Friedensnobelpreisträgerin
María Corina Machado: Gesicht der venezolanischen Opposition

Die diesjährige Friedens-Nobelpreisträgerin María Corina Machado ist das Gesicht der venezolanischen Opposition. Trotz der Gefahr einer Verhaftung blieb sie nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juli 2024 in Venezuela, wo sie seither untergetaucht und weiter politisch aktiv ist. Ein Porträt.

    María Corina Machado bei einer Demonstration aus Protest gegen Wahlbetrug bei der Präsidentenwahl 2024 in Venezuela.
    María Corina Machado wird für ihr Engagament für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Venezuela mit dem Friedensnobelpreis 2025 ausgezeichnet. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Cristian Hernandez)
    Aufnahmen zeigen sie oft auf Ladeflächen von Pickups oder Bühnen in kämpferischer Haltung. Die venezolanische Oppositionelle Maria Corina Machado sei eine mutige und engagierte Verfechterin des Friedens, urteilte das norwegische Nobelkomitee und sprach ihr den diesjährigen Friedensnobelpreis zu. Doch derzeit ist sie bei Interviews und Botschaften oft vor weißen Wänden zu sehen. Denn die 58-Jährige lebt seit über einem Jahr im Untergrund.
    "Den Mund aufzumachen und die Wahrheit zu sagen, hat in Venezuela viele Konsequenzen", sagte sie im Interview mit dem kolumbianischen Nachrichtensender NTN24 vor wenigen Tagen und verwies auf inhaftierte und verfolgte Mitstreiter. Für die Venezolanerinnen und Venezolaner sei es gefährlich, anzuerkennen, in welchem Zustand sich ihr Land befinde. Das Land wird seit 2013 von Nicolás Maduro regiert, der immer brutaler gegen die Opposition vorgeht.

    Unternehmertochter und Unterstützerin von Straßenkindern

    Als älteste von vier Töchtern besuchte Machado eine elitäre katholische Schule in Venezuelas Hauptstadt und ein Internat in den USA. 1992 gründete sie eine Stiftung zur Unterstützung von Straßenkindern. Zehn Jahre später war sie Mitbegründerin des Vereins Súmate ("Schließ dich an"), der sich für freie und faire Wahlen einsetzt.
    Sie forderte ein Referendum gegen den damaligen linksgerichteten Präsidenten Chávez. Weil Machado daraufhin Morddrohungen erhielt, schickte sie ihre damals noch kleinen Kinder in die USA. Sie leben noch immer im Ausland. 2010 wurde sie in die Nationalversammlung gewählt - ein Amt, aus dem sie 2014 aus fadenscheinigen Gründen von der Maduro-Regierung enthoben wurde.

    Machado einte die Opposition in Venezuela

    2023 kündigte Machado ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im Jahr darauf an und schaffte es, die traditionell zerstrittene Opposition zu einen: Bei den Vorwahlen erhielt sie mehr als 90 Prozent der Stimmen. Doch die regierungsnahe Justiz belegte sie mit einem 15-jährigen Ämterverbot wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten während ihrer Zeit als Abgeordnete.
    Dennoch tourte sie durch das ganze Land, um für den Ersatzkandidaten, den bis dahin fast unbekannten und aus dem Ruhestand geholten González Urrutia, zu werben. Offiziell gewann erneut der autoritäre Machthaber Maduro die Wahl, aber die Opposition zweifelt seinen Sieg an.

    Leben im Untergrund

    Die 58-jährige Machado entschied sich nach Todesdrohungen und einem Haftbefehl dazu, unterzutauchen, während González Urrutia ins Exil nach Spanien gezwungen wurde. In einem Videointerview mit der Nachrichtenagentur AFP erklärte Machado im vergangenen Jahr, sie lebe manchmal "wochenlang ohne menschlichen Kontakt". Wenn, dann tritt sie unangekündigt auf, hält etwa eine Rede auf der Ladefläche eines Lieferwagens und flieht anschließend auf einem Motorrad.

    Verfechterin wirtschaftsliberaler Politik

    Machado vertritt wirtschaftsliberale Positionen. So schlug sie etwa die Privatisierung des staatlichen Ölkonzerns Petróleos de Venezuela (PDVSA) vor, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes. Venezuela ist das Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt, doch wegen Missmanagement und Korruption ist die Produktion zusammengebrochen. Wegen der jahrelangen Wirtschaftskrise haben nach UNO-Angaben sieben Millionen Menschen - fast ein Viertel der Bevölkerung - das einst wohlhabende Land verlassen. 
    "Wir werden unser Land befreien und unsere Kinder nach Hause holen", verspricht Machado, die Gerüchten zufolge in der US-Botschaft in Caracas Zuflucht gefunden hat. Ob Machado den Friedensnobelpreis am 10. Dezember in Oslo persönlich entgegennehmen kann, bleibt abzuwarten. Den Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments nahm im Dezember vergangenen Jahres ihre Tochter stellvertretend in Empfang.
    Aus dem Untergrund gibt sich Machado optimistisch, dass es bald einen Machtwechsel in Venezuela geben wird. Das Land stehe "kurz vor dem Sieg", schrieb sie auf der Plattform X. Sie widmete den Nobelpreis dem venezuelanischen Volk und US-Präsident Trump. Dieser wirft dem Maduro vor, Drogenbanden zu kontrollieren und den Drogenhandel gezielt gegen die USA einzusetzen. Seit Wochen geht das US-Militär bei Einsätzen vor Venezuelas Küste gegen angebliche Drogenschmugglerboote vor. Zudem wird vermutet, dass die US-Regierung überlegt, ihre Einsätze auszuweiten und militärisch einen Machtwechsel in Venezuela herbeizuführen.

    Weiterführende Informationen

    Bundesregierung, EU und UNO würdigen Verdienste Maria Corina Machados
    Diese Nachricht wurde am 10.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.