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Mordprozess
Ex-Pfleger Högel zu lebenslanger Haft verurteilt

Im größten Serienmordprozess der Nachkriegsgeschichte ist der ehemalige Krankenpfleger Niels Högel wegen weiterer 85 Morde zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Es ist unwahrscheinlich, dass Högel das Gefängnis noch einmal verlassen kann.

Von Felicitas Boeselager | 06.06.2019
Personen sind während des letzten Prozesstages des Patientenmörders Niels Högel vor der Weser-Ems-Halle (Oldenburg in Niedersachsen) hinter zwei Filmstativen
Der Patientenmörder Niels Högel muss lebenslang ins Gefängnis (picture alliance/dpa - Mohssen Assanimoghaddam/dpa)
Der ehemalige Krankenpfleger Niels Högel ist vom Landgericht Oldenburg 85 Mal wegen Mordes verurteilt worden, in 15 Fällen ist er freigesprochen worden. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest. Der Richter habe deutliche Worte an Niels Högel gerichtet, berichtete Dlf-Korrespondentin Felicitas Boeselager: "Herr Högel, Ihre Taten sind unbegreiflich." Der Richter habe sich zwischenzeitlich wie ein "Buchhalter des Todes" gefühlt. Während der Urteilsverkündung habe vollkommene Stille im Saal geherrscht. Högel selbst habe während der Ansprache des Richters keine Regung gezeigt, berichtete Boeselager.
Viele Angehörige frustriert
Die 15 Freisprüche im Högel-Prozess haben bei den betroffenen Angehörigen für Frustration gesorgt. Ihnen bleibt Gewissheit, wie ihre Verwandten zu Tode gekommen sind verwehrt. Der Richter habe ihnen gewünscht, dass sie trotzdem damit abschließen könnten, berichtete unsere Korrespondentin. Es sei unwahrscheinlich, dass Högel das Gefängnis jemals wieder verlassen könne. Denn: Das Landgericht Oldenburg stellte eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausschließt. Der Prozess fand wegen der hohen Anzahl der Nebenkläger und des Medieninteresses in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg statt.
Bei dem Prozess in Oldenburg handelt sich um den größten Serienmordprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte. Der ehemalige Pfleger Högel hatte seine Opfer von 2000 bis 2005 an den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst vergiftet, um sie wiederzubeleben und so als Retter dazustehen. Viele starben dabei.