundestag trage für die Bundeswehr eine besondere Verantwortung. Ein sogenannter Veteranentag biete nicht nur die Möglichkeit, Dankbarkeit und Anerkennung gegenüber den Veteraninnen und Veteranen auszudrücken, sondern fördere auch das Verständnis in der Gesellschaft für deren Leistungen.
Dementsprechend waren die meistbemühten Redewendungen, man wolle diejenigen, die in der Bundeswehr gedient haben, „sichtbar machen“ und „wertschätzen“. Zum künftigen Veteranentag am 15. Juni solle es eine zentrale Veranstaltung in Berlin in der Nähe des Bundestages geben. Doch auch in Städten und Kommunen bundesweit soll der Veteranentag gefeiert werden können. Die Veteranen selbst legen Wert darauf, dass der Tag nicht mit offiziösen Reden und steifem Protokoll begangen wird, sondern als familienfreundliches Volksfest begangen wird.

Soldaten und Soldatinnen verteidigen unsere Werte und unsere Freiheit

Ein solcher Ehrentag ist das, was man sonst abschätzig Symbolpolitik nennt. Aber es ist ein wertvolles, ein richtiges Symbol und Signal. Ein Signal an die vielen Menschen, die einen besonderen Job versehen, weil sie mit Leib und Leben dafür einstehen, unsere Werte und unsere Freiheit zu verteidigen.
Seit der Gründung der Bundeswehr haben über zehn Millionen Frauen und Männer gedient. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Bundeswehr und die Menschen, die in ihr arbeiten, oft nicht mit dem nötigen Respekt für diesen einzigartigen Dienst behandelt.

Aufforderung für Verbesserung der Nachsorge

Dieser Respekt darf sich natürlich nicht in Symbolhandlungen erschöpfen. Deswegen hat der Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, eine grundsätzliche Verbesserung der Nachsorge von erlittenen Einsatzschädigungen sicherzustellen. Hierzu zählen Rehabilitationsmaßnahmen, Therapieangebote und Betreuungskonzepte für Geschädigte und auch besonders für deren Familien. Posttraumatische Belastungsstörungen sind heimtückisch und können noch Jahre nach einem Einsatz auftreten. Es kann nicht sein, dass die Bundeswehr oft Jahre braucht, um den Betroffenen die nötige Hilfe zur Verfügung zu stellen.
Die Bundeswehr muss als Institution mehr Aufmerksamkeit bekommen, weil die Landes- und Bündnisverteidigung mit dem Putinschen Angriffskrieg eine ganz neue, essenzielle Bedeutung bekommen hat. Diese Einsicht muss in unserer politischen Kultur noch weiter Raum greifen.
Der Veteranentag hat nichts mit Heroisierung oder Heldenkult zu tun. Keine Demokratie will militaristisch und bis an die Zähne gerüstet sein. Aber sie muss abwehrbereit sein. Dazu gehört die Wertschätzung unserer Soldaten und unserer Veteranen. In diesem Sinne ist der Veteranentag ein - wenn auch kleines - Stück Zeitenwende.