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Ranking der Familienunternehmen
Hamburg hat die meisten, der Süden die Erfolgreichsten

Familienunternehmen gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Sie seien nicht nur innovationsstark, sondern schüfen auch besonders viele Arbeitsplätze, urteilt die Unternehmensberatung EY. Das größte von ihnen, Volkswagen, steckt zwar derzeit in einer Krise, beschäftigt aber 580.000 Menschen und kommt auf einen Umsatz von 200 Milliarden Euro.

Von Brigitte Scholtes | 15.06.2016
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    BMW: Das größte Familienunternehmen in Süddeutschland. (picture alliance / dpa / Sven Hoppe )
    Hauptstadt der großen deutschen Familienunternehmen ist Hamburg. 34 große Firmen haben ihren Sitz in der Hansestadt. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung EY, früher Ernst & Young. Sie hat die Familienunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro untersucht, 678 insgesamt. Auf Platz zwei unter den Großstädten folgt Düsseldorf als Sitz von 16 Unternehmen und München mit 15 Firmen. Nordrhein-Westfalen ist zwar die Heimat der meisten großen Familienunternehmen, wirtschaftlich am erfolgreichsten sind jedoch die in Baden-Württemberg und Bayern: Die steigerten ihren Umsatz überdurchschnittlich um mehr als fünf Prozent, während der in Hamburg leicht schrumpfte.
    Warum das so ist, erläutert Peter Englisch, Partner und Leiter Familienunternehmen bei EY: "Regionale Unterschiede ergeben sich insbesondere daraus, dass wir in den unterschiedlichen Geographien und Bundesländern unterschiedliche Branchenschwerpunkte haben, die dann Einfluss auf die regionale Auswertung haben. In Summe ist aber nach wie vor festzustellen, dass sich die Familienunternehmen hervorragend entwickelt haben."
    Beitrag zur Integration von Flüchtlingen
    In Hamburg haben nicht so viele Industrieunternehmen ihren Sitz wie in Süddeutschland. In den Branchen Industrie, Lebensmittel, Handel, Automobilindustrie und Maschinenbau sind die meisten Familienunternehmen vertreten. Warum sie eine so große Bedeutung haben, erklärt Unternehmensberater Englisch von EY: "Aus meiner Sicht sind die Familienunternehmen wichtig für die deutsche Wirtschaft, nicht nur, weil sie innovations- und umsatzstark sind, sondern weil sie auch sehr viele Arbeitsplätze schaffen und damit nicht nur zur Ausbildung junger Menschen, sondern aktuell auch zur Integration von neu in Deutschland ankommenden Flüchtlingen beitragen."
    Ältestes Unternehmen wurde 1467 gegründet
    Auf Platz eins steht trotz Krise unangefochten Volkswagen mit mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 580.000 Beschäftigten im Konzern, gefolgt von BMW, das 80 Milliarden Euro umsetzt und gut 116.000 Menschgen beschäftigt. Familienunternehmen, auch große, sind aber auch anfällig für Streit, wie etwa aktuell der Machtkampf beim viertgrößten Unternehmen im Ranking der Studie, Aldi Nord nämlich, zeigt. Peter Englisch: "Spannungen entstehen sowohl in großen Unternehmen, aber das finden wir auch in kleinen. Ich glaube, das ist nicht abhängig von der Größe, sondern davon abhängig, wie professionell der Umgang miteinander erfolgt, ob man in der Lage ist, geschäftliche Entscheidungen nicht persönlich zu nehmen und diese Emotionen durch miteinander vereinbarte Spielregeln und Verhaltensregeln herauszunehmen."
    Das Bemühen, das eigene Unternehmen langfristig zu sichern, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Familienunternehmen. Das gelingt manchen sehr lange: Das älteste unter den großen sind die BGH Edelstahlwerke Freital, die im Jahr 1467 gegründet wurden.