
Maximilian Planer hat mit dem Deutschland-Achter mehrfach Welt- und Europameistertitel im Rudern geholt. Und das, obwohl ihn diverse Tiefschläge in seiner Karriere immer wieder zurückgeworfen haben. Neben dem Sport absolvierte der 32jährige zudem eine Coaching-Ausbildung und arbeitet heute als "High Performance Coach".

Welche Tipps würde Planer in seiner Rolle als Coach der aktuell kriselnden deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit auf den Weg geben? Zuerst müsse die Mannschaft aus der "Opferhaltung" herauskommen, sagte Planer im Deutschlandfunk. "Die Mannschaft, Trainer oder Funktionäre kritisieren die Fans, kritisieren die Medien. Die Fans kritisieren die Spieler. Also da ist eine Frustrationswelle gekommen und das ist so eine gewisse Opferhaltung. Es ist ganz wichtig, da möglichst schnell rauszukommen", so Planer.
Planer: "Das Wichtigste ist, den Ist-Zustand zu akeptieren"
Eine Patentlösung gebe es für so eine Situation nicht, sagte er. "Aber das Wichtigste ist erst einmal, den Ist-Zustand zu akzeptieren. Also der harten Realität wirklich ins Auge zu blicken und zu sagen, wir sind nicht da, wo wir sein wollen und dann damit auch okay zu sein. Das heißt nicht, dass man das gut finden soll. Aber man sollte nicht ständig falschen Ansprüchen hinterherlaufen, die vielleicht die Fans und Funktionäre haben. Sondern man muss sich als Mannschaft hinstellen und sagen: Okay, da stehen wir gerade."
Damit, dass DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt, die DFB-Elf habe den Anspruch ins EM-Finale 2024 zu kommen, tue Planer sich "schwer", sagte er. Er selbst habe so eine Situation schon einmal erlebt, als ihn ein Trainer im U23-Bereich eine Olympia-Teilnahme in Aussicht stellte. "Ich habe mir das selber überhaupt nicht zugetraut und im Inneren dieses Ziel nicht wirklich gefühlt. Das war für mich komplett unrealistisch. Und dadurch war diese Diskrepanz so riesig, dass ich zugemacht habe. Das konnte nichts werden. Diese Gefahr sehe ich beim DFB auch, dass die Diskrepanz so groß ist zwischen den Ansprüchen und der Realität."
Sich ehrlich zu machen wäre der Weg, den Planer vorschlagen würde, "wenn ich jetzt in der Mannschaft oder der Trainer wäre. Man weiß ja von außen nicht, was in der Mannschaft abgeht. Vielleicht passieren solche Dinge auch schon. Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen."
Realistische Ziele setzen
Dann gehe es darum, realistische Ziele zu setzen. "Was ist denn das Gute in der jetzigen Situation? Und da habe ich auch Dinge erlebt. Als absoluter Underdog in so ein Turnier reinzugehen, kann auch extrem beflügeln. Das heißt, wenn man den Druck mal rausnimmt und sagt, wir erheben keinen Anspruch, ins Finale zu kommen, wir wollen von Spiel zu Spiel gucken, wir wollen erst einmal zu Null spielen, erst einmal die Gruppenphase überstehen und dann sehen wir weiter. So etwas kann extrem beflügeln, extrem helfen und auch eine Euphoriewelle wiederherstellen."
Für eventuelle Misserfolge müsste der DFB dann aber auch die volle Verantwortung übernehmen, sagte Planer. "Sobald du das tust rutscht du viel seltener in die Opferrolle. 'Massive Ownership' sage ich dazu. Also wirklich Verantwortung übernehmen für das eigene Handeln und für die Dinge, die wir selbst verändern können. Und für die Dinge, die nicht in meiner Handhabe sind, übernehme ich auch nicht die Verantwortung. Das waren auch die Prinzipien, die unsere Ruder-Mannschaft zwei Mal in Folge zu Weltmeistern gemacht haben, was es so im Achter noch nie gab."
In jeder Mannschaft gebe es bestimmte Rollenbilder, sagte Planer. "Da sind die Leader. Dann hast du die, die das annehmen und mitgehen, die Follower. Und dann hast du auch immer die Exoten drin, die vielleicht mal ein bisschen Humor reinbringen. Von den verschiedenen Persönlichkeitstypen hast du immer welche im Team. Und wenn diese Rollenbilder klar verteilt sind, kann es auch funktionieren. Und ich denke, das hat das DFB-Team auch. Da gibt es auch Führungsspieler. Vielleicht dürfen die ihre Rolle noch mal ein bisschen mehr annehmen und sich trauen, da reinzugehen. Aber das ist von außen extrem schwer zu bewerten."