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Medizinmesse MEDICA 2010

Die Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf präsentiert Röntgengeräte der neuesten Generation, navigationsgeführte Operationsbestecke, Touchscreen-Handys mit integriertem EKG und so weiter. Es gibt aber auch pfiffige wie preisgünstige Hilfsmittel für pflegende Angehörige.

Von Mirko Smiljanic |
    Der demografische Wandel und die hohen Kosten erzwingen es: Immer mehr Menschen pflegen ihre Angehörigen in den eigenen vier Wänden! Klingt einfach, ist es aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn die pflegenden Familienmitglieder älter sind und wenig bis keine Erfahrung in krankenpflegerischen Dingen haben. Selbst Kleinigkeiten sind dann mitunter unlösbare Probleme. Was kann eine Ehefrau etwa machen, wenn ihr pflegebedürftiger Mann in seinem Bett nach unten gerutscht ist und sie ihn aus eigener Kraft nicht mehr nach oben ziehen kann? Wenig, es sei denn, sie nutzt ein einfaches Hilfsmittel. Holger Lotz von der Petermann GmbH in Dombühl bei Rothenburg ob der Tauber zeigt an einem Modell, wie es funktioniert.

    "Wir drehen dazu die Patientin auf die Seite, legen eine spezielle Gleitmatte, die doppelt beschichtet ist, am Rücken ein und ziehen die Gleitmatte raus, und so ist eine Hilfsperson auch im häuslichen Umfeld, das muss also keine professionelle Pflegerin sein, in der Lage, jemanden leicht nach oben zu ziehen."

    Mit wenigen Handgriffen und geringem Kraftaufwand lassen sich selbst übergewichtige Patienten auf der Gleitmatte im Bett bewegen. Ein anderes alltägliches Problem ist der Wechsel des Patienten vom Bett in den Rollstuhl. Dafür wird zunächst das Bett soweit abgesenkt, dass der Patient sitzen kann, anschließend werden seine Beine …

    " ... mit einem speziellen Beingurt kurzzeitig festgemacht, sodass die Beine nicht auseinander gehen können. Unter das Gesäß des Patienten wird ein Gurt angelegt und mit diesem Gurt in Verbindung mit dem Beingurt kann ich leicht den Patienten vom Bett auf den Rollstuhl bewegen."

    Eine Methode, die voraussetzt, dass der Patient sich noch etwas bewegen kann. Ist selbst das nicht mehr möglich, kommt ein Hilfsmittel zum Einsatz, das an Schlichtheit kaum noch zu überbieten ist: Ein Rutschbrett, das der Patient wie eine Brücke zwischen Bett und Rollstuhl einsetzt.

    "Ich lege das Rutschbrett an","

    sagt Heiko Stimpfig, Petermann GmbH, Dombühl,

    ""... schiebe es mit unter das Gesäß und lege es hier von der Bettkante zum Teil auf die Fläche des Rollstuhls und kann mich jetzt mit meiner eigenen Kraft, die ja noch im Oberkörper vorhanden ist, in den Rollstuhl über dieses Brett rüberziehen und sitz dann im Rollstuhl drin."

    Ein paar Mal üben und schon klappt es! Keine aufwendige Technik mit elektrischer Unterstützung, diese Hilfsmittel sind bewusst einfach ausgelegt. Die Ideen und Anregungen, betont Holger Lotz, stammen weitgehend von Betroffenen.

    "Diese Hilfsmittel sind überwiegend aus der Praxis entstanden, das heißt in Verbindung mit Patienten die selber betroffen sind, aber auch mit Pflegekräften, die tagtäglich mit diesen Patienten umgehen und uns diese Tipps gegeben haben, wie so ein Hilfsmittel aussehen könnte."

    Dazu zählt auch ein stabiler Gurt mit Halteschlaufen, den sich der Pfleger oder die Pflegerin anlegt und an den sich der Patient festhält.

    "Das Problem ist, oftmals halten sich Patienten am Halswirbelbereich fest, und wer einmal Probleme hatte im Halswirbelbereich, dann sicherlich für alle Zeiten."

    Die Hilfsmittel sind nicht nur nützlich für Patienten, sie sind auch nützlich für die pflegenden Familienangehörigen. Welchen Sinn macht es, wenn sie nach einem oder zwei Jahren selbst krank sind? Eigenfürsorge - auch über einfache Pflegehilfsmittel - ist immer sinnvoll.