Samstag, 01. April 2023

Demenz
Eine Krankheit, die Angst macht

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland haben Demenz. Die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Etwas Hoffnung gibt ein neues Medikament, das zumindest den Verlauf verlangsamen soll.

17.02.2023

    Der Umriss einer Person verschwindet langsam in einem Nebel.
    Demenz fängt mit Kleinigkeiten an, die man vergisst. Später kann die Krankheit dazu führen, dass man nicht mehr selbstständig leben kann. (picture alliance / Westend61 / Gary Waters)
    Umfragen zeigen, dass Demenz vielen Angst macht, denn diese Krankheit kann im Alter anscheinend jeden Treffen. Auch Hollywood-Schauspieler Bruce Willis ist erkrankt, wie seine Familie nun bekannt gab. Ist Demenz gleich Alzheimer? Und kann man sich vor einer Erkrankung schützen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

    Was ist Demenz?

    Demenz ist der Verlust der geistigen Fährigkeiten. Dabei hat die Krankheit verschiedene Formen. Die häufigste ist die Alzheimer-Erkrankung, an der rund zwei Drittel der Demenz-Erkrankten leiden. Darum werden Demenz und Alzheimer oft Synonym verwendet, was aus medizinischer Sicht nicht ganz richtig ist. Andere Demenz-Formen sind beispielsweise die Vaskuläre Demenz, die Lewy-Body-Demenz oder die Frontotemporale Demenz (FDT).
    Bei Alzheimer bilden sich an den Gehirnzellen Eiweiße, die die Kommunikation innerhalb und zwischen den Zellen stören. An der Frontotemporaler Demenz soll Schauspieler Bruce Willis erkrankt sein. Bei dieser Form sterben Gehirnzellen im Stirn- und Schläfenbereich ab.

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    Demenz tritt vor allem im Alter auf; das Risiko steigt ab 65 Jahren besonders an. Betroffene leiden vor allem unter der Leistungsfähigkeit ihres Gehirns, was zu Gedächtnisverlust führt. Warum es zu krankhaften Veränderungen des Gehirns kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Die Krankheit kann, muss aber nicht vererbt werden.
    Bei Demenz handelt es sich um eine schwere Krankheit, die vor allem alte Menschen betrifft. Das unterstreicht Gerontopsychiater Jan Wojnar, der als Heimarzt die Bewohner in Hamburger Pflegeeinrichtungen betreut. Für ihn ist es unverantwortlich, Demenz nur als eine Alterserscheinung zu bagatellisieren. Denn so würden Argumente dafür geliefert, "eventuell weniger Geld in diesen Bereich zu investieren und dadurch das Leben der Demenzkranken viel schlimmer zu gestalten, als es möglich wäre".

    Was sind die Symptome von Demenz?

    Die verschiedenen Demenz-Formen können unterschiedliche Symptome hervorrufen. Beispielsweise sterben bei der Frontotemporale Demenz vor allem Nervenzellen ab, die für die Emotionen und das Sozialverhalten verantwortlich sind. Deswegen können sich bei dieser Form eher Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar machen.
    Die Alzheimer-Symptomatik kann in drei Phasen unterschieden werden. Im frühen Stadium können Betroffene sich häufig Kleinigkeiten nicht mehr gut merken. Sie suchen beispielsweise immer wieder ihren Autoschlüssel und wissen nicht, wo sie ihn abgelegt haben. Auch die ersten Orientierungsschwierigkeiten können auftauchen.
    Im mittleren Stadium kann es zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus kommen und die ersten Sprachprobleme auftreten: Die Grammatik wird fehlerhaft, bestimmte Vokabeln fallen einem nicht mehr ein. Auch das Langzeitgedächtnis ist immer stärker betroffen, bis hin, dass Erkrankte Familienangehörige nicht mehr erkennen.
    Im fortgeschrittenen Stadium brauchen Betroffene Hilfe in allen Bereichen des täglichen Lebens. Die Muskelspannung lässt nach und auch ein Gespräch zu führen ist kaum mehr möglich.
    Kein Mensch mit Alzheimer-Erkrankung gleicht dem anderen. Nicht immer treten alle Symptome auf und sind gleich stark. Auch psychisch können Betroffene auffällig werden: Sie sind gereizter, aggressiver oder können Symptome einer Depression zeigen.

    Kann man Demenz vorbeugen?

    Vorab, wie bei vielen anderen schweren Krankheiten auch: Das Erkennen früher Symptome ist wichtig. Fachärzte können heutzutage gute Diagnosen stellen, deswegen sollte schnell reagiert werden, wenn man erste Symptome an sich oder Angehörigen zu erkennen glaubt.
    Bestimmte Faktoren, die man nicht beeinflussen kann, können das Risiko erhöhen. So bekommen zum Beispiel häufiger Frauen Alzheimer-Demenz als Männer, und ein Großteil des Demenz-Risikos wird von den Genen bestimmt. Aber immerhin 40 Prozent des Risikos ist von Faktoren bestimmt, die individuell beeinflussbar sind.
    Man kann also sein Risiko minimieren. Einfach gesagt durch ein gesundes Leben: Sehr wichtig sind ausreichend Bewegung (auch im Alter), gesundes Essen, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte.
    Soll das persönliche Risiko gesenkt werden, muss auf die beeinflussenden Faktoren geschaut werden. Sind diese herausgefunden, heiße es, „alle gemeinsam angehen. Also nicht nur das, was man am liebsten bekämpft“, sagt Mediziner Tobias Hartmann, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Demenzprävention der Universität des Saarlandes. Gut ist dabei ärztliche Beratung.
    Demenzforscher Charles Marshall betont, dass niemand schuld daran ist, wenn er erkrankt. Denn das Risiko, an Demenz zu erkranken, ist zu 60 Prozent durch die Gene festgeschrieben. Das Risiko durch einen gesünderen Lebensstil zu senken, hänge indes auch von sozialen Faktoren wie Einkommen und Bildung ab.

    Gibt es Medikamente gegen Demenz?

    Alzheimer und auch die anderen Demenz-Formen sind bislang nicht heilbar. Man kann aber versuchen, den Verlauf zu verlangsamen.
    Neue Hoffnung gibt ein in den USA zugelassenes Alzheimer-Medikament. Das Mittel heißt "Lecanemab". Es soll zwar Alzheimer nicht heilen, aber ein Fortschreiten der Krankheit - zumindest im frühen Stadium - verlangsamen können, so die US-Zulassungsbehörde FDA.
    Doch das Medikament ist umstritten. So kann es zu signifikanten Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen kommen, wie einige Studien zeigten.

    Wie viele Menschen sind von Demenz betroffen und wo gibt es Hilfe?

    2022 lebten rund 1,8 Millionen Demenz-Erkrankte in Deutschland. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. warnt aufgrund des demografischen Wandels davor, dass sich bis zum Jahr 2050 die Zahl der Erkrankten auf 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen erhöhen kann.
    Angebote und professionelle Unterstützung sind vielfältig. Eine erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein. Das Bundesministerium für Familie bietet ein Alzheimer-Telefon für Betroffene und Angehörige an. Kontaktdaten mit Ansprechpartner und Organisationen, die weiterhelfen, sind hier gesammelt.
    (Quellen: nho, Deutschlandradio, Bundesministerium für Familie, Stiftung Gesundheitswissen, Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., tagesschau)