In Venezia bereitet man sich auf den Höhepunkt des Karnevals von Venedig vor. Die eleganten Hotels rüsten sich für die Ankunft zahlungskräftiger Gäste. Vorausgesetzt das Hochwasser schlägt nicht wieder zu. Wie in den letzten Jahren, als viele der Gäste absagten, weil ein großer Teil Venedigs unter Wasser stand. Ab dem Jahr 2011 könnten die gefährlichen Hochwasser der Vergangenheit angehören. Vorausgesetzt das Projekt Moses wird Realität. Moses steht für einen Schutzwall im Meer der Lagune. Doch das Projekt steht auf wackligen Beinen, erklärt Giovanni Toniato, Ingenieur für die Umweltverträglichkeit von Neubauten in der Stadtverwaltung von Venedig:
"Das hat seinen Grund in dem Umstand, dass das Projekt Moses, mit dem die gesamte Lagune von Venedig vor Hochwassern geschützt werden soll, übereilt entschieden wurde. Ohne auf die hochsensible und komplexe Umwelt einer Lagune Rücksicht zu nehmen, deren Wasser sich ständig erneuert, dank der abwechselnden niedrigen und dann wieder höheren Wasserpegel. Moses könnte eine für die Tiere und die Pflanzen verheerende Situation provozieren"
Das als "Jahrhundertbaustelle" verkündete Projekt Moses ist seit mehr als einem Jahr in Bau. Es sieht 78 Stahlklappen mit einer Größe von rund 20 mal 10 Metern vor, die die natürlichen Eingänge in die Lagune im Fall von Hochwassern verschließen. Ein zentral gesteuertes Computersystem reagiert automatisch wenn der Wasserspiegel in Venedig eine bestimmte Höhe erreicht. Der Schutzwall besteht aus verschiedenen Klappen. Steigt das Wasser stellen sich die Klappen hoch. Das für die Statik der historisch wichtigen Bauwerke Venedigs gefährliche Hochwasser bleibt im wahrsten Sinne des Wortes "draußen", in der Adria. Hinter dem Projekt Moses, das von der Regierung Berlusconi und einem Unternehmenskonsortium finanziert wird, stecken enorme Wirtschaftsinteressen. Die Projektpartner beziffern die Kosten auf zirka vier Milliarden Euro. Toniato:
"Dieses Klappensystem ist zum Synonym für die Rettung Venedigs geworden. Dass der tagelange Verschluss der Lagune, so dass kein Wasser mehr hinein und keines mehr hinausdringen kann, zu einer Verschmutzung ohnegleichen führt, die Fauna und Flora zum großen Teil zerstören könnte, dringt erst jetzt ins Bewusstsein der Verantwortlichen."
Die europäische Kommission hat jetzt die Regierung Berlusconi aufgefordert, sich ihr gegenüber zu den Vorwürfen von Umweltschützern, Biologen und Ingenieuren zu äußern, die schon 2004 ihre Bedenken zum Projekt Moses zusammengefasst hatten. Der EU-Kommission zufolge hat die Regierung in Rom mit dem Baubeginn von Moses die europäische Richtlinien zum Schutz des natürlichen Lebensraums von Zugvögeln und ständig in der Lagune lebenden Tieren grob verletzt. Ministerpräsident Berlusconi hat nun zwei Monate Zeit, um auf diese Vorwürfe zu reagieren. Derweil wird in der Lagune weitergebaut. Venedigs Bürgermeister, der Linksdemokrat und Philosoph Massimo Cacciari, diskutiert derzeit mit Experten der ingenieurwissenschaftlichen und umweltbiologischen Fakultät der Universität Venedig sechs Alternativprojekte zu Moses. Dazu die Umweltingenieurin Ester de Con:
"Es geht uns um das Konzept der Umweltverträglichkeit. Die Alternativprojekte erlauben den Wasseraustausch auch bei einem zeitweisen Verschluss der Lagune. Das Projekt Moses wäre an sich ausgezeichnet, wenn die Klappen so konstruiert wären, dass, obwohl sie verschlossen sind, immer noch Wasser ein und austreten kann. Das ließe sich, wie verschiedene Projekte nachweisen, mit Hilfe von riesigen Turbinen bewerkstelligen."
Der EU-Kommission zufolge sollte die italienische Regierung die Hinweise der Autoren der Alternativprojekte berücksichtigen. Wenn die geplanten Stahlklappen mit solchen Turbinen ausgerüstet würden, wäre der Wasseraustausch gesichert und die verschlossene Lagune würde nicht durch private und industrielle Abwässer verseucht werden. Gigantische Turbinen würden schmutziges Wasser aus der Lagune pumpen und sauberes hineinlassen. Computersimulationen ergaben, dass dieser künstliche Wasseraustausch funktionieren kann. Wenigstens einige Tage lang. Ohne die Turbinen, so die Experten, würde das Wasser der durch Moses verschlossenen Lagune nach maximal drei Tagen so verschmutzt sein, dass Fische und andere Meerestiere sterben und Zugvögel sich vergiften.
