Für Günter Klein vom Münchener Merkur kommt der mögliche Rückzug von Uli Hoeneß durchaus überraschend, "weil man es ja von Leuten, die Macht haben, gewohnt ist, dass sie an der Macht festhalten und Gründe finden, in einem Amt zu bleiben." Allerdings klänge es nach 40 Jahren im Amt auch verständlich, Rückzugsgedanken zu haben.
Klein vermutet, dass sich Hoeneß die Kritik auf der letzten Jahreshauptversammlung des FC Bayern München zu Herzen genommen habe.
Anerkannte Lebensleistung
Trotz dieser Kritik, auch aus dem inneren des Vereins, und der Rolle als "Reizfigur" würde Hoeneß' Lebensleistung beim FC Bayern im Allgemeinen anerkannt. Zwar habe die "Steuergeschichte ihn in einem ganzen anderen Licht erscheinen lassen", aber, so Sportjournalist Klein, "Uli hat unbestritten seine Verdienste und dafür gesorgt, dass der Laden Bayer München richtig in Gang gekommen ist."
Selbst scharfe Kritiker von Hoeneß, wie Christoph Daum, seien da mild: "Leute die sich über ihn lustig machen und ihn aus guten Gründen für sein Amt auch ablehnen, die erkennen an, was er aufgebaut hat und wovon dieser Club jetzt profitiert."
Mit ihm ginge auch ein gewisser "Wohlfühlfaktor" einher, aber Klein prognostiziert auch, dass der Verein ohne Hoeneß weiter funktionieren würde. Mit vielen Abteilungen des FC Bayern, wie Marketing und Social-Media, hätte Uli Hoeneß sowieso nichts zu tun.
Mögliche Nachfolge
"Selbstverständlich möchte Uli Hoeneß den Verein in guten Händen wissen", sagte Klein. Ein Nachfolger von Hoeneß' Gnaden sei plausibel: "Ich denke, dass er auch darauf bedacht sein wird, Einfluss zu bewahren." Deswegen käme sein enger Freund und Adidas-Chef Herbert Hainer infrage. Allerdings würde gegen ihn sprechen, dass er zwar die wirtschaftliche Kompetenz besitze, er aber kein "klassischer Bayernliebhaber" sei.
Gefragt sei "ein Name und eine Person, die wirklich was darstellt und die schon bekannt ist".
Was weite Mitgestalung des Ex-Profis Hoeneß angeht, ist sich Günter Klein sicher: "Uli Hoeneß wird immer sein Wort zu Gehör bringen." Nicht nur deswegen, weil er ja wohl seine Stimme im Aufsichtsrat behalte.
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