Dienstag, 23. April 2024

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Kampagne in Großbritannien
Durch einen gesünderen Lebensstil Demenz vorbeugen

Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für eine Demenzerkrankung, gleich danach kommen die Gene. Es gibt aber Möglichkeiten, das persönliche Risiko zu senken. In Großbritannien informiert eine neue Kampagne darüber.

Von Volkart Wildermuth | 18.01.2023
Auf dem Display eines Magnetresonanztomographen sind am 10.07.2015 Schichtaufnahmen eines Gehirns erkennbar
Kopfverletzungen sind ein Risikofaktor für eine spätere Demenzerkrankung (picture alliance / ZB / Stefan Sauer)
Der Großteil des Demenz-Risikos wird von den Genen bestimmt. Aber immerhin 40 Prozent des Risikos wird von Faktoren bestimmt, die individuell beeinflussbar sind. Hier setzt eine neue Initiative in Großbritannien an, die am 18. Januar 2023 gestartet ist: der "Brain Health Check" - ein Fragebogen zur Gesundheit des Gehirns der britischen Forschungseinrichtung Alzheimer’s Research UK.

Inhalt

Wo setzt die neue britische Kampagne an?

Im "Brain Health Check" geht es um drei zentrale Fragen: Fordern Sie ihr Gehirn? Wie sieht es mit Ihren sozialen Kontakten aus? Ist Ihr Herz gesund? Diese Abfrage mit weiteren Nachfragen dauert knapp zehn Minuten. Die anschließende Auswertung gibt dann konkrete Tipps, wie das persönliche Demenz-Risiko am besten gesenkt werden kann.
Grundlage dafür ist ein Bericht der Lancet Comission von 2020, in der Studien zu Risikofaktoren für Demenz zusammengefasst wurden. Der Bericht unterscheidet zwischen drei Lebensphasen: Im jungen Alter ist Bildung der entscheidende Faktor. Wer sein Gehirn früh trainiert, kommt später besser mit einem Nachlassen des Gedächtnisses zurecht. Zwischen 45 und 65 Jahren steht Bluthochdruck als Risikofaktor im Vordergrund, dazu kommen Übergewicht, Alkohol, aber auch Kopfverletzungen und Schwerhörigkeit. Ab 65 wird Rauchen zum größten Risikofaktor, gefolgt von Einsamkeit und Depression. All diese Faktoren ergeben sich aus großen Bevölkerungsstudien, in Deutschland etwas aus der Rheinland-Studie.

An wen richtet sich die Kampagne?

Der "Brain Health Check" richtet sich an die 45- bis 65 Jährigen. Generell gilt: Je früher man etwas für sein Gehirn tut, desto besser. Die Finnische Finger-Studie hat zum Beispiel ergeben, dass Ernährungsberatung, Sportangebote aber auch eine gute Einstellung von Blutdruck und Blutzucker das Gehirn tatsächlich länger gesund erhalten. Aber auch später kann noch etwas getan werden.
Generell gibt es in westlichen Ländern zwar immer mehr Demenzpatienten, einfach weil die Zahl der älteren Menschen steigt. Individuell betrachtet, sieht es jedoch anders aus, hier scheint das Risiko für jede Einzelne, jeden Einzelnen leicht zu sinken, was auf die Anti-Rauch-Kampagne und eine bessere Bluthochdruck-Behandlung zurückgeführt wird.

Was erhoffen sich die Forscher von der Kampagne?

Weil die Angst vor Demenzerkrankungen stark verbreitet ist, erhofft sich Alzheimer’s Research UK eine große Wirkung, was dann auch dem Herzen und dem Stoffwechsel zugute käme. Dass die Ratschläge ein wenig individuell zugeschnitten werden, soll zusätzlich motivieren, sie zu beherzigen. Bei der Pressekonferenz, auf der die Kampagne vorgestellt wurde, wurde aber auch betont: Es geht darum, das Risiko für Demenz zu senken. Einen sicheren Schutz vor einer Erkrankung gibt es nicht.
Dem Demenzforscher Charles Marshall war es deshalb auch ganz wichtig, zu betonen: Wenn jemand dement wird, dürfe man nicht sagen: selber Schuld. Denn das Risiko, an Demenz zu erkranken, ist zu 60 Prozent in den Genen festgeschrieben. Und ob jemand erfahre, dass er sein Risiko durch einen gesünderen Lebenswandel senken kann und dies dann auch tue, sei wiederum von sozialen Faktoren wie Einkommen und Bildung abhängig.