"Das hat seinen Grund in dem Umstand, dass das Projekt Moses, mit dem die gesamte Lagune von Venedig vor Hochwassern geschützt werden soll, übereilt entschieden wurde. Ohne auf die hochsensible und komplexe Umwelt einer Lagune Rücksicht zu nehmen, deren Wasser sich ständig erneuert, dank der abwechselnden niedrigen und dann wieder höheren Wasserpegel. Moses könnte eine für die Tiere und die Pflanzen verheerende Situation provozieren"
Das als "Jahrhundertbaustelle" verkündete Projekt Moses ist seit mehr als einem Jahr in Bau. Es sieht 78 Stahlklappen mit einer Größe von rund 20 mal 10 Metern vor, die die natürlichen Eingänge in die Lagune im Fall von Hochwassern verschließen. Ein zentral gesteuertes Computersystem reagiert automatisch wenn der Wasserspiegel in Venedig eine bestimmte Höhe erreicht. Der Schutzwall besteht aus verschiedenen Klappen. Steigt das Wasser stellen sich die Klappen hoch. Das für die Statik der historisch wichtigen Bauwerke Venedigs gefährliche Hochwasser bleibt im wahrsten Sinne des Wortes "draußen", in der Adria. Hinter dem Projekt Moses, das von der Regierung Berlusconi und einem Unternehmenskonsortium finanziert wird, stecken enorme Wirtschaftsinteressen. Die Projektpartner beziffern die Kosten auf zirka vier Milliarden Euro. Toniato:
"Dieses Klappensystem ist zum Synonym für die Rettung Venedigs geworden. Dass der tagelange Verschluss der Lagune, so dass kein Wasser mehr hinein und keines mehr hinausdringen kann, zu einer Verschmutzung ohnegleichen führt, die Fauna und Flora zum großen Teil zerstören könnte, dringt erst jetzt ins Bewusstsein der Verantwortlichen."
Die europäische Kommission hat jetzt die Regierung Berlusconi aufgefordert, sich ihr gegenüber zu den Vorwürfen von Umweltschützern, Biologen und Ingenieuren zu äußern, die schon 2004 ihre Bedenken zum Projekt Moses zusammengefasst hatten. Der EU-Kommission zufolge hat die Regierung in Rom mit dem Baubeginn von Moses die europäische Richtlinien zum Schutz des natürlichen Lebensraums von Zugvögeln und ständig in der Lagune lebenden Tieren grob verletzt. Ministerpräsident Berlusconi hat nun zwei Monate Zeit, um auf diese Vorwürfe zu reagieren. Derweil wird in der Lagune weitergebaut. Venedigs Bürgermeister, der Linksdemokrat und Philosoph Massimo Cacciari, diskutiert derzeit mit Experten der ingenieurwissenschaftlichen und umweltbiologischen Fakultät der Universität Venedig sechs Alternativprojekte zu Moses. Dazu die Umweltingenieurin Ester de Con:
"Es geht uns um das Konzept der Umweltverträglichkeit. Die Alternativprojekte erlauben den Wasseraustausch auch bei einem zeitweisen Verschluss der Lagune. Das Projekt Moses wäre an sich ausgezeichnet, wenn die Klappen so konstruiert wären, dass, obwohl sie verschlossen sind, immer noch Wasser ein und austreten kann. Das ließe sich, wie verschiedene Projekte nachweisen, mit Hilfe von riesigen Turbinen bewerkstelligen."
Der EU-Kommission zufolge sollte die italienische Regierung die Hinweise der Autoren der Alternativprojekte berücksichtigen. Wenn die geplanten Stahlklappen mit solchen Turbinen ausgerüstet würden, wäre der Wasseraustausch gesichert und die verschlossene Lagune würde nicht durch private und industrielle Abwässer verseucht werden. Gigantische Turbinen würden schmutziges Wasser aus der Lagune pumpen und sauberes hineinlassen. Computersimulationen ergaben, dass dieser künstliche Wasseraustausch funktionieren kann. Wenigstens einige Tage lang. Ohne die Turbinen, so die Experten, würde das Wasser der durch Moses verschlossenen Lagune nach maximal drei Tagen so verschmutzt sein, dass Fische und andere Meerestiere sterben und Zugvögel sich vergiften.