Donnerstag, 25. April 2024

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Lamine Diack
Tod eines korrupten Strippenziehers

Der ehemalige Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, Lamine Diack, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Senegalese steht beispielhaft für skrupellose Funktionäre, die den Sport für ihre eigene Zwecke missbrauchten.

Robert Kempe im Gespräch mit Raphael Späth | 03.12.2021
Diack sitzt vor einer weißen Wand mit roter Schrift vor einem Mikrofon und gestikuliert mit beiden Händen.
Der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbands (IAAF), Lamine Diack, bei einer Pressekonferenz am 21.8.2015 in Peking. (AFP / GREG BAKER)
Als Vermächtnis von Lamine Diack bleiben die großen Skandale im Weltsport der letzten Jahren. Vor allem der russische Dopingskandal, verschwundene Verbandsgelder, aber auch die Vorwürfe rundum Korruption und Bestechung bei der Vergabe von Olympischen Spielen und Leichtathletik-Weltmeisterschaften fallen dabei ins Auge.
Lamine Diack steht dabei beispielhaft für skrupellose Funktionäre, die den Sport für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, benutzten und sich an ihm rücksichtslos bereicherten. Im Leichtathletik-Weltverband IAAF, einem der größten Olympischen Verbände, führte er mafiaähnliche Strukturen ein und etablierte diese über Jahre.

Betrug, Geldwäsche, Veruntreuung und Erpressung

Im Sommer 2020 wurde Diack zusammen mit seinem Sohn verurteilt. Der hohe Sportfunktionär erhielt vier Jahre Gefängnis und eine finanzielle Strafe in Höhe von 500.000 Euro. Bei dem Verfahren ging es um Betrug, Geldwäsche, Veruntreuung und Erpressung. Das Gericht sah es zum Beispiel als erwiesen an, dass Diack Erpressungsgelder von positiv getesteten Leichtathleten kassierte. Damit deren Dopingtests nicht öffentlich werden oder verzögert wurden. Vor allem russische Sportlerinnen und Sportler konnten so einer Dopingsperre umgehen. Diack und seine Komplizen sollen so gut 3,5 Millionen Euro eingestrichen haben. Hinzu kommt, dass Diack zusammen mit seinem Sohn jahrelang Sponsorengelder der IAAF abgezweigt haben soll.
Diack war in der Sportwelt fest verankert, war seit 1999 IOC-Mitglied später dann Ehrenmitglied. Die Ehrenmitgliedschaft wurde ihm erst entzogen, als das IOC auch an ihm nicht mehr festhalten konnte. Diack war ein einflussreicher Funktionär, vor allem den afrikanischen Kontinent hatte er fest im Griff.

Stimmkäufe für Rio und Tokio orchestriert?

Nach seinen Tod ist nun offen, ob jetzt noch weitere und für die Sportwelt nicht minder explosivere Vorwürfe ans Licht kommen werden, an denen internationale Strafermittler seit Jahren dran sind. Denn Diack soll gegen Geldzahlung Stimmkäufe rund um die Vergabe der Olympischen Spiele von Rio 2016 und Tokio 2020 orchestriert haben. Die Kandidaten sollen über Firmen von Diacks Sohn die Stimmen der afrikanischen IOC-Mitglieder gekauft haben.