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Mit Hightech gegen Lebensmittelgifte

Pestizide oder Dioxin im Trinkwasser – Um Giften besser auf die Spuren zu kommen, benötigen Lebensmittelüberwacher immer feinere Analysemethoden. In Speyer wurde ein neues Analysegerät präsentiert, das schnell und präzise feinste Spuren von Pestiziden im Wasser aufdeckt.

Von Ludger Fittkau | 19.04.2010
    Sie stehen in einem Kellerlabor: Zwei Automaten nebeneinander, jeweils kaum größer als ein Kopiergerät. Zusammen bilden sie das zur Zeit schlagkräftigste Instrument, mit dem hierzulande staatliche Lebensmittelüberwacher nach Pestiziden im Wasser suchen: Ein sogenannter "Flüssigkeitschromatograph mit Massenspektrometer".

    Erst etwa zehn von diesen mehr als 300.000 Euro teuren Hightech-Analysegeräten der neuesten Generation laufen in hiesigen Staatslaboren. Eines davon nun im rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamt für Lebensmittelchemie Speyer. Die rheinland-pfälzische Verbraucherschutzministerin Margit Conrad stellt das Gerät im Laborkeller höchstpersönlich vor:

    "Es ist das Modernste, was es auf dem Markt heute gibt. Und deshalb ist es naheliegend, dass noch nicht so viele sich im Einsatz befinden. Wir sind da sicherlich ganz früh, wir haben es seit Dezember und erprobt, es funktioniert. Und deshalb können wir es Ihnen jetzt schon vorstellen."

    Nach der Erprobungsphase, die noch läuft, wird das neue Gerät im Kellerlabor des Speyerer Landesuntersuchungsamtes auch die geringsten Rückstände von etwa 250 Pestiziden aufspüren. Die beiden Automaten können um das Zehnfache geringere Giftkonzentrationen im Wasser aufspüren als bisher. Grundsätzlich erfreulich ist aus Sicht des Speyerer Lebensmittelchemikers Ulrich Siebel allerdings, dass seine Untersuchungsbehörde in den letzten Jahren immer weniger Pestizide im Wasser findet:

    "Insgesamt ist der Trend sehr, sehr positiv, insbesondere bei Erzeugnissen aus Deutschland muss man sagen, und das ist nicht nur etwas, was wir hier feststellen, sondern das ist etwas, was bundesweit festgestellt wird. Wir haben Höchstmengenüberschreitungen von unter einem Prozent."

    Die Suche nach Giftstoffen im Wasser bleibt jedoch ein arbeitsintensives und kostenaufwändiges Verfahren. Auch deswegen, weil die Industrie immer neue Stoffe entwickelt, die von den Behörden im Wasser gefunden werden müssen. Margit Conrad, die rheinland-pfälzische Verbraucherministerin:

    "Früher waren von der Chemie so gelieferte relativ stabile Substanzen bei den Pflanzenschutzmitteln auf dem Markt, die waren einfacher zu analysieren, und heute sind das Substanzen, die schwerer zu analysieren sind. Sie sind flüchtiger, sie sind weniger stabil, und dann muss man das durch diese aufwändigen Geräte, die es jetzt gibt, noch sicherer analysieren können."

    Schließlich gehe es darum, ob ein belastetes Lebensmittel auf dem Markt bleiben könne oder gegebenenfalls verboten werden müsse, betont die Ministerin im Speyerer Laborkeller.

    Bevor eine Messung mit dem neuen High-Tech-Gerät beginnen kann, muss immer wieder ein Probelauf vorangehen, erläutert Lebensmittelchemikerin Stefanie Schmitt. Damit wird das Gerät kalibriert, das heißt ganz genau auf die zu untersuchenden Flüssigkeiten jeweils wieder neu eingestellt:

    "Zu einem Probelauf gehört dazu, dass man Standardlösungen misst, in denen die Wirkstoffe, die man sucht, in bestimmten Konzentrationen enthalten sind, damit man eine Referenzlösung hat, mit der man das Ganze kalibriert, und an diese Kalibrierung schließt sich dann die Messung der Proben an. Der einzelne Messlauf dauert zwischen einer halben Stunde und einer Stunde, das hängt davon ab, wie viel Stoffe man bestimmen will. Die komplette Sequenz, so nennt man das bei uns, also Kalibrierlösungen und Proben können in Abhängigkeit von den Proben auch mal zwölf Stunden laufen."

    Bei der Suche nach Dioxinen, die in Speyer ebenfalls durchgeführt wird, kann es sogar mehrere Tage dauern, bis ein amtliches Untersuchungsergebnis vorliegt. Staatliche Lebensmittelüberwachung ist nötig – aber kostet eben auch viel Geld, darauf weist am Ende des Laborrundgangs noch einmal Stefan Bent hin, der Leiter des rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamtes. Ein neues Gerät brauche man aufgrund der technischen Entwicklung alle drei bis vier Jahre – und dann müssen eben wieder ein paar hunderttausend Euro investiert werden, so Stefan Bent:

    "Ein Einfamilienhaus – so die Größenordnung."