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Müller, Schaeffler, Bosch und Co.
Warum Deutschlands Familienunternehmen wachsen

Deutschlands 50 größte Familienunternehmen kamen im Jahr 2015 zusammen auf einen Umsatz von rund einer Billion Euro - eine Steigerung von knapp sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine der Ursachen des kräftigen Wachstums waren Zukäufe. Doch es ist nicht nur die reine Größe, die für den Erfolg zählt.

Von Stefan Wolff | 06.07.2016
    Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann schwingt beim Börsengang des Unternehmens im Oktober 2015 in Frankfurt die Börsenglocke. Ihr Sohn und Aufsichtsratschef Georg Schaeffler und Vorstandschef Klaus Rosenfeld (rechts) applaudieren.
    Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Gesellschafterin der Schaeffler AG, schwingt beim Börsengang des Unternehmens im Oktober 2015 in Frankfurt die Börsenglocke. Links steht ihr Sohn Georg Schaeffler. (picture alliance / dpa/ Arne Dedert)
    Die Namen sind allseits bekannt, doch viel mehr erfährt man selten über Familienunternehmen und ihre Lenker. So schottet sich die Familie Albrecht von der Einzelhandelskette Aldi ebenso vor der Öffentlichkeit ab wie die Familie Oetker oder Susanne Klatten, die unter anderem den Chemiekonzern Altana besitzt und große Anteile an SGL Carbon und dem Autohersteller BMW hält.
    Interviews sind eher selten, so wie eines mit Maria-Elisabeth Schaeffler beim Börsengang ihres Unternehmens im Oktober vergangenen Jahres:
    "Das muss ja alles wachsen. Sie können ja ein kleines Kind auch nicht gleich aufs Gymnasium schicken. Wir mussten zuerst das Ganze entwickeln und wachsen lassen. Und jetzt, wo wir erfolgreich sind, können wir das den privaten Investoren anbieten."
    In der vom Institut für Familienunternehmen veröffentlichten Rangliste der Familienunternehmen ist der Autozulieferer Schaeffler von Platz 17 auf Platz 16 vorgerückt, was am boomenden Automarkt liegt.
    "Konkurrenz hält wach. Und wir selber sind ja in China mit 11.000 Leuten vor Ort und haben einen guten Draht zur chinesischen Automobilindustrie, sodass wir da überall mitmischen", so Maria-Elisabeth Schaeffler.
    Auch VW gilt als Familienunternehmen
    Als familiengeführte Unternehmen gelten der Studie zufolge auch börsennotierte Konzerne, bei denen die Gründerfamilie mindestens ein Viertel der Anteile besitzt. Das ist ein Grund dafür, weshalb VW als größtes Familienunternehmen Deutschlands geführt wird, gefolgt vom BMW und der Schwarz-Gruppe, denen die Einzelhandelskette Lidl gehört.
    Einen der größten Umsatzsprünge machte die auf Platz vier geführte Robert Bosch GmbH, die vor allem durch Zukäufe wuchs. So erwarb Bosch den Hausgerätehersteller BSH und den Zulieferer ZF Lenksysteme. Familie Müller machte gar einen Sprung um elf Plätze nach vorn durch den Zukauf von Dairy Crest. Das Milchunternehmen liegt jetzt auf Rang 36.
    Doch die reine Größer ist es nicht, die Familienunternehmen erfolgreich macht. Peter Englisch von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY:
    "Den Erfolg von Familienunternehmen macht insbesondere aus, dass es um das eigene Geld geht, das eigene Unternehmen. Da steckt viel Herzblut drin. Man gibt wirklich alles dafür, die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern. Und das ist ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor."
    Im Einzelhandel läuft es zäh
    Dass das nicht immer klappt, zeigen Beispiele wie die Schlecker-Pleite oder die Bruchlandung der Kaufhauskette Karstadt, in der die Familie Schickedanz das Sagen hatte. Im Einzelhandel läuft es eben zäh. Das zeigen auch massive Umsatzrückgänge bei Otto und der Metro Gruppe.
    Im Übrigen spricht die Studie von einer "idealen Symbiose", wenn Familienunternehmen an die Börse gehen, die Familien aber das Sagen behalten. Liz Mohn teilte bereits vor Jahren solchen Ansinnen für Bertelsmann eine Absage:
    "Ich möchte nicht, dass unser Familienunternehmen in der fünften Generation, dass das zerschlagen wird, was über Generationen gut aufgebaut worden ist."
    Auch Müller Milch, Dr. Oetker oder Bosch halten von der Börse und zu viel Öffentlichkeit eher wenig.